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In einem meiner letzten Beiträge hatte ich über das Thema Beitragsanpassung in der privaten Krankenversicherung geschrieben. Es ging in diesem unter anderem um sogenannte Tarifwechseldienstleister, die gegen ein erfolgsabhängiges Honorar ihre Unterstützung bei einem Tarifwechsel anbieten.
Um dieses System und den genauen Ablauf dieses Geschäftsmodells besser zu verstehen, habe ich mich als privatversicherte Person ausgegeben, die dringend einen Tarifwechsel durchführen möchte. Anbieter zu finden war kein Problem. Wenn Sie bei Google den Begriff „Tarifwechsel PKV“ eingeben, erhalten Sie knapp 54.800 Treffer. Ich habe dann einfach die Liste herunter telefoniert, um mir mal einen Überblick zu verschaffen. Alle antelefonierten Anbieter haben ihren Telefonleitfaden „heruntergerattert“, um mich innerhalb von den vermutlich vorgegebenen zweieinhalb Minuten von der Qualität des Unternehmens und der Beratung zu überzeugen.
Nachdem das vermutlich hoch qualifizierte Personal die Anbahnungsphase beendete, ging es endlich zu meinem gewünschten Tarifwechsel. Um diesen Blog-Beitrag aber nicht zu überfrachten, habe ich die schlechteste Beratung herausgesucht, die ich nachfolgend aufzeigen möchte.
Über ein Portal bin ich an einen Makler aus Bielefeld geraten. Bevor es jedoch um die schlechteste Beratung geht, möchte ich kurz meinen Weg zu diesem Makler darstellen. Es muss etwa der vierte Treffer von 54.800 gewesen sein, welchen ich anrief und um Unterstützung bat. Der freundliche, aber mit einem meines Erachtens eher schlechten Telefonleitfaden ausgestattete Herr, konnte mir nicht direkt helfen, da er bzw. seine Firma nur ein Datenhändler sei. Diese Unternehmungen versuchen den ganzen Tag an Ihre und meine Daten zu gelangen, um diese an irgendwelche Abnehmer, meist Versicherungsmakler oder Versicherungsvertreter, für teures Geld zu verkaufen.
So war es auch bei mir und ich wurde nach Beendigung des Telefonats an den bereits besagten Makler nach Bielefeld verkauft. Dieser rief mich am noch selben Tag an und ratterte seinerseits, wie auch alle anderen, seinen perfekt getimten Telefonleitfaden runter. Zum Zeitpunkt seines Anrufes stand ich mal wieder auf der A7 im Stau. Ich hatte also ausreichend Zeit seine Beratung zum Thema Tarifwechsel in der privaten Krankenversicherung zu genießen. Doch warum ist die Beratung schlecht gewesen?
Ganz einfach: anstatt mich armen privat Krankenversicherten an die Hand zu nehmen, um mir den harten und steinigen Weg in einen anderen Tarif zu ebnen, riet er mir zu einem anderen privaten Krankenversicherer zu wechseln.
Ich hatte ihm gesagt, dass ich seit über zehn Jahren privatversichert sei und mein Beitrag bei etwa 700 Euro liegt. Meines Erachtens ein guter Tarif, gute Leistungen und natürlich ein meinem Bedarf entsprechendes Krankentagegeld. Ferner habe ich eine Gesellschaft angegeben, die eine ausreichende Tariflandschaft unterhält, in der ein Wechsel in andere adäquate Tarife ohne weiteres möglich ist.
Er sagte mir allerdings, dass der versicherte Tarif gut sei, aber die Gesellschaft, bei der ich versichert wäre, sehr schlecht sei. Als Begründung führte er eine soeben durchgeführte Bilanzkennzahlenanalyse an, die er eigens nur für mich angefertigt hat. Nach dieser steht mein erfundener Tarif und die Gesellschaft kurz vor dem Aus!
Dieses wollte ich nicht hinnehmen und brachte folgende Einwände:
Ich wandte ein: „Aus diesen Gründen scheidet doch ein Gesellschaftswechsel normalerweise aus, oder? “
Diese Argumente hatte er, vermutlich mit seinem „Einwandbehandlungsbuch“, alle relativiert. Wäre es nach ihm gegangen, hätte ich die Kündigung ausgesprochen und zu einem anderen Versicherer gewechselt. Das Traurige ist, dass alle anderen von ihm unterbreiteten Angebote von anderen Gesellschaften ähnlich teuer waren. Gute Beratung sieht anders aus!
Es ist meines Erachtens fatal, einem Verbraucher unter den genannten Voraussetzungen in eine andere Gesellschaft zu locken. Verbraucher sollten bei dem Begriff Gesellschaftswechsel hellhörig werden und woanders eine ehrliche Beratung suchen.
Zum Abschluss möchte ich hervorheben, dass es sich vorliegend um einen sehr traurigen Einzelfall handelt. Gleichwohl zeigt dieser wiederum eindrucksvoll, was eine hohe zu erwartende Provision im Kopf eines von den Versicherungen wirtschaftlich Abhängigen anstellen kann.