Menu
Gastbeiträge

Niedrigzins ist eine dumme Ausrede

Niedrigzins ist eine dumme Ausrede

 22.09.2015  Gastbeiträge  8 Kommentare  Holger Balodis

Wie ein Mantra wird der Niedrigzins von Versicherungsmanagern Lobbyisten und Politikern als Argument bemüht, um die schlechten Auszahlungen der deutschen Lebensversicherer zu begründen. Die Altersvorsorge insgesamt werde durch den Niedrigzins gefährdet. Ich finde: Das ist entweder clever gelogen oder zeugt von Unwissenheit.

© rbrudolph / Pixabay

Seit Jahresbeginn gilt für klassische Lebens- und Rentenpolicen nur noch ein Rechnungszins von 1,25 Prozent. Doch selbst das ist vielen Versicherern noch zu viel: Zurich, Talanx und Ergo haben sich bereits vom Garantiezins verabschiedet. Auch die meisten anderen Versicherer wollen vor allem Verträge verkaufen, die allenfalls einen Beitragserhalt garantieren – wenn man bis zum Ende durchhält. Inflationsbereinigt wäre das eine Kapitalvernichtung.
Schuld ist angeblich der Niedrigzins, was zunächst sogar plausibel klingt: Wo es keine Zinsen mehr zu verdienen gibt, kann man auch keine mehr garantierten. Logo. Aber ist das wirklich so? Schaut man in die Geschäftsberichte der Versicherer, dann protzen sie dort mit Kapitalanlagerenditen von 4 bis 6 Prozent. Wie bitte, so viel verdienen die Lebensversicherer noch mit unserem Geld?

Tatsächlich haben sie die Kundengelder sehr clever angelegt. Nicht nur in langweiligen Staatspapieren, sondern auch in Immobilien, Windkraftanlagen, Parkuhren und demnächst wohl auch in Brücken und Autobahnen. Das rentierte sich 2014 branchenweit mit 4,63 Prozent. Und das netto, also nach Abzug der Kapitalanlagekosten. Ein Einzelfall? Keineswegs. Ein Jahr vorher waren es 4,68 Prozent. Lediglich im Crash-Jahr 2008 lag die Rendite unter 4 Prozent. Diese Zahlen stammen übrigens vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft. Die Folge sind milliardenschwere Zinsüberschüsse. Die entstehen, weil die Unternehmen deutlich mehr Zinsen kassieren als sie ihren Versicherten an Rechnungszinsen gutschreiben. Dies zeigt: Die Jammerei, die deutschen Lebensversicherungen litten an den hohen Zinsversprechen, die sie in den 90er Jahren ihren Kunden gegeben hat, ist grundlos. Die Erfüllung der Versprechen ist für die Branche kein Problem. Dies auch deshalb, weil die Versicherer ja nicht allein Zinsüberschüsse erzielen. Dazu kommen noch Risiko- und Kostengewinne. Alles in allem betrug der Überschuss im Jahr 2013 stattliche 17,7 Milliarden Euro. So profitabel ist die angeblich notleidende Lebensversicherung. Jawohl, es handelt sich um einen sehr florierenden Wirtschaftszweig, der trotz allen Krisengeredes im Jahr 2014 immerhin 5,5 Millionen neue Verträge verkauft hat. Das Problem für die Kunden: Prozentual landet vom riesigen Überschuss immer weniger bei den Kunden. Immer mehr verbleibt bei den Versicherern oder wird an die Eigentümer ausgeschüttet. Die Aktionäre von Allianz und des Ergo-Mutterkonzerns Münchner Rück freuen sich im laufenden Jahr über eine Rekorddividende. Viele Altkunden der Lebensversicherer bekommen zum gleichen Zeitpunkt eine Überschussbeteiligung in Höhe von - und das ist kein Witz - null. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Am Niedrigzins liegt es ganz sicher nicht


Kommentare
Kommentar von Guido Lehberg  am  16.10.2015 17:11
Ich selbst bin Versicherungsmakler und stehe ausschließlich im Lager meiner Klienten. Ich finde es sehr schade, dass häufig so getan wird, als sei eine Lebensversicherung mit einer Rentenversicherung gleichzustellen.
In der Vergangenheit sind viele Kunden mit einer Steuerfreien Lebensversicherung sehr gut gefahren.
Dieser Vorteil fehlt heute. Damit macht eine Lebensversicherung sicherlich keinen Sinn mehr. Aber eine Rentenversicherung schon. Vorausgesetzt die Bedingungen passen. Da gibt es viele Gesellschaften, die tatsächlich das Langlebigkeitsrisiko auf den Kunden abwälzen. Richtig.
Es gibt aber auch noch ein paar wenige, bei denen der Kunde ein gutes Geschäft macht. Die erwähnte Zinszusatzreserve ist übrigens keine Erfindung der Versicherungen, sondern des Verbraucherschutzes (auch des BdV!?). Auch ich würde keinem Kunden mehr zu einem Neuvertrag einer rein klassischen Rentenversicherung raten. Es gibt aber genügend Alternativen in der Anlage.
Noch ein Hinweis zum Beitrag des Herrn Stopp: ein Abschluss zum Rentenbeginn ist machbar und eines ist garantiert - weniger Rente als wenn ich direkt eine richtige Rentenversicherung abschließe.
Kommentar von Eberherd Stopp  am  05.10.2015 10:55
Als Versicherungsmakler wende ich mich in erster Linie an Kunden, Mandanten und Leser.
Herr Schwark ist Mitglied der Hauptgeschäftsführung des GDV, also ein Lobbyist der Versicherer und aus diesem Blickwinkel argumentiert er dann auch.
Er muss es .., tut es und als Leser und Kunde muss man das einordnen können.
Wolfgang hat die Wahrnehmung bei vielen Kunden schon treffend beschrieben.

Der Titel des Buches „ Garantiert Beschissen“ von H. Balodies und Frau D. Hühne ist sicher provokant, aber wohl durchaus gerechtfertigt.
Denn einige Versicherer gehen weder mit Kunden, noch mit Vermittlern/ Maklern, noch mit eigenen Angestellten fair um. „ Gut beraten“ , Courtage-Änderungen nach LVRG bei A… ; R+V, ….sind nicht nur provokant, sondern führen den Makler in Falle, in die Haftung gegenüber den Mandanten. Siehe dazu RA N. Wirth , Vorsitzender AfW, im Portfolio-International 04.2015
" Erhebliche Fähigkeitslücke " .
Herr Balodis hätte als Journalist sicher auch andere Jobs, die lukrativer sind, annehmen können. Bei diesen Buchpreisen von 17,99 € wird man sicher auch nicht reich und macht sich nicht nur Freunde. Daher gehe ich davon aus, dass Herr Balodis diese Themen in der Absicht anpackt, im Sinne des Kunden, des Bürgers, positive Änderungen herbeizuführen.
Als Versicherungsmakler, der wirklich auf Seiten seiner Mandanten steht, hier ein paar Fakten und Erfahrungen von mir zum Thema Lebens- und Rentenversicherungen:

Erstens:
Es ist garantiert, dass nichts garantiert ist. Siehe dazu § 89 VAG, §§ 153, 163, 169 VVG. Hierzu nützen dem Kunden weder pauschale Gesamtsummen des VR, noch Aussagen über die Gewinnbeteiligungen, weil
Zweitens:
der Kunde kann in keinem Fall nachvollziehen, nachrechnen, nachprüfen, ob seine Ablaufleistungen dem wirklichen Gewinnen der VR (je Tarif, Gewinnverband, Sterbetafeln, Kosten; ..) anteilmäßig entsprechen, dazu müsste er
Drittens,
einen sehr guten Rechtsanwalt und einen Sachverständigen beauftragen und bezahlen ohne wirklich gute Aussichten auf Erfolg, und die VR müssen Ihre Geschäftsberichte zu dem konkreten Vertrag nicht offen legen.
Viertens,
der genaue Sparbetrag, also der Teil der Prämie, der angelegt wird, ist nicht bekannt, daher nützen auch Garantiezinsen nichts, weil der Kunde nicht weiss, welcher Betrag verzinst wird.

So schreiben RA Dr. Fiala und Gutachter, Herr P. Schramm:
http://www.versicherungsbote.de/id/4811713/Geldanlage-Garantien-Einlagensicherung-Banken-Staatsanleihen/
Garantiert ist keine Garantieleistung in der Lebensversicherung
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, bei Verschlechterung der Finanzlage des Lebensversicherers (ggf. auch in Kombination) die Leistungen herabzusetzen:

• Herabsetzung der künftigen laufenden Überschussbeteiligung (Wirkung auf Verminderung von Ablaufleistungen aus Überschüssen, Überschussrenten, und auf nicht garantierte Prämienhöhe, soweit mit Überschüssen verrechnet),
• Auflösung stiller Reserven (Bewertungsreserven) mit der Folge der Verminderung der gesetzlichen Beteiligung an den Bewertungsreserven sowie Verminderung der Zinsüberschüsse
• Zusätzliche Rückversicherung zur Erzielung erfolgswirksamer Rückversicherungsprovisionen, mit negativem Effekt auf künftige Kostenüberschüsse,
• Prämienerhöhungen (auch der garantierten Prämie) bzw. Herabsetzung künftiger und laufender garantierter Leistungen, soweit gesetzlich vorgesehen und vertraglich nicht ausgeschlossen
• Auf ein Jahr befristete Herabsetzung auch der garantierten Rückkaufswerte;
• Übertragung von Teilen der oder aller Versicherungsbestände auf einen anderen Versicherer,
• Übertragung der Versicherungsbestände auf Protektor, notfalls unter Kürzung der garantierten Leistungen um bis zu 5 % (Voraussetzung: sofern überhaupt durch die Branche finanzierbar),
• Vorläufiges Zahlungsverbot auf Anordnung der Aufsichtsbehörde,
• Herabsetzung auch der garantierten Versicherungsleistungen durch die Aufsichtsbehörde im erforderlichen Umfang, entsprechend dem noch zur Verfügung stehenden Deckungskapital, § 89 II VAG zur Vermeidung einer Insolvenz.
• Insolvenz mit ggf. Beendigung der Versicherungsverträge und Auszahlung der jeweils noch vorhandenen Deckungsmittel
Zitat Ende ! Ich denke, das dürfte als Faktencheck ausreichen.

So ist u.a. festzustellen, dass zum Bsp. bei Riester R Enten die Kosten nach dem Sparvorgang nicht bekannt sind, auch die Einmalzahlung für die Rentenzahlung nach dem 85. Lebensjahr in eine Rentenversicherung bei einem Bank, oder Fondssparplan kann man nur an Hand aktueller Beispiele schätzen. Hier wird inzwischen von 20 -30 % Einmalbetrag vom Endkapital gesprochen. Bei Abschluss weiss das keiner.
Die Versicherer mauern bei den Kosten, Gewinnbeteiligungen ( Allianz Stuttgart Az. 22 O 617/10). und Anfragen an Bafin werden mit dem Hinweis auf § 84 VAG – Schweigepflicht – beantwortet.

So hat zum Bsp. die VHV am 26.11.2010, Dresden, ….ein Seminar „ Die HVH Baurente-Betriebliche Altersversorgung für den Chef“, Referent Herr A. K. vor Baubetrieben in Dresden durchgeführt, Seite 2 ;
Zitat: „ Sonderkonditionen dank Zielkalkulation für Baubetriebe, nur von der VHV direkt, nicht über Makler „ , Zitat Ende. Unsere Rentenversicherung ist lukrativer, weil wir keine Makler dazwischen schalten, denen wir Courtage für die Vermittlung / Beratung bezahlen müssen. Das die Beratung damit auch wegfällt, wurde nicht erwähnt. Risiken und Nachteile, wie Sie nun mal bei einer BAV vorhanden sind, waren nicht Thema.

http://www.procontra-online.de/artikel/date/2015/09/empfehlen-sie-keine-vermeintlich-sicheren-staatsanleihen/
So sagt die Commerzbank, Herr Schickentanz:
„ Sie sollten ihnen auf keinen Fall vermeintlich sichere Staatsanleihen empfehlen. Wir sehen am langen Ende der Zinskurve nämlich steigende Renditen, im Umkehrschluss also fallende Kurse. „
In was investieren aber Lebensversicherer? In Staatsanleihen! Siehe VAG § § 54 Folgende
Will hier wirklich noch jemand behaupten die Kundengelder wären sicher?

Zitat Bafin, 29.07.2015 : Erneute BaFin-Erhebung bestätigt:
Deutsche Lebensversicherer für Solvency II gerüstet
Zitat: ( man beachte den Widerspruch zur Überschrift! -Absicht?)
Dies wird durch die erneute Vollerhebung bestätigt, wonach bei fast der Hälfte der befragten Unternehmen die Eigenmittel zum Stichtag 31. Dezember 2014 unter den künftigen Anforderungen lägen, wenn sie die Übergangsmaßnahmen nicht anwendeten. In der Summe ergäbe sich dann für diese Unternehmen eine Eigenmittellücke von etwa 12 Milliarden Euro.
Zitat Ende.

Viele VR stellen Vertrieb mit KLV, Riester R Ente ein, oder verkaufen den Bestand.
Delta Llyod, Skandia, Basler, CM, Swiss Life bietet keine Riester R Enten mehr an, Ergo keine Zins-LV; Zurich, ….! Man verabschiedet sich aus dem LV –Geschäft- dank LVRG?

Lebensversicherung - Hochverzinste Altverträge als existenzbedrohende Bürde?
http://www.versicherungsbote.de/id/4817703/Lebensversicherung-Niedrigzins-Bedrohung-Existenz/ Zitat:
Besonders bedroht sind Lebensversicherungen mit vielen hochverzinsten Altpolicen. Insgesamt 35 der 87 deutschen Lebensversicherer haben mehr als die Hälfte Verträge im Bestand, die mit 3,25 Prozent und höher verzinst werden. Manche Anbieter haben gar ein Drittel oder mehr Policen im Bestand, die Zinsversprechen von vier Prozent und mehr beinhalten. Laut Welt betrifft dies besonders die Hannoversche Leben, Swiss Life, HDI, Credit Life, Axa, HUK Coburg, Inter und die Familienfürsorge.
Zitat Ende
Welche Motive könnte ich haben, ein angebliches gutes Produkt meinen Mandanten nicht zu empfehlen, wenn es doch so gut ist und ich damit noch Geld verdienen könnte?
Ich bin für meine Mandanten da und möchte Sie nicht enttäuschen!
Alle oben angeführten Fakten führen nur zu einer Erkenntnis:
Diese Versicherungs-Spar-Verträge nicht mehr zu empfehlen, diese Risiken im Produkt, am Markt, am Ende der Sparphase, den Mandanten klar aufzuzeigen, der Kunde muss dann selbst entscheiden.
Oft kommt das Argument vom Versicherungsschutz, der Versicherung der Langlebigkeit bei der Rentenversicherung. Das kann man aber später, noch kurz vor Renteneintritt versichern! Den Todesfall kann man mit einer wesentlich preiswerteren Risiko – LV absichern.
Hinzu kommen zahlreiche Gesetze und Praktiken, die den Sparer benachteiligen;
Anrechnung Grundsicherung, nachgelagerte ( nicht bekannte ) Besteuerung, Insolvenzrecht bei VR und Kunden ( auch Riester ist hier nicht sicher, siehe Amtsgerichtes München12.12.2011 ;Az. 273 C 8790/11), Hartz IV Anrechnung, Begehrlichkeiten der Sozialämter, usw. , all das benachteiligt klar den Kunden.

Viele Versicherer gehen weder mit Kunden, noch mit Vermittlern, fair um (siehe Ergo Riester-Verträge, siehe Allianz-Riester-Klage –VbZHamburg; siehe VHV-Massenentlassungen.de, siehe AachnM. –DVAG; siehe R+V CourtageÄnderungen….);
Politik und Konzerne arbeiten eng zusammen (Lobbyismus), meist zum Nachteil des Kunden.
Moral, Fairness, vernünftiges nachhaltiges Wirtschaften, zu niedrige Löhne unten ( Tarifflucht) , ungerechtfertigte Spitzengehälter oben, Einhaltung von Complains-Regeln, ….das alles stimmt nicht nur bei vielen Versicherern nicht mehr (VW, Siemens, D, Bank, RWE, …) , sondern ist ein Merkmal der neoliberalen Ideologie und der damit verbundenen Änderungen in der Gesellschaft.
Eine wirklich Aufsicht, Kontrolle ( Deregulierung durch EU seit 1994) , Sanktionen durch Gesetzgeber/ Bafin gibt es nicht mehr, man nennt die Wackelkandidaten bei LV nicht, beruft sich wieder auf § 84 VAG, man wartet, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist ( siehe Infinus) !
Es mangelt mir nicht an Beispielen, wo sich das Sparen durch eine LV / Rentenversicherung für den Kunden nicht gelohnt hat, auch durch vorzeitige Kündigung und den enormen Stornoabzug. Dazu müsste sich nicht nur bei den Versicherern etwas ändern, sonder vor allem beim Gesetzgeber, der die Rahmenbedingungen schafft.
Er müsste mal an seine Bürger, seinen Amtseid, an das Grundgesetz denken und entsprechend handeln. Wir wissen, das die Gesetze vorwiegend durch RA – Kanzleien der Anbieter vorgefertigt werden und im Bundestag nur durch gewunken werden.
Das müsste sich als erstes ändern.
Versicherer sollten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, biometrische Risiken versichern (Tod, BU, EU, Krankheiten, Unfälle) und endlich begreifen, ohne Kunden ( gelder) auch keine Manager- Boni, keine Dividende möglich. Ich bevorzuge dann eher die VVag, Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, da gibt es noch einige VR, auf die man sich verlassen kann.

Herr Dr. Schwark, Sie reiten ein totes Pferd:
http://www.versicherungsbote.de/id/4781512/Scheissegal-wenn-das-Pferd-tot-ist--dann-nehmen-wir-eben-das-Pony/


Eberhard Stopp Versicherungsmakler 05.10.2015
Kommentar von Dr. Peter Schwark  am  02.10.2015 13:58
Gerne noch mal mit anderen Worten:

1. Sie behaupten, die Profitabilität der Unternehmen beträgt 17,7 Mrd. €. Genauso hatten Sie das auch in der Frankfurter Rundschau geschrieben (http://ow.ly/SVOUB). Tatsächlich sind es nur 1,7 Mrd. €, die den Unternehmen bleiben. 42 Mrd. € gehen inklusive Rechnungszinsen direkt oder indirekt an die Kunden.

2. Sie behaupten, die niedrigen Zinsen wirken sich nicht bei den Kapitalerträgen aus. Das läge daran, dass wir nicht nur in Anleihen sondern auch "in Immobilien, Windkraftanlagen, Parkuhren und demnächst wohl auch in Brücken und Autobahnen" investieren. Tatsächlich ist dafür aber ganz überwiegend entscheidend die immer stärkere Auflösung von Bewertungsreserven aus Anleihen, die wegen der niedrigen Zinsen entstanden sind. Die entsprechenden Mittel schreiben wir den Kunden in der Zinszusatzreserve gut, um damit die Zinsversprechen der Vergangenheit trotz niedrigerer Zinsen auch in Zukunft sicher zu finanzieren.

Sie haben leider kein seriöses Buch geschrieben, da spricht der Titel bereits Bände. Das sehen auch Teile Ihrer Leser so: http://ow.ly/SVN1Q
Kommentar von Holger Balodis  am  02.10.2015 12:51
Auf den Nachweis "ausgewählter Fehler" in meinem Blog-Beitrag durch Herrn Schwark warte ich noch immer.
Kommentar von Dr. Peter Schwark  am  30.09.2015 14:53
Dass jemand der eine ganze Branche mit Begriffen wie "Garantiert beschissen!" und „legaler Betrug“ belegt und dazu in einem unglaublichen Maße fehlerhafte und irreführende Darstellungen und Vergleiche verwendet, es selbst als ehrabschneidend empfindet, wenn ihm ausgewählte Fehler und irreführenden Darstellungen nachgewiesen werden, überrascht. Aber Sie sind nicht der Einzige, der gerne deftig austeilt und selber dünnhäutig auf Kritik reagiert.

Meine Vita ist übrigens transparent auf bdv-blog.de dargestellt: https://www.bdv-blog.de/cms/autoren.html.
Kommentar von Holger Balodis  am  30.09.2015 13:49
Eine kurze Entgegnung des Autors sei erlaubt. Anders als seine suggestive Darstellung (Balodis behauptet - Fakt ist...) nahelegt, hat Dr. Peter Schwark keine einzige Darstellung in meinem Blogbeitrag widerlegt. Daraus folgt doch offenbar: alle von mir genannten Fakten stimmen. Seine ehrabschneidenden Unterstellungen ("Fehler versteckt", "falsche Darstellungen") entbehren also der Grundlage.
Schwark selbst zeichnet hingegen ein schiefes Bild, wenn er den Eindruck erweckt, die Überschüsse würden nahezu vollständig den Kunden gutgeschrieben. Jeder Kunde kann sich beim Blick auf seine Standmitteilung davon überzeugen, dass die Realität eine andere ist: So werden den meisten Altkunden, die Verträge mit Rechnungszinsen von 3,25 bis 4 Prozent abgeschlossen haben, schon lange keine Überschussbeteiligung mehr zugeteilt. Das betrifft also viele Millionen Kunden. Sie erhalten von dem von mir erwähnten Überschuss der deutschen Lebensversicherer: nichts. Wer hingegen das Gutschreiben der versprochenen Garantiezinsen mit der Überschussbeteiligung verquickt, vermengt bewusst Äpfel mit Birnen.
Es gibt Mechanismen, die die Zuteilung von Überschüssen an den einzelnen Kunden geradezu verhindern. Beispielsweise werden bis zum Jahresende weit über 30 Milliarden Euro in der Zinszusatzreserve zurückgehalten. Die in diesen Jahren auslaufenden Verträge bekommen definitiv davon nichts ab.
Noch ein Hinweis: Dr. Peter Schwark ist Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und damit einer der Hauptlobbyisten der deutschen Lebensversicherer.
Kommentar von Wolfgang_AW  am  22.09.2015 17:52
Falls die Fakten alle so klar wären wie es der vorige Kommentar zu suggerieren versucht, dann hätten viele Kunden in Sachen Lebensversicherung nicht immer wieder den Rechtsweg beschreiten müssen.

Die Versicherungsbranche hat sich bislang, was Transparenz anbelangt, nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Ich denke dabei beispielhaft an das Widerrufsrecht, die Provisionen, Bewertungsreserven oder auch Kickbacks.

Also was soll das Gejammer. Es wäre ja geradezu lächerlich zu glauben, dass die Versicherer, im speziellen die Lebensversicherer, ausbluten könnten.
Die Neigung sich arm zu rechnen hat, besonders der Politik gegenüber, bislang immer gut funktioniert.

So schrieb das Magazin DER SPIEGEL in seiner Ausgabe 6/2013 in dem Artikel "Die Einflüsterer"

Zitat: "Mit ihren undurchsichtigen Verträgen bringt die Versicherungsindustrie ihre Kunden zur Verzweiflung, während sie ihre Macht gegenüber Politikern und Bürokraten rücksichtslos ausspielt. Dabei inszeniert sie sich gern als Mischung aus Behäbigkeit und Langeweile."

Bislang hat meistens nicht die Politik und schon gar nicht die Versicherungsbranche die Fakten gesetzt sondern die Gerichte.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang_AW
Kommentar von Dr. Peter Schwark  am  22.09.2015 16:10
Es erstaunt, dass tatsächlich jemand ernsthaft die Meinung vertritt, die Niedrigzinsphase ginge quasi spurlos an den Versicherern vorbei. Und das gerade auf der Plattform des BDV, der in Gestalt des Vorstandsvorsitzenden doch immerhin einen Versicherungsmathematiker aufzubieten hat. Damit nicht nur er weiß, wo Herr Balodis die Fehler versteckt hat, hier zwei kurze Hinweise:


H. Balodis behauptet:

Die Niedrigzinsphase berührt die Lebensversicherer nicht, das belegen die stabil hohen Kapitalanlagerenditen von 4 bis 6 Prozent.

Fakt ist:

In der Nettoverzinsung der vergangenen Jahre sind nicht nur Zinserträge, sondern in zunehmendem Umfang auch Einmaleffekte aus der Auflösung stiller Reserven enthalten. Die werden u.a. zur Finanzierung der Zinszusatzreserve wegen der niedrigen Zinsen benötigt. Dieser Effekt ist nicht beliebig wiederholbar und belegt, dass die Niedrigzinsphase die Lebensversicherer ganz erheblich herausfordert.


H. Balodis behauptet:

Der Überschuss der Lebensversicherer in 2013 von „stattlichen“ 17,7 Mrd. € zeigt, wie profitabel der Wirtschaftszweig ist. Von diesem „riesigen Überschuss“ komme aber immer weniger bei den Kunden an.

Fakt ist:

Die Kapitalerträge aus laufenden Zinsen, Realisierung von Bewertungsreserven sowie die Überschüsse aus Risiko und Kosten betrugen 2013 etwa 43,5 Milliarden Euro. Davon erhielten die Kunden für Garantieverzinsung und heutige sowie künftige Überschussbeteiligung über 96 Prozent. Lediglich 1,7 Milliarden Euro blieben den Unternehmen zur Bildung und Verzinsung von Eigenkapital.


Mir wäre die Motivlage des Herrn Balodis unklar, wüsste ich nicht, dass er gerade sein neues Buch "Garantiert beschissen!" vermarktet, das eine Vielzahl weiterer irreführender und falscher Darstellungen zur Lebensversicherung enthält.

Eigenen Kommentar abgeben
Name (Sie dürfen auch ein Pseudonym angeben)
E-Mail* (wird nicht veröffentlicht)
Ihr Kommentar*
 

Mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.

Mit Absenden eines Kommentars erklären Sie sich mit den rechtlichen Hinweisen und den Kommentarrichtlinien einverstanden.