Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
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Einer der mächtigsten Lobbyverbände Deutschlands ist verzweifelt. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sieht sich in der Pflicht, die Riester-Rente zu verteidigen. Dabei bedient er sich auch gerne mal Informationen, die nicht richtig sind.
Aber das ist alles Unfug, was der GDV da kolportiert.
Natürlich verschenkt der Staat nichts. Er nimmt vielmehr den Bürgerinnen und Bürgern etwas weg, um dieses Geld dann woanders hinfließen zu lassen. Konkret müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dafür arbeiten, dass über die Zulagenstelle und die Finanzämter das Riestern gefördert wird. Dabei nimmt der Staat bereitwillig in Kauf, dass einiges von diesen Geldern bei der Versicherungswirtschaft versickert. Hohe Kosten und niedrige Renten führen dazu, dass mehr Geld bei der Assekuranz verbleibt als es gut ist.
Das einzige was erst einmal verschenkt wird, ist also Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, das an die Versicherungswirtschaft geht – und zu einem kleinen Teil auch an die anderen Riester-Anbieter.
Klar, für das Geld, das nicht für den Vertrieb und Provisionen draufgeht und das nicht für Vorstandsgehälter und Glaspaläste verwendet wird, soll es irgendwann dann auch ein bisschen Rente für die Sparerinnen und Sparer geben. Bis dahin dauert es aber noch lange Zeit, eben bis zur Rente. Und diese Rente fällt dann auch besonders gering aus, denn gerade bei Riester gehen die Versicherer für die Verrentung von besonders langen Lebenserwartungen aus.
Man muss schon sehr alt werden, bis man tatsächlich in den Genuss dessen kommt, was der GDV als Geschenk bezeichnet. Es sei denn, man arbeitet in der Versicherungswirtschaft und schöpft die Kosten sofort ab.
Da ist es dann besonders unverschämt, wenn dann einer der obersten Lobbyisten, nämlich der Geschäftsführer des Verbandes selbst einfach behauptet, dass bei Riester-Verträgen gilt: „Komplexität und Kosten werden bestimmt durch den gesetzlichen Rahmen der Riester-Förderung“. So ein Politikbashing klingt immer gut und ist Wasser auf die Mühlen der Demagogen. Da ist es dann auch egal, ob das denn stimmt.
Der Geschäftsführer, Herr von Fürstenwerth, stellt da einfach wilde Behauptungen in den Raum, die er nicht belegt. „Die Kosten sind die üblichen für Retail-Produkte“, behauptet er zum Beispiel. Stimmt das denn? Unsere Erfahrungen und Erfolge vor den Gerichten zeigen immer wieder, dass gerade bei den Riester-Verträgen die Abschlusskosten besonders hoch sind – sogar ungesetzlich hoch. Und wenn es um die Kosten der Verrentung geht – Stichwort Lebenserwartung – dann sieht es bei den Riester-Verträgen üblicherweise besonders schlecht aus.
Wo Herr von Fürstenwerth Recht hat: das Zulagenverfahren ist wirklich kompliziert und birgt zusätzliche Arbeit für die Versicherungsunternehmen. Warum aber die Versicherungswirtschaft dann besonders komplizierte Tarife ausgerechnet bei den Riester-Verträgen kalkuliert hat, das erklärt er nicht. Denn es waren von Anfang an die Riester-Verträge, die besonders komplizierte Kostenstrukturen aufweisen (das hat Finanztest schon 2002 in einer gesonderten Kostenuntersuchung zu den Riester-Tarifen nachgewiesen).
Warum Herr von Fürstenwerth und der GDV mit solchen schrägen Aussagen zur Riester-Rente an die Öffentlichkeit gehen? Sie haben Angst, auch dieses bisschen Altersvorsorge als Geschäftsfeld zu verlieren. Nicht, dass sie dieses Geschäftsfeld beherrschen würden. Aber sie wollen eben an das Geld. An Ihres und meines und besonders an das der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.