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… auf Schließung und Run-Off. Als erstes sind die Journalist*innen betroffen: Offen zeigen will sie die Hintergründe aber nicht!
Da kommt nämlich die Meldung, dass die Allianz die Presse-Pensionskasse des Presse-Versorgungswerkes (PVW) schließen möchte. Ich nehme diese Meldung sehr ernst, kommt sie doch vom angesehenen Versicherungsmonitor, der als Informationsquelle vertrauenswürdig ist. Schließen heißt, dass keine Neuverträge mehr aufgenommen werden sollen. Die bisher bestehenden Absicherungen sollen also in den Run-Off geschickt werden. Glaubt man den Zahlen aus dem Geschäftsbericht des PVW so geht es um etwas mehr als 150.000 Verträge – nicht gerade wenige.
Ich lese also den Geschäftsbericht des PVW und komme ins Grübeln. Schließlich wird mir die Rolle der Allianz nicht ganz klar. Es finden sich erst mal viele Fotos, wie die Honoratioren des PVW im Allianz-Forum in Berlin den 70. Geburtstag des PVW feierten. Ein deutlicher Hinweis, dass die Allianz viel mit dem PVW zu tun hat. Aber wie genau?
Im Geschäftsbericht des PVW ist die Rede von einem „Sonderabrechnungsverband der Presse-Versorgung, der als Konsortium unter der Federführung der Allianz Lebensversicherungs-AG geführt wird“. Erläuternd findet sich auch der Hinweis: „Die Presse-Pensionskasse und fondsgebundene Versicherungen werden ohne Konsortium vollständig innerhalb der Allianz-Gruppe geführt.“ „Innerhalb der Allianz-Gruppe“ kann vieles bedeuten. Das war es dann auch schon im Geschäftsbericht an Informationen zur Bedeutung der Allianz für das PVW.
Vielleicht erfahre ich mehr auf der Homepage des PVW? Unter dem Titel „Zahlen und Fakten der Konsorten“ hoffe ich auf mehr Informationen. Für weitere Angaben werde ich aber nur auf die Page der Allianz verlinkt, wo ich den Geschäftsbericht der Allianz Lebensversicherung finde. Dort kein Wort zum PVW.
Also zurück zur Page des PVW. Auch unter „Zahlen und Fakten“ finde ich nur den Hinweis, dass die Allianz mit 92,4 Prozent der Konsortialführer ist. Welche Rolle die Allianz spielt, bleibt weiter unklar.
Ich hoffe, dass in „Fünf Fragen an den Geschäftsführer“ das PVW die Rolle der Allianz deutlicher macht, schließlich erscheint das angekündigte Interview ja in einer Zeitschrift für Allianz-Makler. Dumm nur, dass der Link ins Leere geht.
Insgesamt also Fehlanzeige, auf der Page des PVW Infos zur Rolle der Allianz zu bekommen.
Ich probiere es auf der Page der Allianz, finde aber unter dem Stichwort „Presse-Versorgung“ nichts. Ich erinnere mich aber, dass im Geschäftsbericht die Rede von einer „Presse-Pensionskasse“ war. Unter dem Stichwort finde ich natürlich auch nichts. Aber werde ich vielleicht Informationen zur Allianz Pensionskasse finden? Es ist wie verhext. Zur „Allianz Pensionskasse AG“ finde ich auf der Page des Versicherers nur einen einzigen Link, der aber nur eine allgemeine Aussage zu Pensionskassen umfasst.
Auch die Google-Suche hilft nicht weiter. Natürlich findet man unter dem Suchbegriff „Allianz Pensionskasse AG“ Links zu Werbeseiten, aber eben keine Möglichkeit, handfeste Informationen zu finden. Weil es sich aber um eine Aktiengesellschaft handelt, versuche ich es beim Bundesanzeiger. Der hilft mir weiter und ich finde den letzten Geschäftsbericht. Natürlich kaum leserlich, da es kein gelayoutetes PDF ist. Aber ich kann ja froh sein, dass die Allianz überhaupt Informationen zur Pensionskasse herausrückt. Ärgerlich nur, dass auch die Allianz Pensionskasse nichts zum PVW sagt. Letzter Versuch: Ich durchforste den Geschäftsbericht der Allianz Lebensversicherung. Aber auch hier kein Wort zum PVW.
Vielleicht kommt man aber über die arbeitsrechtliche Betrachtung weiter? Ich finde schließlich auf der Page des PVW eine Broschüre, die noch weiteren Aufschluss zum PVW geben will – inklusive Tarifverträgen! . Aber auch hier gibt es dann nur den Hinweis, dass der jeweilige Arbeitgeber verpflichtet sei, „die bei ihm beschäftigten Redakteurinnen und Redakteure über die Versorgungswerk der Presse GmbH bei deren Vertragsgesellschaften zu versichern“. Und da gibt es dann eben keine klaren Informationen.
Hochherrschaftlich verkündet die Allianz also, dass beim Presse-Versorgungswerk zukünftig niemand aufgenommen werden soll. Wie das aber funktioniert, was das bedeutet, bleibt im Dunkeln.
Die bisherigen Erfahrungen mit Run-Offs, Unternehmensschließungen, lassen nichts Gutes befürchten. In jedem Fall hat die Allianz jetzt aber auch begonnen, das bisherige Geschäft zu beenden. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Allianz auch in Deutschland Verträge verkauft wie schon die Generali. Noch verspricht die Allianz, deutsche Kundinnen und Kunden nicht wegzuverkaufen. Angesichts der desaströsen Informationspolitik das Presse-Versorgungswerk betreffend muss man aber Zweifel anmelden. Wer mit Journalistinnen und Journalisten, also wichtigen Multiplikatoren, so umgeht, der wird bei den einfachen Versicherten nicht auf einmal mehr Skrupel haben.
Was dies alles zeigt: Die Allianz hat die Weichen umgestellt auf Schließung und Run-Off. Offen zeigen will sie das aber nicht. Ich bin gespannt, ob die beim PVW betroffenen Journalist*innen das so einfach hinnehmen werden.
PS: Noch hat die Allianz in Deutschland keine Verträge verkauft. In Belgien aber mittlerweile schon. Die Einschläge kommen näher.
PPS: Ein Funfact am Rande: Man sollte wissen, dass dieses Allianz-Forum, wo sich der Pensionssicherungsverein selbst gefeiert hat, nicht irgendwo in Berlin ist, sondern direkt am Brandenburger Tor. Kein Staat hat eine Botschaft die näher am Bundeskanzleramt oder dem Deutschen Bundestag wäre. Die Allianz hatte sich damals aus den Besitztümern der Dresdner Bank diese Edelimmobilie herausgepickt, sich unter den Nagel gerissen und beim Verkauf der Dresdner Bank nicht wieder rausgerückt. Da dieser Deal letztlich von Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern gesponsert wurde, ist das Allianz-Forum also eigentlich ein zwangsfinanziertes Geschenk der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler an die Allianz.