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Es gibt einen Reflex bei Versicherungsvermittlern, wenn ich mich über die hohen Kosten bei Lebensversicherungen beschwere. Vermittler, Vertreter, Makler – mit absoluter Regelmäßigkeit beklagen sie sich dann darüber, dass ich zu Unrecht die hohen Provisionen brandmarken würde.
So geschehen auch wieder letzte Woche. Ich hatte im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit, deren Ergebnisse ich auf unserer Wissenschaftstagung vorstellte, unter anderem die Kostenbelastung von fondsgebundenen Versicherungen ins Visier genommen. Die Ergebnisse fanden wir beim Bund der Versicherten so spannend, dass wir sie schon vorher gesondert in einer Pressemitteilung veröffentlichten. Grundtenor: „Ein Viertel der Prämie gehen bei Fondstarifen für Kosten drauf“. Alles sauber nachgerechnet und recherchiert. Die Presse hat das auch aufgegriffen und darüber berichtet.
Auch das Versicherungsjournal berichtete. Und dort gab es dann auch einen Leserbrief eines Maklers, Claude Burgard, der sich bitter darüber beklagt, dass ich „die Schuld gerne im Vertrieb solcher Produkte suchen“ würde. Und „es wäre wundervoll“, wenn ich bei „zukünftigen Beiträgen“ eine „entsprechende Differenzierung zwischen Vergütung und verbleibenden Kosten“ vornehmen würde.
Das, was mich irritiert: Weder in unserer Pressemitteilung noch in dem Artikel, der unsere Pressemitteilung aufgreift, ist die Rede von Provisionen oder Vertriebskosten. Ausdrücklich kritisieren wir, dass die Versicherungsunternehmen (nicht die Vermittler) gegen das Versicherungsprinzip verstoßen, indem sie für eher wertlosere Fonds-Tarife (weil weniger Garantien) höhere Kosten einkalkulieren als für werthaltigere Klassiktarife mit Garantien. Es sind also die Versicherungsunternehmen, die in ihrer Gier die Kosten hochsetzen!
Es ist keine Rede davon, dass an diesem Missstand die Vermittler, die Vertreter oder die Makler Schuld hätten. Bei diesen überhöhten Kosten sind die Kosten für den Vertrieb nämlich gar nicht so dominant. Deshalb habe ich dann auch auf eine Provisionskritik verzichtet. Im Gegenteil! Hier hätte ich sogar Probleme, die Kolleginnen und Kollegen meines Lieblingsvertriebs für diese Fehlentwicklung verantwortlich zu machen. Hier sind es die Versicherungsvorstände, die Verantwortung tragen, nicht die Vermittlerschaft!
Dennoch fühlt sich Herr Burgard in dem Leserbrief von mir angegriffen. In der Medizin spricht man von Phantomschmerzen, wenn einem etwas wehtut, was gar nicht da ist. So ähnlich geht es diesem Makler-Kollegen.
Dieser Berufsstand hat manche Mitglieder, die sich schon bei geringstem Gegenwind als Opfer der Verbraucherschützer sehen. Sind sie aber nicht immer, nur manchmal. Meistens sind es die Versicherungsmanager in den Unternehmen, die Schindluder mit dem Versicherungsgedanken treiben und dafür Gegenwind bekommen. So eben auch letzte Woche.
Herr Burgard hat in seinem Leserbrief ja in seiner Argumentation auch recht, wenn er beklagt, dass die Kosten, die die Versicherungsunternehmen einkassieren, ein Vielfaches von dem sind, was er als Vermittler bekäme. Aber warum wirft er mir das vor? Da bin ich der falsche Adressat. Richtig wäre es, wenn er bei den Unternehmen vorstellig würde und dort mit der Faust auf den Tisch haut, damit die Kosten gesenkt werden.
Aber es ist eben leichter, einfach mal ins Blaue hinein gegen den Verbraucherschützer zu poltern. Da kann man sich der Zustimmung der anderen Vertriebler gewiss sein und die an der Misere schuldigen Versicherungsunternehmen können sich wegducken.
Oder um es ähnlich wie Sie, Herr Burgard, zu sagen: Es wäre wundervoll, wenn Sie bei zukünftiger Würdigung meiner Arbeit zwischen Kritik an der Vermittlerschaft und Kritik an den Versicherungsunternehmen differenzieren würden ;-)