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Kleinleins Klartext

Die Suffragettenbewegung erreicht die Allianz!

Die Suffragettenbewegung erreicht die Allianz!

 11.11.2015  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

Letzte Woche kam ich mal wieder ins Schwadronieren: „Erst durften sie bei der Allianz nur Verträge abschließen, Geld zahlen und Kunden sein. Manchmal spielten sie auch eine Rolle in einem Werbespot. Seit 2014 werden sie aber zumindest im Sport ernst genommen und dürfen unter dem blauen Adler Fußball spielen. Und schon ab 2017 sollen sie sogar in allen Vorständen Verantwortung übernehmen. Von wem ich rede? Von Frauen!"

Aufhänger dieser Ausführungen war die Ankündigung der Allianz zukünftig Frauen in den Vorständen haben zu wollen.

„Die Frauenbewegung ist also auch beim Marktführer angekommen. Vor 100 Jahren kämpften die Suffragetten für das Wahlrecht der Frauen, für das Recht öffentlich rauchen zu dürfen und für Gleichberechtigung. Und schon 2017 sollen Frauen sogar in allen Allianz-Vorständen eine Rolle spielen! Damit setzt sich der große Konzern sogar deutlich von der katholischen Kirche ab, die mit solch revolutionären Gedanken bekanntlich auch erhebliche Probleme hat.“

So oder so ähnlich habe ich mich letzte Woche über meinen ehemaligen Arbeitgeber lustig gemacht, als ich mich mit einem guten Bekannten unterhalten habe, der auch Ex-Allianzler ist. Im Gegensatz zu mir ist er aber erst vor kurzem ausgestiegen und noch deutlich näher am Unternehmen. Er pflegt auch noch weiter Kontakt zu Ex-KollegInnen aus dem Versicherer.
Er ist deutlich anderer Meinung. „So darf man das nicht sehen. Das führt zu einem echten Erdbeben bei der Allianz, wenn die das wirklich umsetzen“, erklärte er mir. Und bei seiner Begründung läuft es mir dann schon fast kalt den Rücken runter.

Mir ist klar, dass die Allianz der 90er-Jahre zu meiner Zeit extrem konservativ war und mit allen „Minderheiten“ Probleme hatte (also mit allen, die nicht deutschstämmig, männlich und heterosexuell sind). Ich hoffte aber, dass sich das in den letzten Jahrzehnten etwas gebessert hätte. Zumindest was Frauen angeht. 

Es scheint aber so zu sein, dass auch in diesen Jahrzehnten bei der Allianz kaum etwas passiert ist. Während es in anderen Branchen, in der Politik und in vielen anderen Ländern selbstverständlich ist, dass Frauen auch geeignete Fortbildungs-, Führungs- und Profilierungsmöglichkeiten bekommen, ist nach Ansicht dieses Ex-Allianzlers das alles am blauen Adler vorbei gegangen.

Ich schaue mir die Geschäftsberichte 2014 der großen Allianzunternehmen an und zähle Männer und Frauen. Die Männer gewinnen mit 45 Vorstandsposten zu 3 (dabei wird eine Dame auch doppelt gezählt, weil sie in zwei Vorständen ist, manche Männer auch). Das katastrophale Bild scheint zu stimmen.  

Wo sollen sie denn herkommen?

„Wo sollen die ganzen Vorstandsdamen denn herkommen?“, fragt er. Im mittleren Management würde man doch nicht genügend Frauen finden. „Und wenn man aus der Eigenbelegschaft keine weiblichen Vorstände rekrutieren kann, dann werden die dann 2017 wohl bei Unternehmensberatungen eingekauft“ ist seine Befürchtung. „Das bringt böses Blut in der Belegschaft bei den Männern, die dann weniger Chancen haben“.

So hatte ich das noch nicht gesehen. Wir haben eine Kanzlerin und mehrere Ministerinnen. Schon 2007 gab es nach Ansicht des Statistischen Bundesamtes etwa ein Viertel Frauen in der Führungsebene. Und das soll auch am mittleren Management der Allianz spurlos vorbei gegangen sein?
Das ist es. Wenn man „Allianz Frauen“ googelt, dann bekommt man auch so gut wie nur Ergebnisse zur Frauenbundesliga. Für den Versicherer ist es ein Leichtes, den Namen für die Liga der erfolgreichsten Frauensportart zu kaufen, aber es ist ein Schweres, Frauen als Führungskräfte ernst zu nehmen. 

„Das betrifft aber ja nicht nur unbedingt die Allianz. Da hat die ganze Branche ein Problem“, wird mir weiter erklärt. Und wenn ich es recht überlege, stimmt das auch. So richtig viele Vorstandsdamen fallen mir nicht ein. Aber auch Vorstände mit Migrationshintergrund oder auch schwule oder gar lesbische Vorstände sind rar gesät. Die Versicherungswirtschaft bleibt sich halt konservativ treu. Schade! Denn die „Minderheiten“ und an erster Stelle die Frauen könnten der Branche vielleicht mit etwas neuem Schwung wieder auf die Beine helfen.

 


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