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Kleinleins Klartext

Höhere Überschüsse, aber kein Kunde sieht etwas davon

Höhere Überschüsse, aber kein Kunde sieht etwas davon

 26.08.2015  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

Es gibt seit wenigen Jahren ein neues Geschäftsmodell im Lebensversicherungsbereich: das Run-Off-Unternehmen. Die verkaufen keine neuen Versicherungsverträge mehr, sondern verwalten nur noch schon bestehende Bestände. Darüber geschrieben habe ich schon früher. Heute können wir ein solches Unternehmen endlich in der freien Wildbahn beobachten. Die Heidelberger Leben hat ja kürzlich die aktuellen Zahlen veröffentlicht.

Das Management ist sehr zufrieden. Es jubelt über sinkende Stornozahlen, über „Stabilität und Solidität des Geschäfts“; die Kunden hätten „Vertrauen“, das sich in niedrigen Stornoquoten widerspiegeln würde. Aber ist das „Vertrauen“ gerechtfertigt? Was bedeutet das alles für die Kunden?

Schauen wir uns den Geschäftsbericht 2014 an

Schauen wir uns das Geschäft der Heidelberger Leben mit den deutschen Beständen an: Im Geschäftsbericht 2014 findet man einige Formulierungen die eher optimistisch stimmen, einige Ausführungen zur allgemeinen Lage der Lebensversicherung und natürlich die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung samt Anhängen. Ist das alles für die Kunden von Belang? Eher nicht. Denn es beschreibt ja das Unternehmensergebnis aus Sicht des Investors und nicht aus Sicht des Versicherungsnehmers.

Für den einfachen Kunden, der eine Police hält, sind andere Informationen wichtig. Bei einer fondsgebundenen Versicherung (und das ist das Gros des Geschäfts der Heidelberger Leben) steht an erster Stelle die Entwicklung des Fonds. Die ist aber unabhängig davon, ob das Versicherungsunternehmen gut arbeitet oder nicht. Das ist eben von der Entwicklung des Fonds abhängig. Und die Fondsentwicklungen nehmen auch wenig Raum im Geschäftsbericht ein.

Ein Blick in den Überschusstopf

Für den Versicherungsnehmer ist es aber auch wichtig, was er an Überschüssen bekommt. Übrigens auch bei fondsgebundenen Verträgen, denn auch da gibt es ja Kosten- und Risikoüberschüsse. Deswegen rentiert sich ein Blick auf den Überschusstopf, die sogenannte „Rückstellung für Beitragsrückerstattung“ (kurz RfB). In diesen Topf fließen alle Gelder, die als Überschüsse dann letztlich den Kunden gutgeschrieben werden.

Trotz der allgemein eher schwierigen wirtschaftlichen Lage ist der Umfang der RfB von 2013 auf 2014 sogar gestiegen. Um satte 12 Millionen Euro, was bei einem Gesamtvolumen von etwas über 52 Millionen beachtlich ist. Beeindruckend ist auch, dass der RfB aus den Gewinnen des Unternehmens in 2014 sogar mehr als das Doppelte zugewiesen wurde im Vergleich zum Vorjahr. Stolze 22,5 Millionen Euro! Das lässt auch auf eine üppige Überschussbeteiligung hoffen. Denn jetzt steht deutlich mehr Geld zur Verfügung.

Schauen wir weiter

Aber schauen wir mal weiter, was das Management der Heidelberger Leben für die Überschüsse entschieden hat: Überrascht stellt der Kunde fest, dass der Hauptteil dieser RfB zwar laut Gesetz formal für Überschüsse verwendet werden soll, aber tatsächlich einfach geparkt wird. Die geparkten Mittel stiegen um etwa 11 Millionen oder besser um 30 Prozent.

Es gibt zwar formal mehr Geld für Überschüsse, davon sehen die Kunden aber nichts. Die Summe der tatsächlich zur Auszahlung kommenden Überschüsse sank sogar von 12,6 Millionen in 2013 auf nur 12,3 Millionen in 2014!

Anders ausgedrückt: Die Heidelberger Leben hat zusätzliche 11 Millionen geparkt. Hätte sie dieses Geld aber direkt als Überschüsse weitergegeben, dann hätte sie die Überschussbeteiligung sogar fast verdoppeln können.

Der Trick

Warum also parken die Manager das Geld lieber? Auf den ersten Blick macht das ja keinen Sinn, denn das Unternehmen darf dieses Geld ja nur für Überschüsse an die Kunden ausgeben, nicht jedoch für sich verwenden. Der Trick besteht darin, dass das Unternehmen diese geparkten Mittel als Sicherheitsmittel heranziehen darf.

Denn das Unternehmen muss jedes Jahr gegenüber der Aufsichtsbehörde nachweisen, dass es genügend Geld auf der hohen Kante hat. Anstatt nun der Aufsichtsbehörde in hoher Summe echtes Eigenkapital vorzuweisen, zeigt die Heidelberg Leben einfach auf die in hoher Summe geparkten Überschussmittel und die Aufsicht nickt das ab.

Unterm Strich spart sich die Heidelberger Leben also teures Eigenkapital, indem sie den Kunden ihre Überschüsse erst einmal vorenthält und erst später ausschütten will. Und wenn einem Kunden zwischenzeitlich der Vertrag ausläuft oder er kündigt oder aber die Heidelberger Leben den Vertrag an jemand anderen verkauft, dann hat der Kunde halt Pech. Denn dann waren da zwar in der RfB Gelder, die eigentlich auch für seine Überschussbeteiligung vorgesehen waren, aber die sieht er eben nie.

Kein Wort über die Überschussbeteiligung

Konsequent verliert die Heidelberger im Geschäftsbericht kein Wort über die Überschussbeteiligung. Nur dürre, schlecht leserliche Tabellen weisen die Werte aus. Durch die Bank entweder genauso hoch wie im Vorjahr oder aber niedriger. Die Kunden sollen bloß nicht von den höheren Überschusszuweisungen profitieren.

Ein schönes Beispiel, wie ein Run-Off-Unternehmen mit den Versicherungsnehmern umgeht. Wehren können die sich aber nicht dagegen.

PS: Bei einem andern Run-Off-Unternehmen, der Victoria, kann man solche Analysen nicht so einfach vornehmen. Denn die stellt den aktuellen Geschäftsbericht erst gar nicht frei verfügbar ins Netz.


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