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Kleinleins Klartext

Immer im Trend der Zeit - der GDV macht jetzt in Science-Fiction

Immer im Trend der Zeit - der GDV macht jetzt in Science-Fiction

 09.12.2015  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

Alle Science-Fiction-Fans sind derzeit außerordentlich aufgeregt. Nächste Woche ist es ja soweit, der siebte Teil von Star Wars kommt in die Kinos! Und nächstes Jahr ist das 50. Jubiläum von Star Trek, natürlich auch begleitet mit einem neuen Kinofilm.

Und schließlich gibt es ab 2017 dann sogar eine neue Star Trek TV-Serie. Gene Roddenberry, der Erfinder von Captain Kirk & Co., kann das leider nicht mehr miterleben, er verstarb bereits im Oktober 1991.

Roddenberry wurde nur 70 Jahre alt. Die von ihm erfundene Rasse der Vulkanier (die mit den spitzen Ohren wie Mr. Spock), hat demgegenüber aber eine beeindruckende Lebenserwartung von 200 Jahren. Der weise Yoda aus Star Wars wurde gar knapp 900 Jahre alt. So alt zu werden, das ist eben Science Fiction.

Anders als in all diesen Filmen gibt es in Wirklichkeit noch keine Möglichkeit, den Tod so stark hinauszuzögern oder gar unsterblich zu werden. Oder doch? Die Versicherungswirtschaft sieht das zuweilen ganz anders. Etwa wenn man dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Glauben schenkt, oder aber auch die Allianz ernst nimmt. Beides eigentlich Organisationen, die man für ihre seriösen Informationen ernst nimmt.

Eigentlich. Manchmal fällt es mir aber schwer, die beiden ernst zu nehmen. Besonders wenn es um die Lebenserwartung nachfolgender Generationen geht.

Zum Beispiel die Allianz: „Wir leben bald bis 150!“ war die Hauptmessage der Aktionärszeitung 2008. Belegt wurde dies durch Ausführungen des Zukunftsforschers Peter Schwartz, bekannt als Berater wichtiger Hollywood-Science-Fiction-Filme. Gut zu wissen, dass die Allianz ihre Aktionäre so fundiert informiert.

150 Jahre mögen manchen schon als besonders lang erscheinen, gibt es doch bisher keinen Menschen, der auch nur annähernd so lange gelebt hat. Selbst 120 Jahre alt wurde nur ein Mensch; 115 Jahre alt wurden nur 38 Personen weltweit. Übertreibt die Allianz also mit den 150 Jahren? Keinesfalls, wenn man dem GDV Glauben schenken mag.

Denn die deutschen Versicherungslobbyisten überraschen aktuell mit einem Beitrag auf Ihrer Internetpage und berichten darüber, dass womöglich die 200-Jahres-Grenze bald gerissen würde. „Vielleicht werden wir einmal 200 Jahre alt!“ jubelt der GDV in einer dicken Schlagzeile. Ohne die spitzen Ohren wie Spock zu haben, werden manche von uns also bald 200 Jahre alt werden. Oder nicht?

Die Begründung für die steile These ist da etwas kleinlauter als es die Schlagzeile erwarten lässt. Der zitierte Wissenschaftler, Prof. Vaupel, erklärt, dass kein Limit für das Höchstalter bekannt sei, aber dies unter der Voraussetzung, man würde besondere futuristische Behandlungsmethoden annehmen. Hätte man diese Behandlungsmethoden, dann könnte es womöglich so sein, dass wir einmal 200 Jahre alt werden würden.

Die Annahmen die dahinter stecken, haben es aber in sich! Da unterstellte der GDV Therapien zur „Verlangsamung des Alterungsprozesses“, Ersetzen von defektem Gewebe mit körpereigenem Material oder auch „Umprogrammieren von Stammzellen in jede beliebige Zellsorte“. Das klingt nicht nur wie in einem wilden Science-Fiction, das ist es auch.

Der GDV beruft sich also auf abgefahrene Zukunftsmärchen um dann eine vermeintliche Lebenserwartung von 200 Jahren abzuleiten. Seriöse Berichterstattung zwischen dem 2. April und dem 31. März sieht aber anders aus. Es wäre schön, wenn sich die Cheflobbyisten der Versicherer mit ernst zu nehmenden Thesen in der Öffentlichkeit melden würden.

PS: Oder beruhen die Beteuerungen zur Lebensversicherung auch nur auf Science-Fiction?


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