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Liebe Frau Ostheim,
mit Interesse habe ich Ihren Kommentar beim Versicherungsboten gelesen, in dem Sie verzweifelt nach dem Verbraucherschutz rufen ( http://www.versicherungsbote.de/id/4851993/Versicherung-verlust-Versicherungsschutz/ ). Dieser Ruf bleibt nicht ungehört. Gerne möchte ich darauf antworten.
Zunächst kann ich Sie beruhigen. Der von Ihnen kritisierte Sachverhalt von immer kleiner werdenden Kollektiven, ist auch seit Jahren ein Schwerpunktthema der Verbraucherschützer. Immer wieder, zum Teil auf ganzen Konferenzen lang, haben wir uns dieses Themas angenommen. Oft haben wir dabei den Versicherungsunternehmen vorgeworfen, durch kleinteilige Kollektive den Versicherungsgedanken zu pervertieren. Seit Jahren haben wir auch gegenüber der Politik stets unsere Bedenken angesichts dieser Entwicklung geäußert. Ich kann Ihre inhaltliche Kritik voll teilen.
Es wäre aber schön gewesen, wenn Sie auch diese Arbeiten der Verbraucherschützer rezipiert hätten. Nur ein Beispiel: Auf der letztjährigen Tagung des Hamburger IFF war dieses Thema ein Schwerpunkt. https://www.iff-hamburg.de/download/konferenz/reader/reader-fdl-konferenz-2016.pdf Verschiedene Akteure des Verbraucherschutzes haben genau den von Ihnen kritisierten Punkt angesprochen: Verbraucherzentralen, vzbv, Öko-Test und auch Bund der Versicherten haben sich hier sehr deutlich geäußert. Leider haben Sie das in Ihrer Darstellung von Verbraucherschutz ausgeblendet.
Auch reduzieren Sie in Ihrem Kommentar die Tätigkeit des Verbraucherschutzes auf Vermittler-Bashing. Sie erwecken den Eindruck, dass Verbraucherschützer viel lieber auf Vermittler „einhacken“ würden, als sich mit vernünftigen Themen auseinanderzusetzen. Als wäre die Kritik an den Provisionen der Vermittler das Hauptthema des Verbraucherschutzes.
Dem ist nicht so. Verbraucherschützer denken, betrachten, analysieren und bewerten deutlich differenzierter.
Zuweilen machen wir Verbraucherschützer uns sogar für die Vermittler stark! So war es etwa in einer Diskussion bei Frau Illner ein Verbraucherschützer, der sich für die Vermittler stark machte. Da wollte doch ein CDU-Politiker das Riester-Desaster den Vermittlern in die Schuhe schieben. Ein Manager der Allianz, der auch der Diskussion beiwohnt, blieb still und leise und verharrte, ohne sich für die Vermittler stark zu machen. Es war der Verbraucherschützer, der mit klaren Worten die Vermittler in Schutz nahm – nicht der Manager aus der Versicherungswirtschaft.
Liebe Frau Ostheim, gerne lade ich Sie ein, sich ein differenzierteres Bild über den Verbraucherschutz zu machen. Zum Beispiel auf unserer Wissenschaftstagung https://www.bundderversicherten.de/fbfiles/pdf/170302-BdV-WiTa-RZ-Ansicht.pdf können Sie in spannenden Diskussionen das vielfältige Bild des Verbraucherschutzes kennen lernen. Wir Verbraucherschützer denken deutlich differenzierter, als nur in der Kategorie eines Provisionsverbotes.
Ich könnte jetzt einfach nur grummelig sein, dass Sie anscheinend wenig Interesse an der Arbeit des Verbraucherschutzes haben und unsere vielfältige Arbeit einfach ignorieren. Aber Ihr Kommentar ist nicht nur zu kurz gedacht, sondern er spielt sogar den Versicherungsunternehmen in die Hände! Sie schaden mit dieser eindimensionalen Darstellung sowohl den Vermittlern als auch den Verbraucherschützern. Warum?
Die Versicherungsunternehmen und die Versicherungslobby reiben sich heimlich die Hände, wenn sich Vermittler und Verbraucherschutz streiten. Denn die wahren Schuldigen für das Dilemma bleiben im Hintergrund – die Versicherungsunternehmen können weiter unbehelligt im Dunkeln ihre Geschäfte betreiben. Wer gewinnt denn zum Beispiel bei diesen neuartigen Produkten, die auf kleine Kollektive abstellen? Wer profitiert von den atomisierten Versicherungskollektiven? Es ist die Versicherungswirtschaft, die Unternehmen.
Eigentlich stehen wir auf einer Seite, Vermittler und Verbraucherschutz. Die Vermittler leiden unter den schlechten Produkten und auch die Verbraucher müssen die Folgen dieser schlechten Produktpolitik ausbaden. Was läge also näher, als dass Vermittler und Verbraucherschutz sich zusammen tun und gestärkt gemeinsam den Versicherungsunternehmen entgegentreten?
Liebe Frau Ostheim, bitte lassen Sie sich nicht von der Versicherungswirtschaft instrumentalisieren. Denn es geht um zu viel. Es geht um den Versicherungsschutz der Verbraucher und um eine Zukunftsperspektive für die Vermittler, die verantwortlich ihre Aufgabe als Berater der Verbraucher wahrnehmen wollen und gute Produkte vermitteln wollen.
Mit besten Grüßen
Axel Kleinlein