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Kleinleins Klartext

Mit Riester übers Riestern reden

Mit Riester übers Riestern reden

 11.03.2022  Kleinleins Klartext  1 Kommentar  Axel Kleinlein

Ich bin kein Fan der Riester-Rente. Im Gegenteil. Es gibt (denke ich) wenige, die schon so lange und mit so viel Engagement gegen die Riester-Abzocke kämpfen. Ich war oft mit Herrn Riester oder auch seinen Weggefährten wie Herrn Rürup oder auch den Lobbyisten vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auf Podien und habe mit diesen Herren gestritten, diskutiert und agitiert. Dabei wurde ich von Versicherungsvertretern ausgepfiffen und ausgebuht (manche von denen konnte ich dann aber überzeugen).

Jetzt stellt sich Herr Riester auf unserer Wissenschaftstagung der Diskussion und begibt sich in die Sphären des Verbraucherschutzes. Er bekommt dafür kein Geld. Auch ich habe davon gehört, dass er bei anderen Veranstaltungen nicht umsonst auftritt. Dass das diskussionswürdig ist, verstehe ich. Ich möchte aber gerne solche Diskussionen führen – ausnahmsweise auch mal im Umfeld des Verbraucherschutzes. Deswegen freue ich mich darauf, wenn wir auf unserer Wissenschaftstagung ins Streitgespräch gehen.

Es gibt Stimmen im Verbraucherschutz, die das nicht gut finden. Es gibt manche, die finden, dass es ein Gschmäckle hätte, dass Herr Riester bei uns auftritt. Ja, es hätte ein Gschmäckle, wenn er dafür Geld bekommen würde. Und es hätte ein Gschmäckle, wenn er sich nicht dann auch der Diskussion stellen würde. Beides trifft aber nicht zu.

Im Gegenteil bietet ja gerade unsere Tagung die Möglichkeit, diese Diskussionen zu führen. Wir haben nebenbei ja auch nicht nur Walter Riester auf der Tagung dabei, sondern auch Politikerinnen und Politiker, die gerade jetzt im Bundestag sitzen und sich mit der Riester-Rente befassen müssen (und hoffentlich auch wollen). Es ist eine Gelegenheit, sowohl dem Ex-Minister als auch den jetzt aktiven Abgeordneten die Sichtweise des Verbraucherschutzes klar zu machen.

Natürlich werde ich Herrn Riester Contra geben. Natürlich werde ich kritisieren, wie sehr die Versicherungswirtschaft mittels hoher Kosten und fieser Kalkulation und mittels überzogener Annahmen zur Lebenserwartung die Versicherten und die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler über den Tisch zieht. Natürlich werde ich die Verantwortung Herrn Riesters selber auch hinterfragen.

Und was noch wichtiger ist: Wie üblich auf unseren Wissenschaftstagungen haben ja auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit Fragen einzubringen. Unsere Tagung zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass genau dafür immer viel Zeit vorgesehen ist. Es geht nicht darum, dass mit einem Frontalvortrag ein Thema abschließend behandelt wird. Es geht um die Diskussion und den Austausch.

Ich freue mich auf so einen Austausch, sowohl mit Herrn Riester als auch mit denen, die ihn kritisieren. Am 31. März haben wir die fachlichen Vorträge (unter anderem auch mit dem auch nicht unbekannten Prof. Bofinger und in einem aktuariellen Beitrag mit kritischer Sicht auf die Verrentungskonditionen der Riester-Rente). Am 1. April ist dann der politischere Teil mit Herrn Riester und den Abgeordneten. Ein paar Plätze gibt es noch für die Präsenzteilnahme hier in Hamburg und per Zoom kann man auch teilnehmen.

PS: Ich freue mich besonders auch auf die Diskussion mit denjenigen, die mir vorwerfen, es wäre eine Sauerei, Herrn Riester zu unserer Veranstaltung einzuladen.


Kommentare
Kommentar von Veritas  am  18.03.2022 21:57
Lieber Herr Kleinlein,

vollkommene Unterstützung zu Ihrer geäußerten Meinung meinerseits! In Zeiten, in welchen offene Diskussionen in demokratisch verfassten Institutionen zur absoluten Mangelware werden, muss jedem Versuch dogmatischer Kleingeistigkeit vehement entgegengetreten werden. Das Ringen um die Auslegung von Meinungen und logisch-verifizierbaren Schlussfolgerungen ist - gerne auch emotional - nur dann erfolgreich auszutragen, wenn dieser Diskurs offen-kommunikativ geführt wird. Eine Nichteinladung von Meinungsinhaber:innen, die eine abweichende Position der eigenen einnehmen, ist daher bereits antidiskursiv und somit nicht förderlich für demokratisch verfasste Gesellschaften. Wer beispielsweise gegen den völkerrechtlichen Angriffskrieg der russischen Föderation ist, muss daher zugleich ein geradezu enthusiastischer Anhänger Ihres Vorgehens sein, ganz in dem Sinne: Entlarve die Scheingeistigkeit Deiner Gegner durch Aufdeckung ihres transintentionalen Handelns mittels direkter Auseinandersetzung! Daher meine klare Meinung: Herr Riester ist willkommen, um genau in diesem Format seine Meinungen feinsäuberlich zu dekonstruieren, q.e.d. Hierzu wünsche ich Ihnen zuversichtlich: Gutes Gelingen!

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