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Kleinleins Klartext

Rentiert sich das eigentlich noch?

Rentiert sich das eigentlich noch?

 31.08.2016  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

„Da regt mich ja schon die Frage auf!“, geht mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich mal wieder beantworten soll, „ob sich denn eigentlich überhaupt noch eine Lebensversicherung rentiert“.

Egal ob es Verbraucher, Politiker oder Journalisten sind, die das fragen, der Hintergrund ist immer wieder der Gleiche: Irgendwie hat sich bei den Fragenden in den Hirnwindungen festgesetzt, dass Lebensversicherungen „eigentlich“ etwas Rentables wären. Und als wäre es etwas Überraschendes, dass das heute nicht mehr gelten soll.

Seitdem es ihn gibt, hat der Bund der Versicherten e. V. immer wieder klar gemacht, dass die Lebensversicherung - genauer die Kapitallebensversicherung - weder rentabel noch gut, noch empfehlenswert ist und es auch nie war. Im Gegenteil, handelt es sich dabei doch um „legalen Betrug“. Den Verbrauchern wird ein Produkt verkauft, bei dem erst einmal wenig garantiert wird, hohe Kosten einkalkuliert sind und im Gegenzug eine „faire Überschussbeteiligung“ versprochen wird. Und dann wird genau diese Beteiligung mit Kniffen und Tricks umgangen und damit der „Betrug“ manifestiert. Dabei gibt die Politik auch noch immer wieder Schützenhilfe und legalisiert dieses Treiben mit immer neuen Gesetzen.

Der Normalfall ist die Enttäuschung

Dieser „legale Betrug“ funktionierte und funktioniert auch deswegen, weil sich das Märchen der Rentabilität sehr hartnäckig festgesetzt hat - entgegen vieler Erfahrungen vieler Versicherter. Der Normalfall ist die Enttäuschung. Der Normalfall in der Lebensversicherung ist schließlich der Kunde, der frustriert auf die enttäuschende Summe blickt, die ihm vom Versicherungsunternehmen überwiesen wird.

Die meisten Kunden kündigen ja ihren Vertrag. Warum, da kann man nur spekulieren. Ernsthafte und belastbare Forschung über die Kündigungsgründe gibt es nicht. Aus unserer Erfahrung im Verbraucherschutz ist es nicht der hedonistische Luxustrieb, der zur Kündigung führt, auch wenn es immer wieder Versicherungsvorstände gibt, die den Kunden genau das unterstellen. Aus unserer Erfahrung sind es oft sehr persönliche Lebensänderungen, oft auch schmerzliche, die dazu führen, dass das Geld fehlt, eine Lebensversicherung auch weiterhin regelmäßig zu bedienen. Und dann wird der Vertrag eben gekündigt. Der Rückkaufswert ist dann sehr oft frustrierend gering.
„Wenn Sie den Vertrag kündigen, sind Sie doch selbst daran schuld, wenn die Rendite mies ist“, bekommt dieser Verbraucher dann oft auch noch vorgehalten. Und fast verschämt fügt er sich diesem Vorwurf. Schließlich wird ja auch immer wieder kolportiert, dass eine Lebensversicherung „eigentlich rentabel“ sei. Was dabei aber verschwiegen wird: Es ist sein gutes Recht den Vertrag zu kündigen. Er ist ein genauso guter Kunde, wenn er kündigt, als würde er den Vertrag bis zum Schluss mit Geld füttern. Wer kündigt, der tut nichts Böses. Deswegen ist es ziemlich unverschämt, den Kündigenden für das miese Ergebnis selbst verantwortlich machen zu wollen.

Glücksspiel ist keine gute Altersvorsorge

Wer fragt, ob sich die Lebensversicherung „eigentlich noch rentiert“, der unterstellt also irgendwie, dass alle Versicherten, die bisher schlechte Erfahrungen gemacht haben, selbst daran Mitschuld tragen. Tun sie aber nicht. Wenn jemand etwas falsch macht, dann diejenigen, die so tun, als würden die Lebensversicherer flächendeckend rentable Angebote machen. Also: Wenn Sie sich über die Rentabilität der Angebote der Lebensversicherer erkundigen wollen, bitte beim Fragen auf das Wörtchen „noch“ verzichten.

PS: Zugegeben, wer zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Versicherer einen kostengünstigen Vertrag abgeschlossen hat, wer zusätzlich dann auch das Glück hatte, immer genügend Geld locker zu haben, um die Prämien zu bezahlen und dessen Vertrag dann auch zum richtigen Zeitpunkt endete, der kann mit echter Rendite herausgekommen sein. Glückwunsch! Aber das ist eben die Ausnahme. Anders ausgedrückt: Nur weil es immer wieder glückliche Roulette-Gewinner gibt, ist Glücksspiel noch keine gute Altersvorsorgestrategie.


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