Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
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Wer hätte das gedacht! Da bin ich eigentlich der Vertreter des Verbraucherschutzes in einer renommierten Talkrunde bei Maybrit Illner und dann werfe ich mich für die Versicherungsvermittler in die Bresche, weil sie als Sündenbock herhalten sollen. Wie es dazu kam?
Die Talkshowdramatik war ja gut geplant: Da war der junge CDU-Wirtschaftspolitiker Linnemann, dem die eloquente Linken-Politikern Wagenknecht gegenüber gestellt wurde. Und da war der hochrangige Allianzmanager Heise (Ökonom), der meinen Widerpart darstellen sollte.
Es ging um Rente, Riester und Demografie. Meinen Angriffen gegen die Versicherungswirtschaft wurde durch Herrn Heise aber eher leidenschaftslos gegengehalten, so dass die Linkenpolitikerin viel Raum bekam, ihre eigenen Thesen weiterzuentwickeln. Wenn das Scheitern einer Finanzbranche wie der Versicherungswirtschaft ohne ernsthaftes Zucken hingenommen wird, dann liegt es ja nah, mit einer Fundamentalkritik am Kapitalismus nachzulegen.
Aber dann kam der CDU-Abgeordnete auf die glorreiche Idee, die Versicherungsvermittler als Grund des Übels heranzuziehen.
Eigentlich ein geschickter Schachzug, wenn man sich viele der bisher geführten Auseinandersetzungen zwischen Verbraucherschutz und Branche anschaut. Oft geht es in diesen Standarddiskussionen ja so, dass die Verbraucherschützer den Unternehmen vorwerfen, nur überteuerte Produkte anzubieten. Die Unternehmen kontern dann, dass sie Altersvorsorge immer aktiv verkaufen müsse und daher ein hoch qualifizierter Vertrieb bezahlt werden müsse. Und ein solcher Vertrieb kostet nun mal Geld. Und dann schimpfen die Verbraucherschützer über die hohen Provisionen und am Schluss bleibt der Gedanke stehen, dass der Vertrieb eben schuld sei.
Aber unsere Diskussion lief ja anders. Zum einen verzichtete der Allianz-Ökonom weitestgehend darauf, seine Branche ernsthaft zu verteidigen. Und was noch schwerer wiegt: Er hat die Diskussion um die Vermittler angehört, als hätte seine Branche mit dem Vertrieb nicht so wirklich was zu tun.
Die Vorwürfe gegen die Vermittler liefen auch hier nach dem altbewährten Muster: Da wird den Vermittlern angelastet für hohe Kosten verantwortlich zu sein. Klar ist aber, hohe Kosten gehen auch in den Unternehmen drauf, spätestens in Form von Biometriekosten für überlange Sterbetafeln. Die Kostenkritik vollständig den Vermittlern überzuhelfen, schlägt also fehl. Ist aber einfach.
Dann gab es auch ein konkretes Beispiel eines jungen Mannes, der in einen Riester-Fondssparplan eingezahlt hatte. Die Fondsgesellschaft schichtete dummerweise im Fonds in schlecht verzinste Rentenpapiere um. Die Folge: Der Vertrag läuft miserabel. Auch das wurde vom CDU‘ler den Vermittlern angelastet. Irgendwie hatte er den Gedanken, dass durch eine gute Beratung ein solches Umschichten hätte verhindert werden können.
Das ist natürlich Unfug. Ab dem Moment, wenn ein Vertrag läuft, ist der Kunde dem Finanzdienstleister weitestgehend ausgeliefert. Der Vermittler kann dann nichts mehr richten. Aber es ist eben wohlfeil mit den Vermittlern einen Sündenbock zu küren, der sich nicht wehren kann.
Es war also eine seltsame Allianz aus Versicherungsbranche und CDU, die sich hier bildete. Wenn man das als Fingerzeig dafür nimmt, wie das neue Vermittlerrecht gestaltet werden soll, dann steht es nicht gut um den Vertrieb. Dabei steht die Neuregelung der Gesetze für die Vermittler ganz oben auf der Agenda – noch in dieser Legislaturperiode.
Die Lebensversicherer sind in Sachen Altersvorsorge gescheitert. Jetzt geht es offensichtlich nur noch darum, den Sündenbock auszumachen. Und dafür soll der Vertrieb herhalten, wenn man den Argumenten des CDU‘lers folgt und das Schweigen des Branchenvertreters als Zustimmung deutet.
In meinen Augen liegt das Versagen aber an den Unternehmen, die nur schlechte Altersvorsorgeprodukte entwickeln. Wenn der Vermittler nur Mist im Bauchladen hat, dann kann er eben nur Mist verkaufen.