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Kleinleins Klartext

Weniger Risiko: Besser Zigaretten rauchen als Zigaretten zu verkaufen!

Weniger Risiko: Besser Zigaretten rauchen als Zigaretten zu verkaufen!

 17.08.2016  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

Die Gefahren lauern an Stellen, wo man sie nicht erwartet. Zum Beispiel für eine heute 40-jährige Dame. Einer Einzelhändlerin, etwa Obstverkäuferin, begegnen schon vielfältige Gefahren. Das wird aber deutlich kritischer, wenn sie hauptsächlich Wein verkauft!

Um knapp 40 Prozent steigt die Prämie für die Absicherung einer Berufsunfähigkeit (BU), wenn sich die Dame entschließt, statt Bananen lieber Beaujolais zu verkaufen!

Richtig knifflig wird es aber, wenn es um Zigaretten geht!

Rauchen gefährdet die Gesundheit, das weiß jeder. So hat die Dame als Raucherin nur noch knapp 34 weitere Lebensjahre, als Nichtraucherin aber immerhin noch knapp 41 Jahre bis zum durchschnittlichen Tod. Rauchen mindert die Restlebenserwartung der 40jährigen also um knapp 20 Prozent! (Beim gleichaltrigen Herrn übrigens auch.)

Richtig riskant wird es erst, wenn die Dame anfängt Zigaretten zu verkaufen anstatt sie zu rauchen! Orientiert sich das Warensortiment der Einzelhändlerin nicht mehr an Zitronen und Zucchini sondern an Zeitschriften und Zigaretten, dann verdoppelt sich das Lebensrisiko! Zumindest wenn es um die Berufsunfähigkeit geht.

In nackten Zahlen (konkretes Tarifbeispiel eines Versicherers): Für eine BU-Absicherung in Höhe von 2.000 Euro monatlich legt die Obsthändlerin nur 440 Euro im Monat hin, die „Weinhändlerin (Einzelhandel)“ muss schon 610 Euro berappen. Die „Einzelhändlerin (Zeitschriften und Tabakwaren)“ zahlt sogar 860 Euro. Geht es um die Minimierung der persönlichen Lebensrisiken, dann ist es also besser Zigaretten zu rauchen als Zigaretten zu verkaufen.

Das BU-Risiko in einem Kiosk

Klar kann man sich tolle Argumentationen ausdenken, warum das BU-Risiko in einem Kiosk exorbitant höher ist als in einem Gemüseladen: Zum Beispiel sind Zigarettenkäufer viel gestresster als Gemüse- und Obstkonsumenten. Auch finden sich ja unter den Kioskbesitzern viele ehemalige Fußballprofis. Von denen weiß man ja, dass die sowieso eher gefährlicher leben. Das muss sich dann eben in höheren Prämien niederschlagen. Überzeugt das als Argumentation für die fast doppelt so hohe Prämie? Mich überzeugt das nicht so recht.

Richtig dubios wird es aber, wenn man sich die Angebotszahlen für Beschäftigte in der Hochbautechnik anschaut. Überraschend zahlt nämlich der 40-jährige „Hochbautechniker“ für die gleiche BU-Absicherung etwa 40 Prozent mehr als der gleichalte „Techniker (Hochbau)“! Einfach ein Wortteil umgestellt und auf die Klammer verzichtet - und schon kassiert das Versicherungsunternehmen deutlich mehr! Da fallen mir beim besten Willen keine Ausflüchte mehr ein, die das begründen könnten.

Wenn es um BU-Schutz geht, dann spielt die Berufsbezeichnung also eine große Rolle. Es gibt aber keine Gewähr, dass die Preise irgendwie logisch oder sinnvoll oder gar fair festgelegt werden. Wenn Sie einen BU-Schutz suchen, passen Sie also genau auf, wie Sie ihren Beruf bezeichnen! Aber beschönigen Sie auch nichts. Sonst wirft Ihnen der Versicherer später vor, gelogen zu haben. Und dann gibt es im schlimmsten Fall keine BU-Rente.

Fazit: Am besten arbeiten Sie als Aktuar bzw. Versicherungsmathematiker. Dieser Berufsstand legt nicht nur die Risikobewertung für die BU-Prämien fest. Sondern wer diesen Beruf hat, der landet üblicherweise auch immer in der günstigsten Prämiengruppe…

Anmerkungen:
Die Lebenserwartungen wurden nach der Sterbetafel DAV08T in der Ausprägung für Raucher bzw. Nichtraucher gerechnet. Die Prämienbeispiele sind der Kalkulation eines gängigen BU-Anbieters entnommen und beziehen sich auf die Bruttoprämien. Die Prozentualen Effekte sind aber gleichermaßen bei den Nettoprämien zu beobachten.

Zu den Fußballern, die dann Kioskbesitzer werden:
http://www.tagesspiegel.de/sport/fussballer-nach-der-karriere-von-kioskbesitzern-und-estrichlegern/9733678.html
http://www.news.de/sport/855069381/studienabbrecher-statt-lotto-buden-besitzer/1

 


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