Menu
Kleinleins Klartext

Wenn die Blog-Transparenz die eigene Intransparenz offenbart

Wenn die Blog-Transparenz die eigene Intransparenz offenbart

 18.05.2015  Kleinleins Klartext  1 Kommentar  Axel Kleinlein

Wir haben jetzt unseren Blog, den BdV-Blog. Und wir sind sehr stolz darauf. Hier kann man nachlesen, was die Kollegen beim BdV denken und auch was diese Verbraucherschützer so machen, wenn sie die Mitglieder beraten. Ein gutes Stück mehr Transparenz, gegenüber unseren Mitgliedern und denjenigen, die unsere Arbeit eher kritisch beobachten. Für die, aber auch für alle anderen, haben wir eine Kommentarfunktion eingerichtet. Also, bitte nutzen!

Ein Bild davon, wie der Laden „tickt“

Wer hat’s erfunden? Wir nicht. Neu ist so ein Blog nicht. Auch in der Versicherungswirtschaft gibt es diverse Blogs. Und die haben wir uns auch angeschaut. Was sich durchweg zeigt: Blogs führen zu mehr Transparenz. Die Leser bekommen ein Bild davon, wie der Laden „tickt“, der den Blog betreibt.

So gibt es zum Beispiel einen Blog von der Allianz, das „Allianz-hilft-Forum“, in dem die User Fragen stellen können. Die Experten aus dem Versicherungsunternehmen wollen dann diese Fragen schnell beantworten. Sehr positiv vom Versicherungsunternehmen: Auch Anfragen, die nur schleppend und schlecht beantwortet werden, bleiben im Netz stehen. Da wird nichts (oder zumindest nicht immer) geschönt.

Negativ ist es aber, wenn sich die Bearbeitungszeit hinschleppt und die Antworten auch nicht besonders „treffsicher“ sind. Ein Beispiel dafür ist die Anfrage von Rene, der sich über die Kostenbelastung bei einem bestimmten Riestertarif (Index-Select) informieren will. Er fragt, ob es stimmt, dass die Allianz dort 0,5 Prozent Kosten bezogen auf den Deckungsstock erheben würde. Er bemerkt dann auch, dass das doch ziemlich viel sei.

Noch am gleichen Tag wird er darauf verwiesen, dass er sich doch telefonisch bei den Allianz-Kollegen melden solle. Diese Antwort ist natürlich für alle unbefriedigend, die über den Blog die Antwort mitverfolgen wollen. Aber die Antworten der Kollegen an der Hotline waren auch unbefriedigend, so dass sich Rene noch am gleichen Tag auch wieder auf dem Blog meldet.

Knifflige Frage....

Und jetzt stellt Rene die knifflige Frage, wie es denn sein könne, dass die Allianz einerseits mit einer „Gesamtkostenquote“ von um die ein-Prozent werben würde und dies andererseits kaum mit diesen Kosten von 0,5 Prozent auf das Deckungskapital zusammenpassen würde. Jetzt wird es knifflig! Denn diese „Gesamtkostenquote“ ist nicht so leicht verständlich. Und welche Antwort bekommt Rene?

Erst einmal keine, denn die Anfrage wird weitergleitet. Vier Tage später fragt Rene nach und wieder wird ihm bestätigt, dass die Experten die Frage bekommen haben, sich aber noch nicht geäußert haben. Rene scheint eine ziemlich knifflige Frage gestellt zu haben. Die „Gesamtkostenquote“ ist eine harte Nuss, auch für die Experten des Blogs. Dann noch einen Tag später gibt es endlich eine Antwort.

Jetzt erklärt die Expertin Rene, dass die 0,5 Prozent Kosten auf das Deckungskapital eigentlich keinen Rückschluss auf die Rentabilität des Vertrages zulassen. Deshalb gibt es ja die Gesamtkostenquote, die angibt, „um wie viel sich die jährliche Wertentwicklung nach Berücksichtigung aller anfallenden Kosten des Vertrags reduziert“. Rene findet die Antwort dann auch merkwürdig und hakt nochmals nach, was es mit der „Gesamtkostenquote“ auf sich hat, bis heute (Stand Montag, 18.5.) hat er jedoch noch keine abschließende Antwort erhalten.

...falsche Antwort

Und Rene tut gut daran diese Antwort so nicht zu akzeptieren. Denn das was ihm geantwortet wurde ist falsch. Die Expertin behauptet, dass der Kunde durch die Kosten stets eine Renditeminderung um genau diese Gesamtkostenquote hinnehmen müsste. Würde das stimmen, dann würde der Vertrag ja von Anfang an eine positive Rendite haben! Nämlich die volle laufende Verzinsung von derzeit knapp vier Prozent, gemindert um etwas um die ein Prozent. Also etwa mehr als zwei Prozent sollten auf jeden Fall drin sein – wenn die Antwort der Allianz denn stimmen würde.

Jeder der sich einmal die Rückkaufswerte solcher Verträge angeschaut hat, weiß aber, dass eine positive Rendite erst nach vielen Jahren erreicht werden kann (wenn überhaupt). Oft macht der Kündiger Verlust, erzielt also nur eine Negativrendite. Die Antwort der Expertin war also falsch.

Sie ist aber über ein ganz grundlegendes Problem bei der Gesamtkostenquote gestolpert. Denn diese finanzmathematische Kennzahl gibt schon an, welche Renditeminderung der Kunde zu erwarten hätte, aber eben nur als Durchschnittswert über alle Vertragsjahre und nur unter der Annahme er hält den Vertrag bis zum Rentenbeginn durch. Verstanden? Wenn nicht, dann sind sie zusammen mit der Allianz-Expertin des Blogs in guter Gesellschaft. Die Gesamtkostenquote ist eben zu unverständlich, sodass selbst Allianzexperten über eine Woche brauchen, um dann eine falsche Antwort zu geben.

Hier geht's zum Allianz-Forum.


Kommentare
Kommentar von Mitglied  am  21.05.2015 16:46
Finde Transparenz wichtig, gut und hilfreich! Ehrliche Transparenz schafft Vertrauen. Genauso ist es relevant, eine kritische Instanz (d.h. den BdV) für den Verbraucher zu haben. Vielen Dank dafür! VG

Eigenen Kommentar abgeben
Name (Sie dürfen auch ein Pseudonym angeben)
E-Mail* (wird nicht veröffentlicht)
Ihr Kommentar*
 

Mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.

Mit Absenden eines Kommentars erklären Sie sich mit den rechtlichen Hinweisen und den Kommentarrichtlinien einverstanden.