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Kleinleins Klartext

Wenn ein „Verbraucherschützer“ für einen Internetmakler Werbung macht….

Wenn ein „Verbraucherschützer“ für einen Internetmakler Werbung macht….

 02.12.2015  Kleinleins Klartext  2 Kommentare  Axel Kleinlein

…dann hat das ein „Gschmäckle“ wie man in Süddeutschland sagt. Damit der Geschmack nicht zu eklig wird, bedarf es zwei wichtiger Zutaten: Klare Unabhängigkeit von demjenigen für den man wirbt und Transparenz um diese Unabhängigkeit zu belegen. Schwierig wird es, wenn beides nicht gegeben ist.

Worüber ich rede? Über die Kolumne eines Finanzjournalisten, die dieser regelmäßig für die Internetpage eines großen Nachrichtenmagazins schreibt. Lobenswert, wenn da immer wieder sehr knifflige und schwierige Finanzsachverhalte einfach und klar erklärt werden. Auch lobenswert, wenn Zusatztipps gegeben werden. Soweit so gut.

Diese Woche ging es in der Kolumne um die Private Krankenversicherung, PKV. Auch diesmal wurden die besonders neugierigen Leser auf die eigene Page genau dieses Finanzjournalisten verwiesen. Hinter dem Hinweis, dass der Verbraucher das Ergebnis seiner Analyse und Vorüberlegungen „mit einem neutralen Berater abklären“ solle, liegt genau der entscheidende Hyperlink. Sprich: Wer die Aufforderung ernst nimmt, sich mit einem „neutralen Berater“ auseinanderzusetzen, der wird weitergeleitet auf das „Portal“ dieses Finanzjournalisten.

Will man sich auf diesem Portal schlau machen, dann stellt man schnell fest, dass es den Anspruch hat „völlig unabhängig“ zu recherchieren. Der eigene Anspruch ist sehr hoch: „Wir schreiben einfach nur: die Wahrheit. Klar und verständlich.“. Und auch wenn man sich für die Geldflüsse interessiert, dann scheint alles sehr einfach zu sein. Nur mit einer verbrämten Art von Werbung, sogenannten „Affiliated Links“ wird überhaupt Geld generiert. Immer wenn der Leser eines Artikels auf einen Link der angepriesenen Produkte oder Anbieter klickt, dann kann es sein, dass Geld fließt. Vereinfachend geht es also um „Geld-Klick-Links“.

Geld-Klick-Links

Böse Zungen würden unterstellen, dass der Autor eines Artikels somit Interesse daran hat, das diejenigen Firmen besonders positiv dargestellt werden, bei deren Klicks auch Geld verdient wird. Damit das auch wirklich verhindert wird, müssen also die Schreiberlinge darauf achten, dass sie wirklich total unabhängig sind. Alles andere würde das „Gschmäckle“ unangenehm verstärken.

Auf der Page des Finanzjournalisten gibt es zum Beispiel einen Makler, der besonders oft als solcher „Geld-Klick-Link“ auftaucht. Check24. Dieser Makler tritt selber im Internet als Portal auf und suggeriert eine gewisse Unabhängigkeit. Die hat er aber anscheinend nicht vollständig, er bekommt Provisionen und kann nicht alle Angebote vermitteln, die es auf dem Markt gibt. Auch läuft schon ein Verfahren gegen diesen Internetmakler, angestrengt von Versicherungsvermittlern.

Unser Finanzjournalist verweist trotzdem sehr, sehr gerne und sehr oft auf diesen Internetmakler. Aktuell finden sich auf der Plattform des Finanzjournalisten etwa 400 Verweise auf Check24 [ * ]. Das lässt einen schon ein ganz übles Gschmäckle hochkommen. Es geht aber noch weiter! Denn in dem neusten Artikel zur PKV, zu dem man über den Link auf die „neutrale Beratung“ gelangt, erscheint ein ganz besonderer Artikel. Der Clou liegt darin, wer den Artikel geschrieben hat!

Der eine Autor ist nämlich alles andere als unabhängig. Man findet ihn im Netz als „Head of Department Kundenbetreuung“ bei Check24. Er arbeitet also genau für diejenigen, für die mehrere hundert Male auf der Page des Finanzjournalisten geworben werden. „Jetzt mal halblang, Kleinlein!“ höre ich schon raunen. „Der Kollege hat schon früher für diesen Finanzjournalisten geschrieben und hat halt jetzt den Job gewechselt. Dann darf der doch noch mal ein bisschen was schreiben.“ Darf der das? [ ** ]

Jetzt klicke ich auf die Informationen zu diesem Journalisten. Ist da die Rede davon, dass er für einen der wichtigsten Kunden dieses Portals arbeitet? Gibt es eine Erklärung, warum gerade er hier schreibt, obgleich man ja einen Interessenskonflikt vermuten könnte? Fehlanzeige. Hochgradig intransparent, gibt es nicht einen kleinsten Hinweis auf seine Tätigkeit für Check24.

Geschmäckle

Der Verbraucher, der den Texten dieses Finanzjournalisten und dessen Mitarbeitern vertraut, wird also an der Nase durch das Netz geleitet: Nichts Böses ahnend, lässt er sich von einem angesehenen Nachrichtenportal auf eine Seite leiten, die von Werbung für den Internetmakler strotzt, die Geld von dem Internetmakler bekommt, wenn der Verbraucher auf einen dieser Links klickt. Und sehr oft wird dem Leser genau dieser Makler ans Herz gelegt. Das hat keinen guten Geschmack, das hat eben ein Gschmäckle.

Wo der Verbraucherschutz ins Spiel kommt? Leider kommt der Finanzjournalist, der dieses Geflecht konstruiert hat, ursprünglich aus dem Verbraucherschutz. Und leider wird er ab und an noch immer dem Verbraucherschutz zugeordnet. Wer aber solche Gschmäckle produziert und auf Unabhängigkeit und Transparenz verzichtet, hat so manche Forderung des Verbraucherschutzes nicht verstanden.

PS: In dem aktuellen Artikel zur PKV verweist Finanztip ausnahmsweise per Geld-Klick-Link nicht auf Check24 sondern auf einen PKV-Aktuar. Der ist total begeistert von der PKV, er ist „überzeugt von der Überlegenheit des deutschen Systems der privaten Krankenversicherung“, wie er schreibt. Ob sich solch ein PKV-Jubeln grundsätzlich mit dem Verbraucherschutz vereinbaren lässt, mag jeder selbst entscheiden.

 

 [ * ] "Anmerkung der Redaktion - hierzu teilt der Geschäftsführer der Finanztip gGmbH, Hermann-Josef Tenhagen, mit: 

Verweise auf Finanztip sind nicht automatisch Empfehlungen. Finanztip empfiehlt auf seinen Seiten rund 270 Produkte in mehr als 80 Kategorien; nur 11 der Empfehlungen beziehen sich auf Check24. Solche Verweisen ergeben sich auch, wo über einen bedeutenden Anbieter geschrieben werden sollte oder weil der zu kritisieren ist."

 

[ ** ] Die Finanztip gGmbH teilt mit, dass der genannte Autor seit Anfang September 2015 nicht mehr für Finanztip arbeiten würde und auch seit seinem Weggang nicht mehr für Finanztip schreibe. Dies gelte auch für den genannten Artikel zur PKV, der lediglich nach dem Wechsel des Autors zu Check24 von anderen Finanztip-Redakteuren aktualisiert worden sei. 

Hierzu ist festzustellen, dass das Datum der Veröffentlichung des Beitrags zeitlich nach dem behaupteten Zeitpunkt des Ausscheidens und seiner Tätigkeit für Check24 liegt. Finanztip nennt den ehemaligen Autor an mehreren Stellen noch als Experten. Ein Hinweis auf sein Ausscheiden findet sich auf den Seiten von Finanztip nur gelegentlich. [ *** ]

 

[ *** ] Seit dem 22.1. 2016 wird nach unserer Kenntnis an allen Stellen auf das Ausscheiden hingewiesen und der Kollege nicht mehr als Experte geführt.

 

 

 


Kommentare
Kommentar von Eberhard Stopp  am  04.12.2015 15:17
Von der Posse zur Glosse und wie " verdient " man damit Geld , Herr Rieksmeier?
Der Kritik an den getarnten Werbefeldzügen eines Tenhagen ist sicher durchaus berechtigt, aber spielen Sie, Sehr geehrter Herr Rieksmeier, nicht das gleiche Spiel? Ein bischen Kritik, ein lavieren an Symptomen, aber ansonsten Mainstream pur- und Eigenwerbung.
Wie schrieben Sie doch so schön am 16.06.15 bei VB;
" Ich würde Sie als Kommentator, wäre ich Redakteur, abschalten. ABER: "
Und weiter sinnieren Sie im Text;
" Denn: Andererseits schätze ich Ihre Kommentare. Als semi-genialen Kontrapunkt zum Mainstream - und mit Geldwert. Unterm Strich rechne ich nach Verlagskosten mit 10.000 Auflage oder unterm Strich mit netto 10.000+ Euro Umsatz, zu denen allein Ihre Beiträge beitragen seit 2012 beitragen. Sie kennen wohl mein erstes Buch zum Thema." Zitat Ende.
So weit weg sind Sie weder von Check24, noch von Finanztip, alle leben von Klicks, deren Nutzen und Sinn für den Leser / Kunden höchst zweifelhaft ist.
Nun haben Sie vom " Komplett - Troll " ( Duktus Herr Rieksmeier) noch einen Spruch, den Sie zu Geld machen können.
Denn investigariver Journalismus, auch noch wo möglich mit Veröffentlichung von Ursachen, siehe Riester R Ente, das ist nicht Ihr Fall !!
So gesehen wäre mir als Axel Ihre Verwandlung meiner Posse zur Ihrer Glosse nicht angenehm.
Noch einen gut gemeinten Tipp: Gehen Sie öfters mal ins Kabarett zu Volker Pispers- das ist lachen, lernen und Wahrheit zugleich.

Eberhard Stopp Versicherungsmakler 04.12.2015 15,12 UHR
Kommentar von Markus Rieksmeier  am  04.12.2015 14:13
Danke Axel. Ich habe aus der Posse eine Glosse gemacht:
http://www.versicherungsbote.de/id/4835542/Kleinlein-Tenhagen-finanztop-check24/

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