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Kleinleins Klartext

Wer das tote Pferd reitet...

Wer das tote Pferd reitet...

 13.04.2016  Kleinleins Klartext  3 Kommentare  Axel Kleinlein

...der sollte absteigen. So oder so ähnlich wird die Weisheit der Dakota-Indianer kolportiert. Klingt ganz einfach, ist es aber nicht. 

 

Das kann man in der Diskussion um die Riester-Rente sehen. Warum die Riester-Rente ein totes Pferd ist, darüber kann man streiten. Ob es an den niedrigen Zinsen liegt, den schlechten Produkten oder an bösen Verbraucherschützern, die die Riester-Rente kaputt geredet haben, ist erstmal egal. Alles was man sehen kann, ist ein Kadaver der vielleicht noch mal zuckt.

Einigen Verbraucherschützern und Politikern war schon lange klar, dass dieses Pferd am Schwächeln und Röcheln ist. Wir wurden lange Zeit belächelt, bekämpft und nicht ernst genommen. Das hat sich geändert. Quer durch alle Parteien, quer durch die gesamte Versicherungslandschaft wurde die Zahl der Kritiker im Laufe der Zeit immer größer. Die ersten Versicherer haben sich längst vom Riester-Geschäft verabschiedet.

Und Riester selbst? Auch er hat immer wieder darauf hingewiesen, dass er das eigentlich etwas anders hätte aufziehen wollen. Mit einem Obligatorium wäre es ihm lieber gewesen. Und vermutlich hätte das dann auch besser geklappt. Aber die böse Zeitung mit den vier Buchstaben hätte ihm das verhagelt. Riester selbst will noch nicht wahrhaben, dass das Pferd tot ist, aber ihm ist klar, dass man mit einem anderen Pferd erfolgreicher gewesen wäre.

Selbst Seehofer hat die Seite gewechselt

Mit Seehofer ist mittlerweile sogar ein früherer Riester-Renten-Fan auf die Seite derer gewechselt, die den Tod des Pferdes bestätigen. „Die Riester-Rente ist gescheitert“, hört man ihn dieser Tage. Noch vor ein paar Jahren wollte er den Abschluss einer Riester-Rente verpflichtend vorschreiben. Jetzt will er das tote Pferd nicht mehr reiten.

Aber es gibt noch Standhafte, die das Pferd nicht aufgeben wollen. Man müsse die Riester-Förderung verstärken! Man müsse an den Riester-Regeln etwas drehen! So als ob starke Peitschenhiebe ein totes Pferd zum Laufen bringen würden. Oder als ob es helfen könnte, durch „Erhöhung des Qualitätsstandard für tote Pferde“ ein Gammeln des Kadavers zu verhindern.

Es sind nicht mehr viele, die das tote Pferd reiten wollen. An erster Stelle natürlich die Lobbyisten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Das ist nun mal auch ihr Job. Dann gibt es noch einige Vermittler, die auf das tote Pferd setzen. Aber was sollen die auch sonst tun? Die müssen, wollen und sollen ja auch Geld verdienen und dazu muss das tote Pferd nun mal angepriesen werden. Und sogar ein ehemaliger Verbraucherschützer reitet noch das tote Pferd und empfiehlt zuweilen die Riester-Rente. Warum? Irgendwie findet er die Riester-Rente noch gut. Ein anderer Grund ist vielleicht, dass auch er Geld verdient, wenn sich Verbraucher für die von ihm empfohlenen Riester-Angebote interessieren und auf die Geld-Klick-Links klicken (affiliate Links).

Nur noch eine sehr kleine, bunte Truppe

Es ist nur noch eine sehr kleine, bunte Truppe aus ein paar Vermittlern, Herrn Schwark vom GDV und Herrn Tenhagen von Finanztip, die die Riester-Rente noch anpreisen, die das tote Pferd noch reiten wollen. Für die habe ich im Anschluss ein paar Tipps, wie sie mit dem toten Gaul umgehen können.

Wie kann man reagieren, wenn das Pferd tot ist?
Zitiert von http://www.poeschel.net/vermischtes/pferd.php

  1. Wir besorgen uns eine stärkere Peitsche.
  2. Wir sagen: „So haben wir das Pferd schon immer geritten”.
  3. Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren.
  4. Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
  5. Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde.
  6. Wir bilden eine Task-Force, um das Pferd wiederzubeleben.
  7. Wir kaufen Leute von außerhalb ein, die angeblich tote Pferde reiten können.
  8. Wir schieben eine Trainingseinheit ein, um besser reiten zu können.
  9. Wir stellen Vergleiche unterschiedlicher toter Pferde an.
  10. Wir ändern die Kriterien, die besagen, dass ein Pferd tot ist.
  11. Wir schirren mehrere tote Pferde gemeinsam an, damit wir schneller werden.
  12. Wir erklären: „Kein Pferd kann so tot sein, das wir es nicht mehr reiten können.”
  13. Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es bessere oder billigere Pferde gibt.
  14. Wir erklären, dass unser Pferd besser, schneller und billiger tot ist, als andere Pferde.
  15. Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung von toten Pferden zu finden.
  16. Wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.
  17. Wir vergrößern den Verantwortungsbereich für tote Pferde.
  18. Wir entwickeln ein Motivationsprogramm für tote Pferde.
  19. Wir erstellen eine Präsentation in der wir aufzeigen, was das Pferd könnte, wenn es noch leben würde.
  20. Wir strukturieren um, damit ein anderer Bereich das tote Pferd bekommt.
  21. Wir senden jemandem das tote Pferd als Geschenk. Geschenke darf man nicht zurückgeben.

Kommentare
Kommentar von Thilo Höpfl  am  28.04.2016 18:47
Wie immer gibt es für alles mehrere Meinungen: der eine bezeichnet die Riester-Rente als Totgeburt, der andere hält sich doch gar nicht so abwegig.

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/vorsorgen-fuer-das-alter/ist-die-riester-rente-gescheitert-14195906.html

Herrn Nauhauser gebe ich sicherlich in wenigen Dingen recht, aber bei einem liegt er richtig: bei der Altersvorsorge schlichtweg auf viele Pferde setzen. Dann sollte der Ritt durch's Alter schon gelingen....wenn man sich nicht nur über Vergleichsportale, sondern von professionellen Leuten beraten lässt, die auch mit ihrem persönlichen Vermögen für das haften, was sie ihren Kunden empfehlen.
Kommentar von Eberhard Stopp  am  19.04.2016 16:12
Das Riester - R Enten - Pferd konnte noch nie richtig laufen und war von Anfang eine Totgeburt.
Nur findet sich nun fast kein Fachmann mehr ( ausser R . R. R. , wobei das keine Fachleute sind ) , der die Riester R Ente verteidigt, deshalb entsteht der Eindruck, man würde die Riester R Ente jetzt tot reden, siehe Seehofer.
Die Riester R Ente empfehle ich als Makler keinem Kunden, weil deren Fallen und Fehler riesengroß und umfangreich sind:
1. Die Rendite ist erst am Todestag´ des Versicherungsnehmers feststellbar und nicht am Ende des
Sparvorgangs.
2. Anrechnung an Grundsicherung im Alter nach SGB § 41 Abs.2 i.V, §§ 82 FF
3. Nachgelagerte unbekannte doppelte Besteuerung der Rente,
4. Pfändung der noch nicht geförderten Beiträge in der Ansparzeit und
Pfändung im Rentenbezug möglich,
5. Berufsfalle ( kein Wechsel von von Rürup zu Riester und umgekehrt )
6. Scheidungsfalle:
7. Eingeschränkter Todesfallschutz;
8. Zwangsverrentung, nur die 30 % sind zum Renteneintritt auszahlbar
9. Es gibt auch bei Riester keine garantierte Rente,siehe § 314 VAG, u. § 163 VVG
10. Keine Dynamik in der Förderung ! ( mehr Brutto = mehr Eigenleistung!),
11. Der Riesterfaktor in der Rentenformel kürzt die gesetzliche Rente und alle Pflichtversicherten zahlen somit den größten Teil der Zulage aus Ihren Rentenverlust selbst,
12. Die Inflation beim Rentenbezug ist heute nicht bekannt, deshalb hat eine Kapitalbildung auf Zins / Schulden so gut wie keine Chance auf Rendite,
13. Die Kosten sind intransparent ( u.a. auch wegen der Sterbetafeln , Sterblichkeitsgewinne) für den Kunden und viel zu hoch,

Das die Kosten der Riester R Ente bis zu 40 % betragen können, sei nur am Rande erwähnt, aber sicher werden viele Vermittler gern auf Ihre Provision / Courtage beim Verkauf ( denn nur dafür werden sie bezahlt !!) verzichten und umsonst " beraten" !!

Einzig machbare Lösung: Die lebensstanddardsicherende Rente durchd ie gesetzliche Rentenversicherungen. Da ginge auch, wenn man das politisch wollte. Siege dazu die Ausführengen bei Prof Sell Akteuelle Sozialpolitik, oder Portal Sozialpolitik, oder Flassbeck -economics, ...ADG.e.V. , NachDenkseiten, ....!
Eberhard Stopp Versicherungsmakler
Kommentar von FrankR  am  18.04.2016 13:26
Das Problem mit Vergleichen ist, dass sie oftmals hinken. So auch hier. Warum ist die Riestertente ein totes Pferd? Weil einige Sie für tot halten wollen und sie einfach für tot erklären? Wir erfahren es nicht.
Und dann wird aus einem hinkenden (weil unbelegtem) Vergleich auch noch eine Schlussfolgerung gezogen. Fatal! Sämtliche mögliche Verbesserungen werden in Bausch und Bogen zum Scheitern verurteilt: "So als ob starke Peitschenhiebe ein totes Pferd zum Laufen bringen würden."
Was aber, wenn das Pferd gar nicht tot ist und allenfalls schwächelt? Allein schon, weil 16 Mio. Deutsche das Produkt nutzen und ein Recht auf Zulagen für die nächsten 30 bis 40 Jahre haben!?
Aber die Vorgehensweise alles schlecht zu reden, was nicht hundertzwanzigprozentig gut ist, ist ja hierzulande modern. Dieses und jenes funktioniere nicht, also weg damit und her mit etwas Neuem. Das klingt dann auch immer gleich innovativ und Politiker können damit glänzen. Schließlich ist solch eine Vorgehensweise auch schön einfach, weil man ja sein Hirn nicht einschalten muss.

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