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Kleinleins Klartext

Wie die Corona-Krise die kruden Theorien der Versicherungslobby unterstützen soll

Wie die Corona-Krise die kruden Theorien der Versicherungslobby unterstützen soll

 25.03.2020  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

Corona ist zur Unzeit gekommen. Die Auswirkungen von Corona sind kaum abzuschätzen. Wir alle hoffen, dass es nicht zu schlimm wird. Dass es schon in vielen Fällen schlimm geworden ist, ist offensichtlich.

Neben den fatalen Folgen für Leben und Gesundheit wirkt sich Corona auch massiv wirtschaftlich aus. Das größte Rettungspaket der deutschen Geschichte ist deshalb auf dem Weg. Ungeahnte Anstrengungen von Politik, Unternehmen und Bürger*innen offenbaren einen sturen Willen, sich der Krise entgegenzustellen. Es macht Mut zu sehen, wie diszipliniert sich ein großes Land dieser Bedrohung stellt. Es ist aber auch frustrierend, wie manche diese Krise für seltsame Ideen missbrauchen wollen.

Die Corona-Krise brach mitten hinein in die Diskussion um die Fortentwicklung der Altersvorsorge in Deutschland. Vor wenigen Wochen wurde noch heftig über Deutschland-Rente und Extra-Rente diskutiert. Als eine Möglichkeit einer Vorsorge ohne Garantien haben wir als Bund der Versicherten dann auch die Basisdepot-Vorsorge vorgestellt. Und die Versicherungswirtschaft will eine Fortentwicklung der Riester-Rente, weiterhin mit Garantien, aber dann doch irgendwie nur noch geschwächte Garantien. Ein krudes Modell.

Krude Ideen der Versicherungswirtschaft

Und ausgerechnet Corona soll jetzt dafür herhalten, diese kruden Ideen der Versicherungswirtschaft zu begründen!

Jörg von Fürstenwerth, seines Zeichens Vorsitzender der Geschäftsführung des mächtigen Lobbyverbands Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) märt sich dazu in seiner Kolumne „Corona-Crash: Aktien eignen sich nur in Grenzen für die Altersvorsorge“ aus. Fürstenwerth nimmt die durch Corona entstandene desolate Aktienlage als Beleg für seine Thesen. Angesichts des Absturzes der Börsen mache es ihn „nervös, wenn in der Debatte um Reformen der privaten Altersvorsorge Vorschläge laut werden, Garantien ganz abzuschaffen und in der Altersvorsorge zu 100 Prozent auf Aktien zu setzen.“ Also: Weil die Aktien abstürzen, sollte man unbedingt auf Garantien setzen.

Seines Erachtens mache eine schlechte Börsenlage eben „klar“, dass man jetzt die Pläne des GDV verfolgen müsse. Neben dem Festhalten an Garantien sollten jetzt aber auch ein paar „staatliche Garantievorgaben“ gelockert werden, um „höhere Renditen erzielen zu können“. Und wo sollen diese „höheren Renditen“ herkommen? Schaut man dann in die Begründung hierfür, geht es darum, dass durch weniger Garantien zukünftig eher in „chancenreiche“ Anlagen gegangen werden soll. Nur das sind aber ja nun gerade diejenigen, die crashen!

Die krude Argumentation des von Fürstenwerth kurz ausgedrückt: Da aufgrund von Corona die Börsen crashen, soll an Garantien festgehalten werden, die aber geschwächt werden sollen, damit stärker in riskante Anlagen investiert werden kann, die dann aber nun crashen. Macht das Sinn? Nein. Ist das krude? Ja.

Unfug oder Stilblüte?

Man könnte diesen Unfug nun als weitere Stilblüte des GDV-Lobbyismus abtun und zum Arbeitsalltag zurückkehren.

Aber in der Corona-Krise gibt es keinen Arbeitsalltag. Keiner kann verlässlich vorhersagen, wie sich die Situation in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr darstellen wird. Dass die Lebensversicherer in ihrem Wust aus verschiedensten Garantien nicht mehr den Durchblick haben, das befürchte ich schon seit längerem. Wenn die einzige Analyse des GDV hinsichtlich dieser Garantieproblematik in der Corona-Krise in der kruden Argumentation des Herrn von Fürstenwerth besteht, dann wird meine Befürchtung zur echten Angst. Angst um die Existenz weiter Teile dieser Branche. Ganz besonders, wenn sich die Analysefähigkeit eben darauf beschränkt, krude Riester-Ideen zu forcieren.

Von Fürstenwerth zur Finanzkrise auf Grund des Corona-Crashs:
„Der Blick auf die desolate Börsenlage macht aber klar: Das richtige Maß, der richtige Abgleich zwischen Garantie und Risiko ist gefragt. Ja, es ist Zeit für einen Neustart der privaten Altersvorsorge. Wir haben dafür einen 5-Punkte-Plan vorgeschlagen. Und ja, der sieht auch vor, die staatlichen Garantievorgaben zu lockern, um höhere Renditen erzielen zu können. Lockern heißt aber nicht abschaffen.“

 


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