Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
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… oder wie deutsche Versicherer allen alten Menschen unterstellen, dass sie nicht mit Geld umgehen können.
Es gibt im Moment eine scharfe Diskussion in Europa. Und in dieser wollen ein paar wenige Deutsche der ganzen Europäischen Gemeinschaft ihre Ideen aufzwingen. Es sind nicht viele, dafür schreien sie mit umso schrilleren Stimmen. Warum sie schreien? Es werden in Europa wichtige Weichen gestellt. Und noch in dieser Legislaturperiode des Europäischen Parlaments sollen grundlegende Entscheidungen fallen. Und die deutschen Krakeeler wollen die Entscheidung natürlich in ihrem eigenen Sinne gefällt sehen. Wovon ich rede? Natürlich von PEPP! Der Idee eines Pan-European-Personal-Pension-Product. Und die deutschen Lebensversicherungsunternehmen schreien ganz laut, um ihre Interessen durchzusetzen.
Es geht also um eine neue Form der Altersvorsorge. Diesmal soll ein solches Vorsorgeprodukt auf europäischer Ebene etabliert werden. Nach dem Desaster mit Riester und diversen anderen nationalen Versuchen ist es vielleicht nicht schlecht, das mal über Europa zu versuchen. Aus meiner Sicht kann das nur der letzte Versuch sein, es überhaupt noch einmal mit einer kapitalgedeckten Vorsorge zu probieren.
Der große Streitpunkt bei der Diskussion über diese Altersvorsorge: Wie soll am Schluss das angesparte Geld ausgezahlt werden? Als einmalige Summe zu Rentenbeginn? Soll nur dann Geld entnommen werden, wenn man es wirklich braucht? Soll man alternativ das Geld auch als Rente ausgezahlt bekommen können? Oder sollen gar alle dazu gezwungen werden, das Geld nur in Form einer Rente überwiesen zu bekommen?
Eigentlich leben wir ja in einer ziemlich freien Gesellschaft. Und in einer solchen sollen die Bürgerinnen und Bürger ja möglichst viel Freiheit haben ihr Leben zu organisieren. Und zum Leben gehört auch das Rentenalter dazu. Also sollte man meinen, dass auch im Alter möglichst Freiheit gelten soll!
Das sehen die Versicherer aber anders. Denn bei der Altersvorsorge soll die Freiheit aufhören. Man könne ja nicht zulassen, dass jede und jeder selber darüber entscheidet, was mit dem eigenen Geld passiert. Da soll mal bitteschön das Versicherungsunternehmen dafür sorgen, dass das angesparte Geld fürs Alter nur in kleinen Häppchen regelmäßig ausgezahlt werden soll!
Ich kenne ein solches Verhalten von früher, wenn man als Kind zum Geburtstag oder zu Weihnachten ganz viel Süßigkeiten geschenkt bekommen hat. Dann kam Mama und hat einen Teil der Leckereien weggesperrt, denn man solle sich ja nicht an der Schokolade und dem Marzipan überfressen.
Was mich dann als Kind geärgert hat: Mir wurde einfach unterstellt, dass ich alles in mich reinstopfen würde. Das ist aber Quatsch. Denn auch Kinder können verstehen, dass es sinnvoll ist, Süßigkeiten aufzuteilen. Aber Eltern lieben es nun mal, den Kindern erst einmal das Schlimmste zu unterstellen um dann ihre paternalistischen Gelüste auszuleben. „Wir meinen das ja nur gut für dich!“, erklären sie dann.
Und genauso machen es die Versicherer - Man muss verhindern, dass das ganze angesparte Geld einfach auf den Kopf gehauen wird. Damit begründen sie, dass beim PEPP unbedingt alles nur als kleine Rente ausgezahlt werden soll. Was sie damit meinen: Alte Bürgerinnen und Bürger sind zu blöd, um eigenverantwortlich mit Geld umgehen zu können. Ob das stimmt?
Fragen Sie sich mal selbst! Würden Sie ihre Altersvorsorge einfach mal so für eine Weltreise oder einen Porsche abschreiben? Oder wie viele Menschen kennen Sie aus ihrer Familie oder ihrem Bekanntenkreis, die sich wissentlich selbst in Altersarmut gebracht haben, indem Sie ihre frisch ausgezahlte Lebensversicherung einfach für Unsinn auf den Kopf gehauen haben? Ich kenne niemanden. Und ich würde das selbst auch nicht tun. Und Sie vermutlich auch nicht.
Ich finde es unverschämt, wenn die deutsche Versicherungswirtschaft einfach mal unterstellt, dass alle Bürgerinnen und Bürger per se nicht mit Geld umgehen können, kaum dass sie alt geworden sind. Und es ist noch unverschämter, dass sie diese Unterstellung einfach mal auf ganz Europa übertragen wollen. Deswegen sollten die Versicherer endlich aufhören, bei PEPPs darauf zu drängen, dass das Geld nur als Rente ausbezahlt werden darf.
PS: Klar, ich kenne Menschen, die nicht mit Geld umgehen können. Die zum Beispiel viel an Zinsen versprechen. Oder die mit solchen Zinsen kalkulieren. Oder in die Taschen der Kunden greifen, weil sie sich mit den Zinsen verkalkuliert haben. Und die dann mit unverständlichen Bedingungen verheimlichen wollen, dass sie dieses Geschäft mit Zinsen und Altersvorsorge eigentlich nicht beherrschen. Diese Menschen, die ziemlich ungeschickt mit Geld umgehen, findet man aber in den Führungsetagen der Versicherungsunternehmen und nicht unter den Bürgerinnen und Bürgern, für die das PEPP geschaffen werden soll. Bitte liebe Versicherer, schließt nicht von den Fehlern, die ihr selber gemacht habt, darauf, dass die PEPP-Kundschaft auch nur schlecht mit Geld umgehen kann!