Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
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Kaum Kontakte, keine Kinobesuche, die Hobbies fallen flach, einfach nichts: Corona macht einsam. Um sich über die traurige Zeit hinwegzutrösten, schaffen sich immer mehr Menschen einen treuen Vierbeiner an. Doch wie wir Menschen können auch unsere süßen Gefährten krank werden. Und das kann ganz schön ins Geld gehen – eine OP frisst schnell bis zu 2.000 Euro und mehr. Viele Hundehalter*innen ziehen daher Tierversicherungen in Erwägung. Doch wie sinnvoll sind die tatsächlich?
Im Home-Office fällt einem schnell die Decke auf den Kopf, und wenn am Wochenende zusätzlich nichts los ist, kann der unwillentliche Rückzug schnell zur psychischen Belastungsprobe werden. Einen treuen Compagnon an der Seite zu haben, der immer gut gelaunt durchs Leben geht, wäre jetzt eine schöne Abwechslung. Schließlich haben viele von uns nun genug Zeit fürs Gassi gehen und Stöckchen holen.
Dass sich viele Menschen ihren Traum vom vierpfotigen Gefährten erfüllen, beweist die jährliche Erhebung der Tierschutzorganisation TASSO e. V. In seinem Haustierregister verzeichnet der Verein einen auffälligen Anstieg der Neuregistrierungen von Hunden. Wurden im Juni 2019 etwa 31.400 Hunde neu registriert, waren es im Juni 2020 mehr als 39.000. Ein Plus von rund 25 Prozent. In den letzten Jahren lag der Anstieg bei lediglich vier Prozent.
Spätestens wenn der fellige Freund sein liebevoll drapiertes Körbchen in Beschlag genommen hat, sollten sich Hundebesitzer*innen über die weniger angenehmen Pflichten Gedanken machen. Dazu gehört es zuerst einmal, eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abzuschließen. Denn während zahme Tierchen wie Hamster, Kanarienvögel oder auch Katzen in der Privathaftpflichtversicherung eingeschlossen sind, werden Hunde – vom süßen Pudel bis zum Schäferhund – als „potenziell gefährliche Haustiere“ eingestuft. So wäre ein Hund theoretisch in der Lage, jemanden vom Rad zu stürzen. Verletzt sich diese Person, haftet nicht der Hund, sondern sein*e Halter*in. Und das mit dem gesamten Vermögen. Eine Absicherung ist daher unverzichtbar. Die Jahresprämie für eine gute Tierhalterhaftpflichtversicherung liegt für einen Hund bei einem Selbstbehalt von 150 Euro bei 50 bis 80 Euro. Für Kampf- oder sogenannte Listenhunde ist sie etwas höher, häufig sind sie auch gar nicht versicherbar. Je nach Bundesland sind Hundebesitzer*innen sogar dazu verpflichtet, eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abzuschließen. In Baden-Württemberg wird die Entscheidung über eine verpflichtende Tierhalterhaftpflichtversicherung auf die Gemeinden abgewälzt.
Prima, eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen und fertig ist die Laube. Aber was ist, wenn der Hund schwer erkrankt oder sich verletzt. Vermutlich zieht der ein oder andere den Abschluss einer Tierkrankenversicherung in Erwägung. Doch bewahren solche Versicherungen wirklich vor hohen Tierarzt-Rechnungen?
Grundsätzlich ist der Tierarztbesuch meist ein teures Unterfangen. Und das ist der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) geschuldet. Je nach Behandlungsaufwand und Schwere der Erkrankung rechnen Tierärzt*innen einen bestimmten Gebührensatz ab, in der Regel mit mindestens dem zweifachen Gebührensatz. In Städten ist sogar der dreifache Satz üblich. Auch aufwendige Behandlungen wie Operationen werden oftmals mit dem dreifachen Satz abgerechnet. Muss der Hund zum Notdienst, kann plötzlich der vierfache Satz drohen.
Wer demnach eine Tierkrankenversicherung abschließen will, sollte darauf achten, dass der Tarif die Behandlungskosten zumindest bis zum dreifachen Satz der GOT deckt.
Außerdem ist es wichtig, den Vertrag so früh wie möglich abzuschließen. Während Neuabschlüsse für junge und gesunde Hunde generell unproblematisch sind, wird es bei älteren Hunden schon schwieriger. Noch komplizierter wird es bei bereits erkrankten Tieren. In diesen Fällen behalten sich die Versicherer vor, eine höhere Prämie zu verlangen, die Krankheit vom Vertrag auszuschließen oder den Antrag abzulehnen.
Auf dem Versicherungsmarkt gibt es nur sehr wenige Unternehmen, die überhaupt Policen für Hunde und Katzen anbieten. Meistens handelt es sich dabei um eine Operationskosten- oder Krankenvollversicherungen.
Beide Varianten sind teuer, kompliziert und sehen in den meisten Fällen Jahreshöchstgrenzen vor. Zudem gibt es zahlreiche Ausschlüsse, und der Versicherer kann den Vertrag im Falle einer Erkrankung jederzeit kündigen. Der beste Anhaltspunkt für eine Entscheidung ist daher, das Prämien-Leistungsverhältnis genauestens unter die Lupe zu nehmen.
Mehr zu Tierkrankenversicherungen finden Sie hier.
Die Entscheidung für oder gegen eine Tierkrankenversicherung ist letztlich reine Abwägungssache. Jede*r Hundebesitzer*in sollte überlegen, ob die finanzielle Situation regelmäßige Versicherungsbeiträge zulässt oder ob nicht das Ansparen einer liquiden Reserve die bessere Alternative darstellt, um im schlimmsten Fall die OP-Kosten selbst tragen zu können.