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Versicherungen verstehen

Die Sterbegeldversicherung – schnell sein lohnt sich…

Die Sterbegeldversicherung – schnell sein lohnt sich…

 17.11.2022  Versicherungen verstehen  0 Kommentare  Claudia Frenz

Der November steht im Kirchenjahr im Zeichen der Besinnung und des Totengedenkens: Buß- und Bettag, Allerheiligen, Volkstrauertag und Totensonntag sind entsprechende Feiertage. Vielleicht ist es daher kein Zufall, dass Versicherer diese Zeit nutzen, um Menschen auf ein Produkt aufmerksam zu machen, das Verbraucherschützer*innen als unsinnig bezeichnen: die Sterbegeldversicherung.

© Timothy Eberly / Unsplash

Gerade habe ich bei meinen Eltern einen Werbeflyer für dieses Produkt entdeckt. Da ist von würdevoller Bestattung nach den persönlichen Wünschen die Rede, von sorgenfreier Absicherung und Unterstützung der Hinterbliebenen. Hier will die Sterbegeldversicherung helfen, damit schon zu Lebzeiten alles für den Todesfall geregelt ist. Ein Blick in die Tabelle mit den verschiedenen Tarifen konnte ich mir als Verbraucherschützerin natürlich nicht verkneifen.

Schnell sein lohnt sich...

Für eine garantierte Versicherungssumme von 5.000 Euro zahle ich, Jahrgang ’68, bei einer Laufzeit von 36 Jahren, 24,64 Euro monatlich. Ich zahle also Beiträge bis 2058 und bin danach, also ab Lebensalter 90+, lebenslang versichert. Ich zahle also 432 Monate lang 24,64 Euro – schnell den Taschenrechner rausgeholt – das sind dann: 10.644,48 Euro. Davon könnte ich mich zweimal selbst unter die Erde bringen, wenn ich das Geld stattdessen monatlich auf ein Tagesgeldkonto packe. Das macht auch der Zusatz auf die Gesamtleistung inklusive, nicht garantierter, Überschussbeteiligung von 6.559,91 Euro nicht viel besser.

Die Sterbegeldversicherung ist eine geldaufzehrende Kapitallebensversicherung. Wer sie abschließt, zahlt bei langer Laufzeit am Ende häufig mehr als die Hinterbliebenen herausbekommen.

„Schnell sein lohnt sich“, wirbt der Versicherer, sein Angebot: Wer bis zum 30.11.22 die Sterbegeldvorsorge abschließt, spart 4 Monate Aufbauzeit. Ab Vertragsbeginn gilt je nach Tarif eine sogenannte Aufbauzeit, also Wartezeit, von meist 18 oder 36 Monaten, d. h. Angehörige erhalten die vereinbarte Todesfallleistung erst, wenn die versicherte Person nach dieser Aufbauzeit stirbt.

Finger weg...

Schnell sein lohnt sich in der Tat – allerdings nur für all jene, die früh sterben, also vor Ende der Laufzeit ihrer Sterbegeldversicherung. Denn Versicherungsnehmer*innen zahlen bei langer Laufzeit oft mehr ein, als Hinterbliebene herausbekommen. Nur wenn der Tod früh eintritt, also nicht lange nach der bei Sterbegeldversicherungen üblichen Wartezeit von drei Jahren, hat sich der Vertrag „rentiert“.

Also, Finger weg von der Sterbegeldversicherung!

Es gibt bessere Möglichkeiten, für die Beerdigung vorzusorgen – z. B. mit einem Sparplan oder ETF oder einer anderen rechtzeitigen Geldanlage ohne Versicherungsmantel.


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