Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
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Die neue Staffel ist letzte Woche auf RTL angelaufen. In dieser können wir uns auf drei überaus ambitionierte Schadenaußenregulierer freuen, die nahezu täglich Versicherungsbetrügereien aufdecken und somit der Versichertengemeinschaft bares Geld sparen.
Ob es sinnvoll ist, die „Betrüger“ zur besten Sendezeit „bloß“ zu stellen, ist eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten sollte.
Vorab: Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt! Das möchte ich gleich zu Anfang festhalten. Ich bin der Meinung, dass Versicherungsunternehmen jeden Schaden dahingehend prüfen sollten, ob ein berechtigter Anspruch besteht. Wenn nicht, ist eine Ablehnung folgerichtig.
Jedoch gibt es andere Seiten in der täglichen Schadenbearbeitung und Schadenabwicklung, die in der Sendung zwar nicht behandelt werden, jedoch nicht unerwähnt bleiben dürfen. Denn diese würden ja das schlechte Licht weg von dem bösen Verbraucher und hin zur lieben Versicherungswirtschaft werfen. Denn wir wissen ja, dass Versicherer nicht besonders glücklich darüber sind, wenn sie im schlechten Licht stehen. Genau das machen wir aber jetzt mal und ich zeige Ihnen die Kehrseite der Medaille. Also Sachverhalte, in denen die Schadenbearbeitung alles andere als gut gelaufen ist.
Anfangen möchte ich mit sogenannten Kulanzentscheidungen. Also dem Umstand, dass Versicherer Leistungen auskehren, die sie nach den vereinbarten Regeln hätten gar nicht auskehren dürfen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Versicherungsbüros Budgets für solche Kulanzleistungen bereit gestellt bekommen. Hier werden Versichertengelder dafür verwendet, um meist gut zahlenden Kunden auch bei einem nicht versicherten Schaden eine Leistung zu ermöglichen. Denn ansonsten könnte man ja den Kunden verlieren. Dieses belastet das Kollektiv genauso über Gebühr wie ein Versicherungsbetrug.
Kommen wir jetzt zu einer wirklich unschönen Seite der Schadenregulierung. Und zwar zu der unberechtigten Leistungskürzung und Ablehnung eines Versicherers. Von kleinen Schäden, wie sie oftmals in der Sendung dargestellt werden, sind die nachfolgenden weit entfernt. Denn ein Brandfleck auf dem Laminat oder auch ein gestohlenes Fahrrad bringt niemanden an den Rand des Ruins. Sie sind aber einfach und plakativ darzustellen - mehr gibt das Format ja auch nicht her.
Es geht um Schäden, bei denen es wirklich um die Existenz geht. Ein Hausbrand beispielsweise, bei dem die Familie sprichwörtlich auf der Straße sitzt. Oder eine Berufsunfähigkeit, nach der wirklich existenzielle Sorgen zum Tragen kommen. Ich könnte dutzende Schadenbeispiele nieder schreiben, möchte jetzt allerdings die Probleme darstellen, die bei solch gravierenden Geschehnissen auftreten.
Und zwar beginnt alles mit der Anzeige des Versicherungsfalles. Hiernach beginnt für viele Versicherte die Leidenszeit. Denn Versicherer lassen gerade bei Großschäden nichts unversucht, um sich vor der Schadenzahlung zu drücken. Eigens beauftragte Gutachter erstellen teils Gutachten, die es dem Versicherer ermöglichen, den Schaden zu kürzen oder gar abzulehnen. Ist ja auch klar, ein Gutachter der das Tatsächliche feststellt, wird vermutlich nicht mehr von der Versicherung beauftragt. Folglich bricht für den Gutachter eine Einnahmequelle weg. Wir sprechen hier von sogenannten Gefälligkeitsgutachten. Bereits 2013 machten wir in einer Stellungnahme für das Bundesjustizministerium auf diese massiven Probleme aufmerksam. Passiert ist bisher nichts!
Weiter werden Schadenregulierung bzw. die Leistungsprüfung so dermaßen in die Länge gezogen, dass die Familie ohne Haus auf der Straße sitzen bleiben muss oder der Berufsunfähige seine monatlichen Kosten nicht mehr stemmen kann.
Klagt der Verbraucher, kann es zu jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen, die die wenigsten Verbraucher durchstehen. Denn ihnen gehen einfach die Kraft und das Geld aus, um sich gegen die Schwergewichte aus der Versicherungswirtschaft zu wehren.
Hier ist die Politik gefragt endlich Regelungen vorzugeben, die solches Vorgehen von Versicherungsunternehmen verhindert!
Vielleicht findet sich ja ein Sender, der das Gegengewicht zu den RTL-Versicherungsdetektiven bildet und die Kehrseite der Medaille darstellt…