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Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise

Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise

 09.09.2020  BdV hilft!  0 Kommentare  Christian Gülich

Angesichts der Corona-Pandemie und der von ihr bewirkten Wirtschafts- und Finanzkrise kommt dieses Buch von Hartmut Walz wie gerufen. Der Autor setzt einen fundierten und optimistischen Contra-Punkt zu tatsächlichen oder vermeintlichen Krisenängsten und zwar in mehrfacher Hinsicht.

Hartmut Walz - Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise

Konstruktive Crashgedanken

Haufe-Verlag (1. Auflage), Freiburg 2020

Harte Fakten

Unter dieser Überschrift handelt Walz die derzeitigen ökonomischen Krisenbefunde ab ausgehend von der Finanzmarktkrise 2008/2009 sowie der Euro- und Staatsverschuldungskrise vor allem von 2012 bis 2015. Es geht um grundlegende Fragen wie diese: hat die Euro-Währungsunion angesichts der immer weitergehenden Staatsverschuldung eine Chance zum Überleben, führt die Null- und Negativzinspolitik der Notenbanken zu immer mehr Wohlstandsverschiebungen (schlecht für traditionelle Sparprodukte, aber gut für Wertpapiere und Immobilien), wird die Gefahr von Blasenbildungen an den Börsen und womöglich inflationärer Tendenzen auch für Alltagsgüter immer weiter verstärkt?

Wohltuend ist, dass Walz diese allseits diskutierten Probleme klar benennt und sehr abgewogene Zukunftsperspektiven entwickelt. So kann etwa aus den historischen Erfahrungen von gescheiterten Währungsunionen nicht unmittelbar auf das Scheitern des Euro geschlossen werden. Entscheidend wird der politische Wille zum Zusammenhalt der Euro-Zone sein, der zur Überwindung der „Geburtsfehler" des Euro führen muss, vor allem zum Reduzieren der Differenzen in der Finanzpolitik der einzelnen Mitgliedsstaaten. Für das Überwinden von Staatsverschuldungen gibt es verschiedene bereits erprobte wie auch neue Wege (Schuldenschnitt, Währungsreform, „finanzielle Repression" u. a.). Inflationäre Tendenzen kann es geben, aber eine Hyperinflation wie etwa in Deutschland in den 1920er Jahren ist dennoch unwahrscheinlich (Unterscheidung Vermögenswerte / Konsumgüter).

Besonders hervorzuheben ist Waltz' eindeutiges Plädoyer gegen „Crash-Propheten" und Schwarzmaler, die das angeblich unvermeidliche Ende des Euro oder gar präzise Zeitpunkte für den Crash der Weltfinanzmärkte vorhersagen. Zukunft ist per se nicht vorhersehbar, und das gilt sowohl für Berufsoptimisten wie auch für die Verfechter von Worst-Case-Szenarien. Natürlich kann nichts definitiv ausgeschlossen werden, aber es geht um einigermaßen realistische Wahrscheinlichkeiten. Da jede Prognose, insbesondere die von vermeintlichen Weltuntergängen, auch starke Gegenkräfte mobilisieren, gelingt es Waltz überzeugend darzustellen, warum die „Crash-Propheten" vor allem Ängste erzeugen und damit ein - leider - häufig gut funktionierendes, aber nur für sie profitables Geschäftsmodell aufbauen.

Konstruktive Crash-Psychologie

Während unter den harten Fakten die unzweifelhaft schwierigen makro-ökonomischen Bedingungen benannt und gewichtet werden, unter denen jede Form von privater Altersvorsorge und Vermögensbildung derzeit leidet, geht Walz in den anderen Kapiteln seines Buches noch einen Schritt weiter. Einerseits geht es um praktische Tipps, wie angesichts von Nullzinsen, Blasenbildungen und Crash-Gefahren das eigene finanzielle Sicherheitsbedürfnis und die Risikobereitschaft für Altersvorsorge und Vermögensbildung genauer bestimmt werden können. Zum anderen geht es auch um eine grundsätzlich andere Haltung zu unvermeidbaren Unsicherheiten, möglichen größeren Gefahren und der Entwicklung eigener Handlungsoptionen - nämlich um eine „konstruktive Crash-Psychologie“.

Das fängt damit an, dass er schlicht und ergreifend die Frage stellt: „Wovor fürchten Sie sich eigentlich?" Um zu einer nicht mehr Angst-getriebenen, sondern konstruktiven Antwort zu kommen, unterscheidet er zwischen unterschiedlichen Erscheinungsformen von Crashs nach Art und Schwere (wie viele Vermögensklassen, wie viele Länder und Währungen sind betroffen, geht es nur um Krise oder gar Zusammenbruch o. a.). Darüber hinaus¬ geht es um die Einschätzung der Auswirkungen dieser Unwägbarkeiten auf sich selbst. Sind rein finanzielle Gesichtspunkte (Altersvorsorge, Vermögen, Lebensstandard) vorrangig oder gar grundlegende Existenzfragen (Bedrohung der staatlichen und sozialen Ordnung)? Bei den rein finanziellen Ängsten muss zwischen der möglichen Einschränkung des Lebensstandards (sicherlich bedauerlich, aber handhabbar) und tatsächlicher Verarmung (wirklich bedrohlich) unterschieden werden. Ziel ist es, verschiedene Risiken adäquat einzuschätzen und möglichst emotionslos zu bewerten.

Diese Unterscheidungen sollen zu einem „optimistischen Realismus" führen, der eine mögliche Angststarre überwinden und praktisch umsetzbare Handlungsalternativen ermöglichen soll. Hierauf aufbauend entwickelt Walz einen 12-Punkte-Plan für mehr Robustheit. Dieser Plan beinhaltet sehr konkrete Empfehlungen und Prioritätensetzungen für Altersvorsorge und Vermögensbildung (Diversifizierung, Anteile Geld-/Sachvermögen, Bar-/Buchliquidität, Fremdwährungen, Edelmetalle, Immobilien, Direktinvestitionen / Anlagevehikel wie Lebensversicherungen, Verschuldung / Tilgung u. a.). Sehr wichtig ist auch der Hinweis, dass oft Aussitzen von Krisensituationen besser ist, als in einen Aktivitätsdruck zu verfallen, an dem letztlich nur andere verdienen (wie Finanzvermittler, Börsenhändler). Vervollständigt werden diese Vorschläge für mehr Robustheit durch acht konkrete Fallbeispiele.

Fazit

Das Buch besticht durch eine klare Faktenanalyse der unbestreitbaren ökonomischen Schwierigkeiten, die aktuell bestehen. Um aber nicht diffusen Ängsten nachzugeben, die teilweise sogar gezielt geschürt werden, und einem blinden Aktionismus zu verfallen, werden eindeutige Alternativen aufgezeigt: sowohl hinsichtlich der tatsächlichen oder nur vermeintlichen Gefahren als auch hinsichtlich der Entwicklung von Handlungsalternativen. Letztere betreffen sowohl rein finanzielle Veränderungen als auch die grundsätzliche Haltung zu möglichen übergeordneten Gefahren, eben eine konstruktive Crash-Psychologie. Insofern hätte mir der Untertitel des Buches besser als sein Haupttitel gefallen. Für dieses Buch gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

 

Hartmut Walz - Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise. Konstruktive Crashgedanken; Haufe-Verlag (1. Auflage), Freiburg 2020; 321 S.; ISBN 978-3-648-13758-1; 19,95 Euro.

 


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