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BdV hilft!

Wenn ein Verhaltenskodex nicht gelebt wird…

Wenn ein Verhaltenskodex nicht gelebt wird…

 15.12.2015  BdV hilft!  0 Kommentare  Timo Voß

Das Wort „Verhaltenskodex“ ist an sich schon eindrucksvoll. Erst recht, wenn wir uns die Definitionen im Netz anschauen. Auf Wikipedia findet sich beispielsweise: „Ein Verhaltenskodex (engl. code of conduct) ist eine Sammlung von Verhaltensweisen, die in unterschiedlichsten Umgebungen und Zusammenhängen abhängig von der jeweiligen Situation angewandt werden können bzw. sollen.“ Soweit so gut!

© Predrag Kezic / Pixabay

Spannen wir nun den Bogen zu unserer geliebten Versicherungswirtschaft.

Auch dieser Wirtschaftszweig, hier der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), hat sich so einen Verhaltenskodex für den Vertrieb von Versicherungsprodukten verpasst. Nach reichlich Kritik an der Branche und dessen Vertriebsmethoden ein durchaus logischer und konsequenter Schritt. Auf insgesamt vier Seiten können Sie nachlesen, was sich die Versicherungswirtschaft auferlegt hat. Und das ist nicht wenig. Elf Punkte umfasst dieser Kodex und geht selbst für mich als Verbraucherschützer runter wie Öl. Es geht unter anderem um klare, verständliche Versicherungsprodukte. Um das Kundenbedürfnis, welches im Mittelpunkt stehen soll. Und darum, dass sogenannte Umdeckungen nur mit wettbewerbskonformen Mitteln zulässig seien. Also bestehende Verträge, meist von dem Vorvermittler, zu kündigen, um einen neuen Vertrag mit neuer Provision zu platzieren.

Wie viel ist ein Verhaltenskodex wert?

Aber wie viel ist so ein Verhaltenskodex wert? Halten sich alle an diesen? Gibt es Ergebnisse und sind diese überhaupt messbar, gar transparent? Hält sich der Vertrieb an diese Regeln? Eine Messung oder Bewertung bei aktuell 235.033 provisionsabhängigen Versicherungsvertretern und Versicherungsmaklern dürfte schwierig werden. Bleibt uns nur die Selbstverpflichtung der Versicherungen bzw. die Beratungsaussage eines provisionsabhängigen Verkäufers. Schauen wir uns die vom Map-Report jüngst veröffentlichten Stornoquoten an, kann einem schon angst und bange werden. Es gibt Gesellschaften, die Stornoquoten von mehr als zehn Prozent aufweisen. Da stelle ich mir schon die Frage, ob dieser Verhaltenskodex beim Verkauf dieser Lebensversicherungen eine Rolle gespielt hat. Ich meine nicht!

Ähnlich in der privaten Krankenversicherung. Sinnlose Umdeckungen, Provisionsexzesse und die Finanzierung von dubiosen Vertrieben wie die MEG mit Mehmet E. Göker an der Spitze - dies sind nur einige Beispiele. Auch hier stelle ich mir die Frage, ob dieser Verhaltenskodex eine Rolle gespielt hat. Ich meine nicht!

Kritisches Hinterfragen lohnt

Nun möchte ich natürlich nicht alle Versicherungsvertreter oder Versicherungsmakler über einen Kamm scheren, jedoch sollte alles von der Versicherungswirtschaft publizierte, stets kritisch hinterfragt werden. Insbesondere dann, wenn es um einen selbst gegebenen Verhaltenskodex geht, der meiner Meinung nach nicht gelebt wird.

Zumindest ist der Gesetzgeber um die Ecke gekommen und hat die Provisionshöhe begrenzt, so dass immerhin den Provisionsexzessen ein wenig Einhalt geboten wurde. Ich finde die Provisionshöhe zwar immer noch viel zu hoch, aber naja, wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung.

Jetzt müsste eigentlich die Lobby nachziehen und das Thema Umdeckungen angehen, in dem solches Geschäft nicht einmalig verprovisioniert, sondern beispielsweise nur mit einer geringen laufenden Provision vergütet wird. Ferner sollte auch das Geschäft über dubiose Strukturvertriebe eingestellt werden. Das wären tatsächlich mal ehrbare Schritte in die richtige Richtung – also worauf warten?


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