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Gastbeiträge

Banken im Umbruch – geht’s noch!?!

Banken im Umbruch – geht’s noch!?!

 05.09.2016  Gastbeiträge  0 Kommentare  Dirk Ulbricht

Die Zeiten sind hart für die deutsche Bankenlandschaft. Die EZB-Politik hat die Zinsmargen, d.h. die Differenz zwischen dem, was Banken selbst für die Refinanzierung zahlen und dem, was sie für die Kreditvergabe bekommen, schrumpfen lassen. Gleichzeitig jagen ihnen kleine, flexible Fintechs profitable Teile ihres Geschäfts ab.

© PublicDomainPictures / Pixabay

Und - die Regulierung macht ihnen das Leben immer schwerer. Beim Abschluss eines simplen Mäusekontos, eines Sparkontos, das die Hamburger Sparkasse für Kinder anbietet, hatten meine Frau und ich zusammen 24 Unterschriften zu leisten, und das auch schon ohne die freiwilligen Unterschriften für Datennutzungen.

Da wundert es kaum, dass die Banken mittlerweile fast geschlossen im Chor mit den Kollegen der anderen Finanzdienstleistungsbranchen wegen der EZB-Politik jammern. Es wirkt auch nur konsequent, wenn man Filialen schließt und sich aus der Fläche zurückzieht. Fusionen wie die – laut dementierte – zwischen den beiden großen deutschen Privatbanken zeichnen sich ab. Gleichzeitig wird groß verkündet, man wolle jetzt „schamlos“ die Fintechs kopieren, um auch mit ihnen zu kooperieren (1). Von dem kostenlosen Konto können sich Verbraucher in Zukunft wohl ebenfalls verabschieden.

An der Misere nicht ganz schuldlos

Aber selbst Bankenvertreter räumen ein, dass sie an der Misere nicht ganz schuldlos sind. Jahrzehntelang haben sie den technischen Wandel verschlafen und sich auf althergebrachten, sicheren Geschäftsmodellen ausgeruht. Wie Dienstleistungen aussehen, die sich an den Bedürfnissen der Kunden orientieren, bekommen sie gerade von ihrer digitalen Konkurrenz vor Augen geführt. Dass in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern deutlich mehr Banking je Einwohner existiert, als in anderen Ländern, ist nicht erst seit kurzem bekannt.

Bemerkenswerter Weise berufen sich Branchenvertreter auf Moral, wenn es darum geht die EZB-Politik zu kritisieren. Gutes Wirtschaften müsse sich lohnen, Sparer dürften nicht bestraft werden. Was aber ist das für eine Moral, wenn diejenigen, auf deren unmoralisches und riskantes Geschäftsgebaren die EZB gerade reagieren muss, sich auf Anstand berufen? Wer mit einer langen Liste von gerichtlich bewiesenem Fehlverhalten versucht hat, Geld zu machen, der beruft sich jetzt auf Moral? Und - die Banken haben selbst schon oft genug dafür gesorgt, dass sich Sparen nicht lohnt. Viele Verbraucher haben und hatten ihr Geld auf Sparbüchern angelegt, die auf dem Papier schöne Zinsen auswiesen. Schaut man aber auf die um den Wertverlust bereinigten, realen Zinsen, dann waren auch schon früher die Phasen häufiger, in denen Sparer auf dem Konto Geld effektiv verloren hatten, als die der guten Zeiten (2).

Moralisch wiederum auf die falsche Strategie gesetzt

Welche Konsequenzen sind das, die da aus der aktuellen Situation gezogen werden? Nachdem zum Teil auf Kosten der Gemeinschaft, die letztlich über ihre Steuergelder dafür bezahlen musste, die Bankenkrise überwunden wurde, ziehen sich die Banken nun aus dem „unrentablen“ Geschäft vor allem im ländlichen Raum zurück. Papierhafte Anträge, die vor allem denjenigen helfen, die mit der Digitalisierung nicht mitkommen konnten, die ohnehin immer mehr Hürden im Alltag zu bewältigen haben, werden eingestellt. Und schließlich wird auch moralisch wiederum auf die falsche Strategie gesetzt. Was ist das für ein Signal, wenn man als Antwort auf die durch unnötig riskantes, Gier getriebenes Geschäftsgebaren ausgelöste Probleme ausgerechnet mit „schamlosem“ Ideenklau reagiert?

Es bleibt auch zu hoffen, dass die angekündigte Nutzung des „neuen Produktionsfaktors“, nämlich dem der Daten, dem Verbraucher nicht mehr schadet als nutzt. Im Optimalfall führt die Datennutzung zu einer nie da gewesenen Transparenz bei Finanzdienstleistungen und einem wirklichen Wettbewerb, der übermäßige Margen wie in der Vergangenheit unwahrscheinlicher werden lässt. Vielleicht werden die Banken auch Produkte anbieten, die es den Verbrauchern erlauben, die Daten für ihre Zwecke besser zu nutzen. Welche? Da wird es spannend. Das plumpe Verkaufen oder Nutzen für Werbezwecke dürfte wohl wenig Aussicht auf Erfolg haben (3). Bitte nicht!


 

(1) Handelsblatt online: http://www.handelsblatt.com/my/unternehmen/banken-versicherungen/hypo-vereinsbank-chef-theodor-weimer-jammern-bringt-nichts/14483558.html, abgerufen am 2.9.2016.
(2) Deutsche Bundesbank: : https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Themen/2014/2014_06_27_einlageverzinsung_in_deutschland.html, abgerufen am 2.9.2016.
(3) Capital: http://www.capital.de/dasmagazin/deutsche-banken-planen-datenanwendungen-4118.html, abgerufen am 2.9.2016.


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