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Jürgen Klopp entfacht gerade in Liverpool große Euphorie. Er soll den Fußballern von der Anfield Road wieder zu altem Glanz und Erfolg verhelfen. Etwas in den Hintergrund gerät dabei, dass Kloppo bereits bei einer anderen Truppe einen Vertrag unterschrieben hat, der Deutschen Vermögensberatung AG, kurz DVAG.
Auch dort geht es um Glanz und Erfolg. Mit einem Unterschied: die DVAG ist bereits dort, wo der FC Liverpool noch hin will. Ganz oben: Mit Provisionserlösen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro ist die DVAG der mit Abstand erfolgreichste Strukturvertrieb. Er vermittelt den Kunden von der Lebensversicherung bis zum Bausparvertrag Finanzprodukte aller Art. Und wie bei Strukturvertrieben üblich, bekommt der Kunde mehr Produkte und vor allem teurere Produkte, als ihm lieb sein kann. Doch Schwamm drüber. Wenn die Verkaufstruppen – manche sagen auch Kloppertruppen – von einem Strahlemann wie dem 48-jährigen Wahl-Liverpooler gecoacht werden, kann das doch alles nicht so schlimm sein. Schließlich ist Klopp doch sooo sympathisch und hat das Image einer ehrlichen Haut. Vermutlich hat die DVAG ihn genau deshalb verpflichtet.
Zum Reinwaschen. Schließlich steht der Strukturvertrieb bei Verbraucherschützern und unabhängigen Maklern im Ruf, ihren Kunden besonders überteuerte Produkte anzudrehen. Noch gut im Gedächtnis ist eine Kampagne, in der die DVAG vor ein paar Monaten ihre Vermittler zu einer massiven Umdeckung von Altersvorsorgeverträgen aufrief. Wodurch exorbitante Extra-Provisionen anfielen. Siegprämien quasi.
Zu solchen Erfolgen passt Klopp wie die Faust aufs Auge. Ende März unterschrieb er einen Dreijahresvertrag bei der DVAG. Als Markenbotschafter. Außerdem soll er aktiv in der Weiterbildung tätig sein und Veranstaltungen zu Themen wie Teambuilding, Talententwicklung, Identifikation und Erfolgsstrategien leiten. Jürgen Klopp als Motivationstrainer eines umstrittenen Strukturvertriebs?
Der Mann weiß, was er tut, wenn er nun in ganzseitigen DVAG-Anzeigen mit dem Titel „Aufstieg in die Finanz-Liga“ im Kundenmagazin der Deutschen Bahn auftritt. Er ist sogar Wiederholungstäter. Klopp hatte vor Jahren einen ähnlichen Vertrag bei der HMI (Hamburg-Mannheimer-International), die sich mittlerweile in Ergo-Pro unbenannt hat. Erst als bekannt wurde, dass die HMI ihre erfolgreichsten Vermittler mit einer Lustreise nach Budapest belohnte, kündigte Klopp seinen Vertrag.
Damit wollte er nichts zu tun haben. Gegen die Verkaufsmethoden der „Vermögensberater“ hat er offenbar nichts.