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Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Völlig klar, dass Ihnen suggeriert wird, dass auch Ihre Altersvorsorge nachhaltig sein sollte. Aber macht das wirklich Sinn und tun Sie tatsächlich etwas Gutes, wenn Sie sich für eine „grüne“ Altersvorsorge entscheiden? Leider muss ich Ihnen da aus wissenschaftlicher Sicht erhebliche Bedenken vermitteln.
Vorab: Zunächst geht Nachhaltigkeit weit über Umweltschutz oder Klimaneutralität hinaus. Zur Nachhaltigkeit gehören auch soziale Aspekte wie z. B. faire Arbeitsbedingungen sowie die Einhaltung der Grundsätze einer guten Unternehmungsführung. Der Einfachheit halber wird im Folgenden trotzdem kurz von „grünen“ Anlagen gesprochen.
Doch nun zu den Bedenken: Dass Sie der Umwelt durch nachhaltigen Konsum und insbesondere Verzicht auf ressourcen- und CO2-intensive Aktivitäten etwas Gutes tun, ist unbestritten. Gleiches gilt, wenn Sie direkt in umweltfreundliche Maßnahmen investieren, also z. B. eine eigene Solaranlage, Wärmepumpe anschaffen oder eine Zisterne in Ihrem Garten vergraben, um gleichzeitig Trinkwasser zu sparen und Abwasserspitzen zu vermeiden.
Wir alle haben verstanden, dass Nachhaltigkeit – und ganz besonders der Kampf gegen den Klimawandel – wichtig ist. Kurzum: Wir wollen gern nachhaltig sein. Die Frage ist, ob wir das auch im Bereich der Geldanlage und Altersvorsorge können.
Sowohl nachhaltiges Konsumieren als auch Konsumverzicht zwecks Ressourcenschonung und CO2-Einsparung bereiten Mühe und bedeuten Einschränkungen. Auch das selbstverantwortliche nachhaltige Investieren (eigene Solaranlage, Beteiligung an einem Windrad in der Dorfgemeinschaft etc.) ist aufwendig. Viel einfacher ist es daher, sein Gewissen dadurch zu entlasten, dass man sein Geld nachhaltig anlegt. Die Finanzdienstleistungsindustrie bietet Ihnen daher eine Menge Produkte an, mit denen Sie (angeblich) nachhaltig an den globalen Kapitalmärkten investieren können. Doch dass dies wirklich funktioniert, muss leider stark bezweifelt werden.
Eine Wirkung entfaltet das Investieren in nachhaltige Unternehmen nämlich nur, wenn es deren Finanzierungskosten senkt und/oder gleichzeitig die Finanzierungskosten von nicht nachhaltigen Unternehmen erhöht oder diesen sogar den Zugang zu Kapital abschneidet. Dass dies funktioniert, ist jedoch nicht erkennbar, wie Sie dem nachfolgenden Bild entnehmen können.
Die globalen Finanzmärkte funktionieren nämlich wie kommunizierende Röhren, an die Sie sich noch aus Ihrer Schulzeit erinnern. Sobald die Finanzierungskosten von nicht nachhaltigen Unternehmen (z. B. durch selektives Investieren der „Gutmeinenden“) gegenüber den Finanzierungskosten „grüner“ Unternehmen nur minimal erhöhen, setzen sofort Ausgleichsbewegungen ein, die die „Wasserlinie“ in allen Röhren wieder auf die gleiche Höhe bringen.
Mit anderen Worten: Es kommt durch gegenläufiges Investieren anderer Anlegergruppen sofort zum Abschöpfen der Renditeunterschiede. Das gegenläufige Investieren erfolgt hierbei nicht nur durch „böse“ Fonds (sogenannte Sündenfonds), die mit Überrenditen durch Auswahl der gerade nicht nachhaltigen Unternehmen werben. Sondern auch durch aktive Dividendenfonds sowie passive Dividenden-ETFs, die durch Ihre Selektion zwangsläufig in „braune“ bzw. nicht nachhaltige Unternehmen investieren.
Geradezu paradox und anlegerschädigend wird es, wenn Anleger einen Teil ihrer Reserven in teure Nachhaltigkeitsprodukte stecken und den anderen in Dividendenfonds. Sie haben im Ergebnis eine teure Kombination von vorgeblich nachhaltigen sowie besonders nicht nachhaltigen („braunen“) Unternehmen im Portfolio und könnten eine ganz ähnliche Struktur erheblich preiswerter erhalten, indem sie einfach eine passive, maximal streuende Anlage wählen – also z. B. einen ETF auf einen Weltmarktindex wie den FTSE A World oder dem MSCI All Country World IMI.
Während es also bis heute keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass Nachhaltigkeitsanlagen auf globalen Finanzmärkten irgendeine Wirkung entfalten, wird mit unserem Wunsch nach „grünem“ Geldanlegen schon prächtig verdient. Denn mit dem Versprechen von Nachhaltigkeit lassen sich höhere Kosten bei Anlage- und Vorsorgeprodukten durchsetzen. Das Narrativ, die Auswahl nachhaltiger Aktien und Anleihen mache einen erheblich höheren Aufwand im Vergleich zu einer traditionellen Zusammenstellung, schafft bei Privatkunden zusätzliche Gebührenakzeptanz.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen – Sieben (teils unangenehme) Wahrheiten
Live-Workshop mit Prof. Dr. Walz in Hamburg
Der Bund der Versicherten e. V. und Prof. Dr. Hartmut Walz laden Sie zu einem abendlichen „Altersvorfreude“-Workshop in unseren schönen Räumlichkeiten in Hamburg in entspannter Atmosphäre ein. Für den kleinen Hunger ist auch gesorgt.
Das erwartet Sie:
Wann: Am Donnerstag, 28.09.2023 von 18.00 bis 20.00 Uhr
Wo: Gasstr. 18 – Haus 4, 22761 Hamburg-Bahrenfeld
Der BdV ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln (S1 und S11) gut zu erreichen.
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