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Kleinleins Klartext

Arbeiten bis 70 oder länger! Danke Frau Nahles!

Arbeiten bis 70 oder länger! Danke Frau Nahles!

 09.11.2016  Kleinleins Klartext  5 Kommentare  Axel Kleinlein

Die große, tolle, wegweisende Rentenreform von Frau Nahles nimmt Gestalt an! Wir dürfen jetzt den Entwurf zum Betriebsrentenstärkungsgesetz kommentieren. Dass es dabei Milliardengeschenke für die Versicherer gibt, war zu erwarten. Dass wir aber nach den Rentenvorstellungen bald erst mit 70 oder später in Rente gehen sollen, das ist eher eine Überraschung.

„Da übertreibt der Kleinlein wieder! Das hat die Nahles doch gar nicht gesagt!“, höre ich schon. Stimmt, das hat sie nicht gesagt. Stattdessen hat sie aber von der „doppelten Haltelinie“ gesprochen. Dabei meint sie keinen Zebrastreifen oder den Stopp-Strich an der Ampel. Sondern sie meint, dass bei der gesetzlichen Rente zwei „Haltelinien“ gesetzlich festgeschrieben werden sollen:

- Zum einen soll der Beitragssatz einen bestimmten Maximalwert niemals überschreiten dürfen – die erste Haltelinie.
- Zum anderen soll das Rentenniveau eine bestimmte Mindesthöhe niemals unterschreiten – die zweite Haltelinie.

Das ist schon eine tolle Sache! Da soll per Gesetz festgeschrieben werden, dass immer für diesen Haltelinienbeitragssatz auf jeden Fall das Haltelinienrentenniveau erzielt werden kann! Und das Ganze auch noch im Umlagesystem!

Wir erinnern uns: Im Umlagesystem müssen immer die Beitragszahler eines Jahres genauso viel in das Rentensystem einzahlen, wie die Rentenempfänger dieses Jahres gerade bekommen. Die doppelte Haltelinie sagt nun, wenn alle Beitragszahler den Höchstbeitrag zahlen, wird das immer ausreichen, dass alle Rentner diese Mindestrentenhöhe bekommen. Egal, wie viele Menschen gerade Beiträge zahlen und egal wie viele Menschen Rente bekommen!

Wir kommen ins Grübeln: Auch wenn nur noch sehr wenige Menschen arbeiten und Beiträge zahlen würden und es gleichzeitig viele Menschen gibt, die Rente beziehen, auch dann soll das noch immer klappen. Klingt komisch. Aber das will ja Frau Nahles ins Gesetz schreiben. Und wenn das da drin steht, dann muss das auch klappen. Denn es steht ja dann im Gesetz. Oder?

Eine Lösung für dieses Paradoxon

Klingt eigentlich bescheuert. Ist es auch. Denn das kann rein mathematisch eben nicht klappen.

Aber es gibt eine Lösung für dieses Paradoxon, Herr Spahn vom Bundesfinanzministerium hat es schon aufgeklärt. Denn wenn das mal nicht mehr passen sollte, dann wird das eben passend gemacht. Dann erklärt man einfach ein paar Rentnern, dass sie erstmal keine Rente bekommen sollen, sondern stattdessen besser arbeiten und Versicherungsbeiträge einzahlen sollen. Dann klappt das auch wieder mit den Haltelinien.

Aber was bedeutet das, wenn Ihnen jemand sagt: „Vergessen Sie das erstmal mit der monatlichen Rentenzahlung, arbeiten Sie lieber und zahlen Sie für die Rente der anderen ein!“? Das bedeutet, dass Sie einfach länger arbeiten müssen! Mit 67 oder gar schon mit 63 in Renten gehen? Darauf hat man dann eben keine Chance! Da wird dann stattdessen in die Hände gespuckt und auch noch mit 70 oder 72 das Bruttosozialprodukt gesteigert.

Liebe Frau Nahles, halten Sie sich doch bitte an die Offenheit und Ehrlichkeit Ihres Kollegen Herrn Spahn. Der sagt einfach klar und deutlich, dass eben zukünftig vermutlich das Renteneintrittsalter steigen wird. Das kann jeder verstehen. Das mit der „doppelten Haltelinie“ versteht kaum jemand, bedeutet aber so ziemlich das gleiche.

PS: Eine andere Lösung für das Dilemma wäre natürlich, wenn sie einfach den Steuerzuschuss an die Rentenversicherung erhöhen. Aber das wäre geschummelt, denn dann müssen letztlich doch wieder die Bürger mehr zahlen. Nur eben nicht als „Rentenversicherungsbeitrag“, sondern als zusätzliche Steuern. Und das System der gesetzlichen Rente ginge dann nebenher auch noch mehr in eine Schieflage.

PPS: Auf die Milliardengeschenke an die Versicherungswirtschaft werden wir in unserer Stellungnahme für das Betriebsrentenstärkungsgesetz eingehen.


Kommentare
Kommentar von Werner  am  16.11.2016 18:44
Brunow gute Idee, den Vorschlag unterstütze ich sofort.
Ich sehe das genauso wie Brunow, Wer Rentner ist hat sich das erarbeitet! Erwerbsminderungsrenter sind zu Krank zu Arbeiten. Wir Rentner leben NICHT auf Kosten der jüngeren. Überhaupt spielt eine gewisse Klientel - ganz gezielt und ganz bewusst - völlig unnötigerweise jung gegen Alt auf. Wenn alle in die Sozialkassen einzahlen, auch Politiker wie oben beschrieben, ohne Beitragsbemessungsgrenze, Allerdings die Höchstrente muss begrenzt werden - wie oben schon beschrieben -. Dan funktionieren alle unsere Sozialsysteme auch wieder wunderbar.
Kommentar von Brunow  am  16.11.2016 18:34
Wozu sind Politiker nutze,wozu braucht man sie?Seit Jahren wird an der Rente herumgedoctert.-Ich fühle mich fasst schon wie ein Verbrecher wenn ich laufend(als Rentner)zu hören bekomme,dass ich auf Kosten der Jüngeren lebe-.Mein Vorschlag zum Thema:Alle,abhängig Beschäftigte,Beamte,Politiker,Selbstständige,
Manager zahlen in die Sozialkasasen ein.Die Beitragsbemessungsgrenzen fallen weg und die Höhstrente beträgt das 2-3fache der Durchschnittsrente.
Kommentar von Werner  am  10.11.2016 16:51
Hallo Herr Kleinlein,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu meinem Kommentar.
Ich muss zugeben, dass ich den Politikern von den Parteien AFD, CDU, FDP und SPD inzwischen alles zutraue, sie drehen das Fähnlein im Winde, genauso wie sie es gerade brauche, es geht um Macht. Ich vertraue diesen Parteien nicht bzw. nicht mehr. Auch die Grünen sind leider nicht viel besser.
"Besonders für die Bundestagswahl werden wir uns aber genau anschauen, was die unterschiedlichen Politiker wollen. Wir werden uns dann auch als BdV dazu äußern."
Ich freue mich auf Ihren Kommentar dazu Herr Kleinlein.
"Auf die Milliardengeschenke an die Versicherungswirtschaft werden wir in unserer Stellungnahme für das Betriebsrentenstärkungsgesetz eingehen:"
Auch auf Ihren Kommentar dazu freue ich mich:
Bleiben Sie weiter so rührig wie bisher Herr Kleinlein.
Kommentar von Axel Kleinlein  am  10.11.2016 09:07
Lieber Werner,

vielen Dank für Ihren Kommentar.
Erst einmal möchte ich ein wenig beruhigen. Ich befürchte keinesfalls, dass Rentnern die schon Rente beziehen irgendwann wieder zurück an den Arbeitsplatz geschickt werden oder gar Erwerbsminderungsrentner wieder für gesund erklärt werden. Dass es so schlimm kommt, das kann selbst ich mir nicht vorstellen. Hier möchte ich Sie gerne beruhigen.
Es wird auch noch so einige Jahre dauern, bis rechnerisch die 70 als Rentenbeginnalter notwendig würde. Ich hoffe, dass es bis dahin gelingt, andere und bessere Lösungen zu finden.
Übrigens geht ein höheres Rentenbeginnalter dann auch immer einher mit einer höheren Lebenserwartung. Dass man womöglich so lange arbeiten muss bis man "eh stirbt", ist deswegen nicht zu erwarten.
Welche Parteien aus renten- und verbraucherpoliitischer Sicht empfehlenswert sind, dazu kann ich Ihnen jetzt nichts sagen. Besonders für die Bundestagswahl werden wir uns aber genau anschauen, was die unterschiedlichen Politiker wollen. Wir werden uns dann auch als BdV dazu äußern.
Beste Grüße
Axel Kleinlein
Kommentar von Werner  am  09.11.2016 12:37
Vielen Dank Herr Kleinlein für diesen sehr guten Artikel,
vielen Dank Herr Kleinlein für andere genauso gute Artikel von Ihnen.
Seien Sie weiter kritisch.
Etwas verstehe ich aber nicht, Sie Schreiben; ich zitiere:
"Dann erklärt man einfach ein paar Rentnern, dass sie erstmal keine Rente bekommen sollen, sondern stattdessen besser arbeiten und Versicherungsbeiträge einzahlen sollen."
Wenn jemand bereits Rentner ist, kann es dann sein, dass er plötzlich keine Rente mehr bekommte, egal wie alt er ist, und muss dann wieder arbeiten? Was ist mit Erwerbsminderungsrentern mit voller und Dauerhafter Erwerbsminderungsrenter. Erwerbsminderungsrenter wird man nicht wenn man nicht wirklich krank ist und nicht mehr arbeiten kann. Sollen die Erwerbsminderungsrenter dann gesund geschrieben werden und sollen wieder arbeiten müssen?
ODER ist damit gemeint, dass wer mit 65, 67, 70, oder 72 oder noch älter in Rente gehen möchte hat Pech gehabt und muss noch weiter arbeiten? Ich befürchte man will erreichen, dass die Menschen solange Arbeiten bis sterben,. Das alles ist lediglich ein Rentenkürzungsprogramm, man sagt nur nicht offen, dass die Leute so lange arbeiten sollen bis sie sterben. AFD, CDU, FDP, SPD und auch die Grünen. sind alles d für uns kleinen Leute nicht bzw. nicht mehr wählbare Parteien. Die einzigen die sich für Kranke, Behinderte, Schwerbehinderte, Rentner, Geringverdiener, Arbeitslose eben für uns kleine Leute einsetzen ist die Partei die Linke und die Piraten.

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