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Kleinleins Klartext

Der 31. Januar 2020 - warum Europa nicht nach Gewinn und Verlust beurteilt werden sollte

Der 31. Januar 2020 - warum Europa nicht nach Gewinn und Verlust beurteilt werden sollte

 31.01.2020  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein


Heute verlässt das Vereinigte Königreich (UK) die Europäische Union (EU). Entgegen allem Schimpfen, war es dennoch eine Erfolgsgeschichte. In den knapp 50 Jahren wurden viele Vorurteile zwischen UK und dem Kontinent überwunden. Man hat viel Verständnis füreinander gewonnen. 1973 war der Krieg zwischen England und Deutschland noch eine lebendige Erinnerung, heute können wir uns einen solchen Konflikt nicht mehr vorstellen. Daran hat die Europäische Idee, die sich in der Europäischen Union manifestiert einen wichtigen Anteil.

Rechnet sich die Mitgliedschaft?

Großbritannien verlässt die EU aus vielerlei Gründen, einer wurde von den Brexiteers jedoch immer besonders hervorgehoben. Was kostet es in Pfund und Sterling, Mitglied der EU zu sein? „Rechnet“ sich die Mitgliedschaft betriebswirtschaftlich? Eine solche Finanzanalyse kann unterschiedlich vorgenommen werden und kommt dann auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Für einige Britinnen und Briten waren diese Zahlen ausschlaggebend, sich gegen den Verbleib in der EU zu entscheiden.

Ich persönlich glaube dennoch, dass sich die Mitgliedschaft rechnet. Ich denke, die Vorteile sind auch im wirtschaftlichen Bereich sehr stark, so dass jedes EU-Mitglied eigentlich eine Win-win-Situation vorfindet. Ich bin aber auch überzeugt davon, dass es neben der Frage nach dem Geld andere Argumente gibt, die für die Europäische Union sprechen.

Schwere Zeiten für die jungen Britinnen und Briten

Wir haben in der europäischen Union nicht nur keine Kriege untereinander und zu einem sehr stabilen Frieden gefunden. Wir haben zusätzlich Freundschaften zwischen Nationen und damit auch zwischen Menschen finden können, die vorher so nicht einfach möglich waren. Grenzüberschreitende Projekte und Ideen, gemeinsame Überzeugungen, gemeinsame Werte, dies alles umfasst die europäische Idee zusätzlich. Besonders für junge Menschen ist es unvorstellbar, dass nationale Grenzen innerhalb Europas dies alles behindern sollen. Auf junge Britinnen und Briten kommt eine schwere Zeit zu.

Wir haben in Deutschland schon einmal erlebt, dass es ziemlich gut klappen kann, ein politisches Zusammenwachsen gemeinsam anzugehen, ohne in erster Linie aufs Geld zu schauen. Wir haben in den letzten dreißig Jahren gemeinsam an der Deutschen Einheit gearbeitet und tun dies auch heute, ohne die Frage nach dem Profit als wichtigsten Faktor anzusehen. Wir haben uns eben darauf verständigt, dass wir zusammenwachsen wollen.

We will miss you!

Auch Europa ist mehr als nur das Aufsummieren oder Saldieren von Wirtschaftseffekten. Die Rendite von Europa lässt sich nicht nur in Euro und Cent bemessen. Schade, sehr schade, dass zu viele Menschen in Großbritannien das nicht mehr so sehen. Aber ich hoffe, dass sich das Vereinigte Königreich irgendwann eines Besseren besinnt und zurückkehrt. Ich finde, wir sollten eine Tür offenhalten. Vermissen werden wir sie aber in jedem Fall, die skurrilen Engländer, die stolzen Schotten, die Waliser mit ihrer seltsamen Sprache und natürlich auch die Nordiren. Diese bunten Völker der Briten werden eine Lücke in Europa hinterlassen.

We will miss you!


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