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Kleinleins Klartext

Die Clubhouse-Elite - was kümmern Demokratie und Datenschutz?

Die Clubhouse-Elite - was kümmern Demokratie und Datenschutz?

 27.01.2021  Kleinleins Klartext  0 Kommentare  Axel Kleinlein

Es gibt ja diese neue App, dieses neue „Social Media“ namens Clubhouse. Das „neue Netzwerk mit Stil“ (Tagesschau) will eine Diskussionsplattform sein, diese „Mischung aus Podcast und Mitmachradio“ (Handelsblatt) soll sogar aktiv in der Politik eingesetzt werden. So kann sich etwa die Digitalexpertin der Linksfraktion im Bundestag, Anke Domscheit-Berg, vorstellen, über Clubhouse eine Bürgersprechstunde zu veranstalten.

Klar, dass sich auch schon Influencer*innen, Journalist*innen und auch Politikerinnen und Politiker auf Clubhouse tummeln. Da haben dann auf einmal FDP und die LINKE gemeinsam, dass sie „first mover“ auf Clubhouse sind – deren Protagonisten: Christian Lindner und Bodo Ramelow (letzterer hat dann auch gleich einen kleinen Shitstorm verursacht). Aber auch von Saskia Esken (SPD-Vorsitzende) und Dorothee Bär (CSU) hört man, dass sie sich auf Clubhouse tummeln würden.

Was mich ärgert: Da wird so getan, als wäre Clubhouse besonders „nice“ für politische und gesellschaftliche Diskussionen. Als wäre diese neue Plattform eine Möglichkeit, in einen besonders demokratischen Austausch zu gehen. Ist sie aber nicht. Im Gegenteil!

Clubhouse etabliert einfach eine neue Elite

Schon an vielen Stellen wurde darüber geklagt, dass der Zugang zu Clubhouse nur über Einladungen möglich ist. Und Nutzer*innen können anscheinend nur je zwei Einladungen aussprechen. Deshalb ist der Zugang besonders exklusiv. Alleine nur mitmachen zu können, zeichnet also schon aus! Man gehört dann zur Elite derer, die auf Clubhouse reden dürfen! Verblüffend, dass gerade auch solche Politikerinnen und Politiker sich auf Clubhouse herumtreiben, die sich eigentlich egalitär geben.

Man muss also schon gut in einer bestimmten Szene vernetzt sein, um überhaupt mitmachen zu dürfen. Diese Szene ist aber nicht für alle zugänglich. Gemeine Bürgerinnen und Bürger fallen da nicht rein, denn sie sind eben nicht so gut in die Politik, mit Journalist*innen oder „Nerds“ vernetzt. Oder aber man hat genug Geld und ersteigert eine Einladung auf einer Auktionsplattform. Nebenbei muss man natürlich auch die Technik beherrschen und passende Technik besitzen.

Geld ist dann auch noch ein wichtiges Thema. Die Clubhouse-Disputant*innen zeichnet nämlich noch etwas aus: Sie alle benutzen ein Apple-Gerät. Denn Clubhouse ist bis auf weiteres für die Apfel-Elite reserviert. Und wir alle wissen, dass gerade die Apple-Geräte nicht zu den günstigsten gehören. Also bleiben bei Clubhouse diejenigen erstmal unter sich, die sich teurere Geräte leisten können.

Clubhouse – die Welt der Reichen und Vernetzten

Clubhouse manifestiert also eine Vernetzung zwischen denjenigen, die sowieso schon gut vernetzt sind und nebenbei genügend Geld für die Apfel-Geräte haben. Mit demokratischer Teilhabe Aller bei Diskussionen und Debatten hat das nichts zu tun. Die Netzwerkler-Elite bleibt unter sich, egal von welcher politischen Couleur.

Da passt es sehr gut, dass die Clubhousler dann auch ihre Kontaktdaten im Adressbuch offenlegen müssen. Datenschutz ist sowieso irgendwie überflüssig in der Clubhouse-Welt. Vielleicht, weil Clubhouse das Gefühl vermittelt, man wäre ohnehin unter sich?

PS: Ich finde es gefährlich, wenn sich solche Eliten zunehmend abschotten. Ich bin selber nicht auf Clubhouse und mache nur ein bisschen Twitter (eher beruflich) und Instagram (so halb-privat).


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