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Kleinleins Klartext

Die jährliche Adventslüge der Allianz

Die jährliche Adventslüge der Allianz

 08.12.2021  Kleinleins Klartext  1 Kommentar  Axel Kleinlein

„Für das Vorsorgekonzept Perspektive bietet die Allianz eine Gesamtverzinsung von 3,2 Prozent. Die Gesamtverzinsung der klassischen Lebens- und Rentenversicherung liegt bei 2,9 Prozent.“…

… so der Originalwortlaut der diesjährigen Pressemitteilung der Allianz. Jedes Jahr gibt es ähnlich irreführende Meldungen rund um die Adventszeit. Manchmal auch etwas früher, aber stets zeichnet die Allianz ein Bild, das so nicht stimmt.

Problem im Begriff der Gesamtverzinsung

Das Problem liegt in dem Begriff der „Gesamtverzinsung“. Denn auch wenn dieser Begriff suggeriert, da würde insgesamt alles, was den Vertrag betrifft, eingerechnet, stimmt das eben gerade nicht. Denn diese „Gesamtverzinsung“ ist nur die Verzinsung auf einen Teil dessen, was die Allianz aus den Kundengeldern investiert – Kosten und Risikoschutz müssen nämlich erst mal herausgerechnet werden. Das, was dann übrig bleibt – der sogenannte Sparanteil – ist nur das, was verzinst wird.

Sind in einem Vertrag zum Beispiel vier Prozent als Abschluss- und Vertriebskosten einkalkuliert, dann sind die schon mal weg. Dann setzt der Versicherer noch Verwaltungskosten an, zum Beispiel sechs Prozent (das ist schon eher günstig). Kommen dann noch fünf Prozent für einen Risikoschutz hinzu, dann bleiben am Ende nur noch 85 Prozent zum Verzinsen übrig. Von 100 Euro würden also nur 85 Euro verzinst.

Wenn dann diese 3,2 Prozent als Verzinsung wirken, dann sind nach einem Jahr aus 100 Euro Prämie nach Abzug der Kosten und mit Verzinsung gerade mal 87,72 Euro geworden. Also deutlich weniger als das, was investiert wurde! Nach zwei Jahren sind zwar aus insgesamt 200 Euro immerhin schon 178,25 Euro übrig, aber auch das ist immer noch ein herber Verlust.

Man kann jetzt nachrechnen, wie lange man diesen Vertrag besparen muss, damit man bei 3,2 Prozent „Gesamtverzinsung“ immerhin ins Plus kommt. Die Lösung: 10 Jahre! Um mit der „Gesamtverzinsung“ von 3,2 Prozent unterm Strich keinen Verlust zu machen, muss man schon ein volles Jahrzehnt den Vertrag durchhalten. Selbst, wenn man sehr lange den Vertrag fleißig bedient, hat man zum Beispiel nach 20 Jahren gerade mal eine tatsächliche Rendite von 1,73 Prozent pro Jahr erreicht und selbst nach 30 Jahren sind es nur mickrige 2,24 Prozent.

Mogelpackung

Stolz verkündet die Allianz also kürzlich eine Verzinsung von 3,2 Prozent, tatsächlich verstecken sich dahinter aber deutlich geringere Renditen. Wenn man das nett ausdrücken will, dann ist das eine Mogelpackung". Das ist so wie bei der Chipstüte, die genauso groß ist wie früher, heute aber mehr Luft enthält und weniger Chips. Genauso ist das bei der Allianz: Da wird so getan, als wäre die Chipstüte „3,2 Prozent groß“, tatsächlich ist aber viel, viel weniger drin (s.a. die Mogelpackungsliste der VZ-Hamburg, die bisher aber keine Versicherungen dabei haben).

Ich empfinde das als Lüge. Aber wir haben uns ja schon daran gewöhnt, dass wir jedes Jahr aufs Neue spätestens in der Adventszeit von Lebensversicherern belogen werden. Merry Christmas Allianz!

PS: Die Allianz steht mit solcher Irreführung nicht allein da. Das machen viele, viele andere Lebensversicherer auch! Das macht es aber nicht besser…

PPS: Für die Aktuar*innen in der Leserschaft der Hinweis., dass ich zur Vereinfachung mit verteilten und nichtgezillmerten Abschlusskosten gerechnet habe. Ansonsten werden die Renditen noch schlechter.

 

 

 

 

 

 

 

 


Kommentare
Kommentar von Andi  am  07.01.2022 10:28
Ohne jetzt zu sehr Werbung für die Kollegen bei der Allianz machen zu wollen: Einen Risikoschutz in einer Verzinsung einrechnen ("verwursteln") zu wollen ist hochgradig unseriös. Denn für den Risikobeitrag gibt es einen Risikoschutz und dieser hat nichts mehr mit dem Sparprozess zu tun. Daher haben die Risikobeiträge in Renditeberechnungen schlicht nichts verloren.

Zudem ist es ja regelmäßig so, dass natürlich auch schon bei 5-jährigen Verträgen positive Renditen herauskommen, es dauert also keineswegs generell 10 Jahre, bis bei einer LV positive Erträge entstehen.

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