Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
Sie haben eine Frage oder Anregungen zum BdV-Blog? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!
Da kann ich mich ja schon wieder aufregen! Geht es um den Provisionsdeckel für die Lebensversicherung, dann ist immer wieder die Rede davon, wir vom Verbraucherschutz würden „den Vermittlern in die Tasche greifen“ wollen (von Vermittlerinnen ist nie die Rede). Der Hintergrund: Wir möchten, dass die hohen Provisionen die derzeit gezahlt werden, zukünftig nicht mehr fließen können. Deswegen möchten wir diese Zahlungen „deckeln“, indem wir insgesamt für alle Abschluss- und Vertriebskosten einen Maximalwert benennen.
Es gibt eine ganze Reihe von Akteuren und Akteurinnen, denen die Idee eines Provisionsdeckels nicht behagt. An erster Stelle natürlich die Vermittler und Vermittlerinnen selber. Dann gibt es Lobbyisten und Lobbyistinnen, die sich für die Vermittlerschaft stark machen. Aber auch viele, die von außen die Branche beobachten oder über sie berichten, positionieren sich deutlich gegen einen Provisionsdeckel. Sogar mancher Wissenschaftler ergreift deutlich Partei dafür, dass es auch weiterhin möglich sein soll, Provisionen in hohem Umfang zahlen zu können.
Äußern diese Personen ihre Kritik am Provisionsdeckel, bemühen sie immer wieder ein altertümliches, altbackenes und an dieser Stelle vollkommen falsches sprachliches Bild. Sie sprechen gerne davon, dass wir Verbraucherschützer „dem Vermittler in die Tasche greifen“ wollen würden. Was dieses Bild ausdrücken soll: Mit dem Provisionsdeckel würde der Vermittlerschaft etwas „weggenommen“ werden.
Dieses Bild des „In-die-Tasche-Greifens“ ist schon alleine deswegen ziemlicher Unfug, weil es einfach nicht mehr stimmt. Es würde nur dann Sinn machen, in eine Tasche zu greifen, wenn dort dann auch die Provision in bar zu finden wäre. Die Zeiten, in denen Provisionen, Versicherungsprämien oder anderer Geldverkehr in der Versicherungswirtschaft in bar abgewickelt wurden, sind aber lange schon vorbei. Stattdessen landet das Geld (hoffentlich) für alle nachvollziehbar und transparent auf einem Konto. Wer vom „Griff in die Tasche“ spricht, bemüht unweigerlich ein Bild des letzten Jahrhunderts.
Das ist aber nur eine kleine Kritik an diesem sprachlichen Bild, die dem geschuldet ist, dass ohne nachzudenken, sprachliche Gepflogenheiten der Vergangenheit übernommen werden.
Was aber zusätzlich so gar nicht bei dem Bild passt: Es suggeriert, dass schon Geld als Provision geflossen wäre, weit bevor der Provisionsdeckel zuschlägt. Man kann ja schließlich nur dann etwas wegnehmen, wenn es vorher da war. Das ist aber eben genau das Dreiste an diesem sprachlichen Bild: Es wird so getan als wäre es selbstverständlich, dass erst einmal Geld geflossen ist und der Provisionsdeckel nun zu einer Art „Rückforderung“ führen würde!
Denkt man konsequent durch, was dieses Bild bedeutet. Demnach wäre es selbstverständlich, dass die Vermittlerschaft zunächst reich mit Provisionen beschenkt wird. Für die Vermittlerschaft ist es dann zunächst egal, wie der Versicherer das ausgleicht, der soll gewissermaßen das „Inkasso“ für diese Provision betreiben. Ein Provisionsdeckel würde dann im Nachhinein „in die Tasche greifen“ und dann wieder Geld wegnehmen.
Die Wirklichkeit ist aber anders: Erst wird der Vertrag geschlossen, dann wird eine (mehr oder weniger) angemessene Provision bestimmt, die dann vom Versicherungsunternehmen ausgezahlt wird (manchmal auch unter Vorbehalt oder ratierlich). Dann erscheint der Provisionsdeckel aber in einem gänzlich anderen Licht. Er führt dann nicht dazu, dass in irgendwelche „Taschen gegriffen“ wird. Vielmehr führt er nur dazu, dass nicht mehr so viel an Geld in die Taschen fließt. Suggeriert das Bild des „In-die-Tasche-Greifens“, dass etwas weggenommen würde, so geht es in Wirklichkeit nur darum, dass weniger gegeben werden soll.
Anders ausgedrückt: Der Provisionsdeckel wird niemandem etwas wegnehmen. Durch den Provisionsdeckel wird niemandem in die Tasche gegriffen oder das Konto geplündert. Der Provisionsdeckel führt nur dazu, dass von vornherein etwas weniger Geld fließt. Deshalb betreibt jeder der das Bild des „In-die-Tasche-Greifens“ bemüht, eine Demagogie gegen die versicherten Personen und gegen die Verbraucher und Verbraucherinnen.
Im Übrigen stelle ich es mir auch nicht besonders schön vor, in fremde Taschen zu greifen. Besonders wenn es um Hosentaschen mancher Herren geht oder die große Handtasche mancher Dame. Ich vermute, allein schon aus datenschutzrechtlichen Gründen der DSGVO würde es sich auch schon verbieten, in fremde Taschen zu greifen. Deshalb plädiere ich auch weiterhin für einen Provisionsdeckel und gegen schräge und falsche sprachliche Bilder.