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Kleinleins Klartext

„Letzte Zuflucht PKV“ oder „Was die Versicherungswirtschaft überhaupt noch kann“

„Letzte Zuflucht PKV“ oder „Was die Versicherungswirtschaft überhaupt noch kann“

 02.03.2016  Kleinleins Klartext  3 Kommentare  Axel Kleinlein

„Kann man eigentlich noch den Abschluss einer Lebensversicherung empfehlen?“ oder „Rentiert sich die Riester-Rente noch?“ oder so ähnlich fragen Journalisten gerne. Ich fühle mich dann immer im Sinne von Evelyn Hamann bei Loriot angeregt einfach zu antworten: „Da regt mich ja schon die Frage auf!“

Denn das sind ja Suggestivfragen, in denen mir unterstellt wird, dass solche Verträge jemals empfehlenswert waren. Aber solche Verträge waren noch nie per se eine gute Wahl. Und zudem muss ich auch auf die beiden Fragen mit einem klaren „Nein“ antworten. Ähnlich, wenn ich gefragt werde, ob das mit der privaten BU-Absicherung im Großen und Ganzen eigentlich noch klappt. Auch dann gilt es „Nein“ zu antworten.

Im Großen und Ganzen hat die Versicherungswirtschaft also versagt, funktionierende private Lösungen zur Daseinsvorsorge anzubieten. Altersvorsorge und Invaliditätsabsicherung klappt halt nicht wirklich flächendeckend mit der privaten Versicherungswirtschaft. Die Versicherer können anscheinend keine Probleme der Daseinsvorsorge absichern. „Einspruch!“, höre ich da von der kleineren Versicherungslobby. Die PKV macht das doch ganz ordentlich! Oder?

Die PKV im Schattendasein

Die Private Krankenversicherung (PKV) fristet im Vergleich zur Lebensversicherung ein echtes Schattendasein. Müsste sie aber nicht. Mit mehr versicherten Personen als es in Deutschland Gewerkschaftsmitglieder gibt, hat sie aber ein überraschend großes Gewicht. Trotzdem wird sie derzeit kaum wirklich wahrgenommen.

Daran ist hauptsächlich die Große Koalition schuld. Die SPD will ja unbedingt eine „Bürgerversicherung“ und hat deshalb verboten, dass in dieser Legislatur irgendwelche Verbesserungen für die PKV beschlossen werden könnten. Auch den Versicherten darf daher nichts Gutes getan werden. Streng nach der Devise: „Wenn man den PKV-Versicherten hilft, dann wollen die womöglich gar nicht so gerne in eine Bürgerversicherung“.

Die Opposition aus Grünen und Linken ist auch nicht wirklich mit Feuereifer am Thema. Das mag auch daran liegen, dass auch die nicht wirklich sagen können, wie deren Idee einer „Bürgerversicherung“ eigentlich funktionieren soll.

Aber auch die CDU will das Thema nicht so richtig anpacken. Bei den Lebensversicherern ging schon vieles schief. Da will man nicht noch die gleichen Diskussionen über die PKV-Unternehmen führen. Denn die niedrigen Zinsen setzen auch den PKV-Unternehmen zu. Massive Probleme mit überzogenen Provisionen kennen wir auch aus der Vermittlung von PKV-Tarifen. Und auch in Sachen Transparenz sieht es oft böse aus bei den PKV-Tarifen. Eine ernsthafte Gemengelage, die das Renommee der Lebensversicherer schon ins Wanken gebracht hat.

Noch kann sich die PKV also in Sicherheit wiegen und muss sich keiner ernsthaften politischen Diskussion stellen. Dabei ist sie die letzte Sparte, in der die kapitalgedeckte Vorsorge noch nicht als akutes Problem angesehen wird.

Die PKV - der letzte Rückzug?

Eigentlich sollte die Versicherungswirtschaft stolz darauf sein, dass es wenigstens noch die PKV gibt, in der die Unfähigkeit der privaten Absicherung noch nicht offenbar ist. Ist die PKV der letzte Rückzug?

PS: Ich sehe schon einen Professor in Köln unruhig werden, natürlich tue ich hier den Schadensversicherern unrecht und auch der Risikolebensversicherung. Denn das sind oft Verträge, die wir wirklich brauchen. Das ist ein Geschäft, das die Versicherer recht gut verstehen. Das ist eben der Bereich, aus dem die Versicherer auf jeden Fall ihre Existenzberechtigung ableiten können. Bei allem was mit Kapitaldeckung zu tun hat, wird es aber schwieriger…


Kommentare
Kommentar von Axel Kleinlein  am  18.03.2016 07:52
Sehr geehrte(r) MG,

aktuell ist mir nicht bekannt, dass ein PKV-Unternehmen auf Grund der aktuellen wirtschaftlichen Situation die Lage bedenklich sei oder an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Das bedeutet aber nicht, dass die Lage für die Versicherten auf Grund der steigenden Beiträge nicht bedenklich sein könnte. Nur weil es einem Unternehmen gut geht heißt das leider noch nicht, dass es auch den Versicherten gut ginge.
Beste Grüße
Axel Kleinlein
Kommentar von MG  am  14.03.2016 23:34
Sehr geehrter Herr Kleinlein,
als "Nicht-Informierter" zu den Themen PKV, aktuelle Situation der PKV-Anbieter und möglicher politischer Diskussionen zur PKV wird mir nicht deutlich, welche Verbesserungen für die PKV, die SPD verhindern möchte.
Können Sie sagen, welche Verbesserungen die PKV erhalten sollte?

Ich habe gehört, dass die Situation vieler PKV-Anbieter bedenklich ist, und das System auch am Rande der Leistungsfähigkeit.
Könnten Sie hierzu etwas sagen?

Besten Dank
Gruß
Kommentar von Werner  am  06.03.2016 12:59
Von großem Vorteil für uns Versicherte ist, dass es den BdV gibt und Herr Kleinlein so aktiv in dem Bereich ist. Im Bereich PKV bin ich allerdings der Meinung, dass die Bürgerversicherung die richtige Wahl wäre. Bürgerversicherung in der Arbeitgeben und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte der Beiträge zahlen. Allerdings sollte es keine Beitragsbemessungsgrenzen mehr geben Ein solidarische Bürgerversicherung in der de mit der Verdiensthöhe auch die Beiträge steigen, der stärkere zahlt für den schwächeren. Auch in Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung sind Beitragsbemessungsgrenzen fehl am Platz, wer mehr verdient zahlt mehr, das ist Solidarität. Im Bereich Krankenversicherung sollte weiter Zusatzversicherungen geben. Was ich im Bereich Zusatzversicherung bei der Krankenversicherungvermisse ist eine Zusatzversicherung nur für für ampulante Operationen, ohne sonstige Versicherungsbestandteile. Im Bereich gestzliche Krankenversicherung wäre eventuell noch zu überlegen, ob Beitragszahlungen auf Zinsen und sonstige Einnahmen erhoben werden sollten. Dies alles nach dem Solidaritätsprinzip, wer mehr Einkommen hat,kann mehr für die Krankenversicherungsbeiträge zahlen. Wern weniger Einkommen hat, soll weniger weniger Krankenversicherungsbeiträge zahlen. Zudem sollten alle Selbstständigen, Freiberuflichen usw. ebenfalls in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert sein. Eigentlich sollte dies auch für den Bereich der Beamten gelten, aber damit kenne ich mich nicht aus, sodass ich mir im Bereich der Beamten kein abschließendes Urteil bilden kann.

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