Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
Sie haben eine Frage oder Anregungen zum BdV-Blog? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!
„Kann man eigentlich noch den Abschluss einer Lebensversicherung empfehlen?“ oder „Rentiert sich die Riester-Rente noch?“ oder so ähnlich fragen Journalisten gerne. Ich fühle mich dann immer im Sinne von Evelyn Hamann bei Loriot angeregt einfach zu antworten: „Da regt mich ja schon die Frage auf!“
Denn das sind ja Suggestivfragen, in denen mir unterstellt wird, dass solche Verträge jemals empfehlenswert waren. Aber solche Verträge waren noch nie per se eine gute Wahl. Und zudem muss ich auch auf die beiden Fragen mit einem klaren „Nein“ antworten. Ähnlich, wenn ich gefragt werde, ob das mit der privaten BU-Absicherung im Großen und Ganzen eigentlich noch klappt. Auch dann gilt es „Nein“ zu antworten.
Im Großen und Ganzen hat die Versicherungswirtschaft also versagt, funktionierende private Lösungen zur Daseinsvorsorge anzubieten. Altersvorsorge und Invaliditätsabsicherung klappt halt nicht wirklich flächendeckend mit der privaten Versicherungswirtschaft. Die Versicherer können anscheinend keine Probleme der Daseinsvorsorge absichern. „Einspruch!“, höre ich da von der kleineren Versicherungslobby. Die PKV macht das doch ganz ordentlich! Oder?
Die Private Krankenversicherung (PKV) fristet im Vergleich zur Lebensversicherung ein echtes Schattendasein. Müsste sie aber nicht. Mit mehr versicherten Personen als es in Deutschland Gewerkschaftsmitglieder gibt, hat sie aber ein überraschend großes Gewicht. Trotzdem wird sie derzeit kaum wirklich wahrgenommen.
Daran ist hauptsächlich die Große Koalition schuld. Die SPD will ja unbedingt eine „Bürgerversicherung“ und hat deshalb verboten, dass in dieser Legislatur irgendwelche Verbesserungen für die PKV beschlossen werden könnten. Auch den Versicherten darf daher nichts Gutes getan werden. Streng nach der Devise: „Wenn man den PKV-Versicherten hilft, dann wollen die womöglich gar nicht so gerne in eine Bürgerversicherung“.
Die Opposition aus Grünen und Linken ist auch nicht wirklich mit Feuereifer am Thema. Das mag auch daran liegen, dass auch die nicht wirklich sagen können, wie deren Idee einer „Bürgerversicherung“ eigentlich funktionieren soll.
Aber auch die CDU will das Thema nicht so richtig anpacken. Bei den Lebensversicherern ging schon vieles schief. Da will man nicht noch die gleichen Diskussionen über die PKV-Unternehmen führen. Denn die niedrigen Zinsen setzen auch den PKV-Unternehmen zu. Massive Probleme mit überzogenen Provisionen kennen wir auch aus der Vermittlung von PKV-Tarifen. Und auch in Sachen Transparenz sieht es oft böse aus bei den PKV-Tarifen. Eine ernsthafte Gemengelage, die das Renommee der Lebensversicherer schon ins Wanken gebracht hat.
Noch kann sich die PKV also in Sicherheit wiegen und muss sich keiner ernsthaften politischen Diskussion stellen. Dabei ist sie die letzte Sparte, in der die kapitalgedeckte Vorsorge noch nicht als akutes Problem angesehen wird.
Eigentlich sollte die Versicherungswirtschaft stolz darauf sein, dass es wenigstens noch die PKV gibt, in der die Unfähigkeit der privaten Absicherung noch nicht offenbar ist. Ist die PKV der letzte Rückzug?
PS: Ich sehe schon einen Professor in Köln unruhig werden, natürlich tue ich hier den Schadensversicherern unrecht und auch der Risikolebensversicherung. Denn das sind oft Verträge, die wir wirklich brauchen. Das ist ein Geschäft, das die Versicherer recht gut verstehen. Das ist eben der Bereich, aus dem die Versicherer auf jeden Fall ihre Existenzberechtigung ableiten können. Bei allem was mit Kapitaldeckung zu tun hat, wird es aber schwieriger…