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Kleinleins Klartext

Lieber Stephan,

Lieber Stephan,

 07.01.2022  Kleinleins Klartext  5 Kommentare  Axel Kleinlein

Lieber Stephan,

lange Zeit haben wir nichts voneinander gehört. Erst einmal nachträglich ein kleines Weihnachtsgeschenk an dich: Ich promote mit diesem Blogbeitrag mal wieder ein Video von dir. Nett von mir, oder? Du hast dich ja mit diesem etwas kruden Video zur WISO-Riester-Reportage zurückgemeldet…

Ich freue mich, dass es dir anscheinend recht gut geht. Auch freue ich mich, dass du dich um meine Gesundheit sorgst. Ich kann dich beruhigen. Auch wenn du befürchtest, mir wäre immer schlecht, dem ist nicht so. Mir geht’s ganz gut.

Heute geht es mir aber darum, dir zu helfen und eine Sache mal richtig zu erklären: die Indexpolicen mit Indexpartizipation. Die sind ja sehr zentral in deinem Video und da kann ich dich mit Know-how unterstützen.

Erst einmal machst du dich in dem Video immer wieder ganz süß darüber lustig, dass wir Verbraucherschützer keine Experten seien und wir „echt nix können“. Und durch den WISO-Beitrag würde dann „maximale Verwirrung“ herrschen. Dabei arbeitest du dich schwer daran ab, dass da große Unterschiede zwischen fondsgebundenen Versicherungen, Fondssparplänen und Indexpolicen mit Indexpartizipation bestehen würden. Dass die alle nicht miteinander vergleichbar sind, damit hast du zumindest recht.

Du hast es leider nicht verstanden

Aber diese Verträge mit der Indexpartizipation hast du aber dann leider nicht verstanden. Dein Schaubild ist zwar nett und eindrucksvoll. Aber leider falsch. Denn bei derartigen Verträgen ist ja gar nicht vereinbart, dass die Überschüsse, wie von dir dargestellt, bei einer Investmentbank zum Zocken investiert werden! So wird das vielleicht in den Hochglanzprospekten der Versicherer dargestellt. Aber in echt läuft das viel profaner.

Denn bei einer Indexpolice müssen sich die Versicherten entscheiden, ob sie die „normale“ Überschussbeteiligung bekommen wollen oder aber eine Überschussbeteiligung, die sich an einem Index orientiert. Steigt der Index, dann gibt es bei dieser Variante eine Überschussbeteiligung, steigt der Index nicht, dann gehen die Versicherten in diesem Jahr leer aus.

Was Du verschweigst

Was du die ganze Zeit verschweigst: Damit die Versicherten nicht zu viel bekommen könnten – falls der Index durch die Decke geht, setzt das Versicherungsunternehmen einen „Cap“. Der führt dazu, dass es nur eine eingeschränkte Überschussbeteiligung bis zu diesem „Cap“ gibt. Bei der Allianz „IndexSelect“ gibt es derzeit zum Beispiel maximal 3,5 %. Also: Auch wenn der Index sehr gut läuft, gibt es derzeit maximal 3,5 % (das ist immer noch unter der Inflation). Und dieser Cap wird jedes Jahr immer wieder neu vom Versicherer festgelegt! Deswegen ist die Gefahr für den Versicherer sehr gering, dass die Versicherten wirklich mal eine überraschend hohe Überschussbeteiligung bekommen könnten. Wenn du den Cap aber verschweigst, dann fehlt ein ganz wichtiges Element bei der Erklärung dieser Indexpolicen!

Kokolores & Show

Und weil diese Partizipation über den Cap so leicht eingeschränkt werden kann, müssen die Versicherer auch gar nichts bei einer „Investmentbank“ anlegen (auch wenn du das so darstellst) und es braucht auch keine Zertifikate und keine Hebelmechanismen. Der ganze von dir vorgestellte komplizierte Kokolores ist nur Show, um die Versicherten (und womöglich auch dich) zu verwirren. Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen erklären. Wenn nicht, melde dich!

Es gibt dann noch so einiges anderes in deinem Video, bei dem ich dir gerne helfen würde. Aber das führt jetzt hier zu weit.

Eine Frage habe ich aber dann doch noch an dich: Bei so ziemlich allen Videos von dir, in denen du dich mit Riester-Renten beschäftigst, machst du am Schluss klar, dass du von der „fondsfinanz“ unterstützt wirst. Bei diesem Video aber nicht – obwohl da das Logo von „fondsfinanz“ schemenhaft immer wieder eingeblendet ist. Haben die sich kürzlich von dir getrennt? Oder hast du es einfach vergessen, darauf hinzuweisen, dass du von diesem Unternehmen Geld bekommst? Immerhin profitieren die ja davon, wenn du fleißig Werbung für den Abschluss von Riester-Verträgen machst!

Ich wünsche dir ein schönes 2022!
Dein Axel

PS: Ich hoffe, dir geht es auch jetzt noch gut und du gehörst nicht zu den Silvester-Bölleropfern, denn du bist ja anscheinend ein leidenschaftlicher Knaller - zumindest machst du ja auch Werbung für Feuerwerke.
;-)

Links:

Die original Doku vom ZDF

Stephans neustes Video zur Doku

Darin:
„Warum dem Axel eigentlich nicht die ganze Zeit schlecht ist“ (25:20 Min)
„Ihr könnt echt nix“ (07:20 Min)
„Maximale Verwirrung“ (10:10 Min)
Und Stephans Erklärungen zur „Indexpolice mit Indexpartizipation“ (7:40 Min ff.)

Stephan Peters link-tree

 

 


Kommentare
Kommentar von Andi  am  14.02.2022 10:05
@Herr Hansert

Falls Sie keinen Riester-Vertrag besitzen wird es Sie vielleicht wundern (ansonsten sehen Sie es ja selbst jährlich): Die Kosten sind schon jetzt extrem transparent in einer Kontenlogik für das jeweilige Jahr dargestellt, d.h. Sie sehen jetzt schon was das Anfangskapital war, was über eigene Beiträge oder Zulagen hinein geflossen ist und was an Abschlusskosten (lediglich in den ersten 5-10 Jahren) oder Verwaltungskosten abfließt. In meinem Fall waren das im letzten Berichtsjahr 124 EUR, was umgerechnet auf den jährlichen Beitrag 5,9% waren ODER umgerechnet auf das mittlere Kapital des Jahres 0,3%. Das war wohlgemerkt kein Vertrag zu Mitarbeiter-Konditionen, sondern ein jedem Kunden zugängliches Produkt mit damals noch 3,25% Garantiezins.

Ich weiß echt nicht, worauf Sie hinaus laufen mit der Bezeichnung "Mogelpackung" für den Garantiezins? Ja, es gibt Kosten, die von den Beiträgen abgehen (wie bei jedem Finanzintermediär), aber das ist doch längst bekannt. Angesichts der Zinslage sind eben derzeit nur noch 0,25% Garantiezins drin - das ist aber ja längst nicht mehr das Verkaufsargument, sondern eher eine Überschussbeteiligung von bis zu 3% insgesamt unter Nutzung anderer Assetklassen, die dem normalen Kunden ansonsten kaum zugänglich wären. Wo finden Sie heute sonst noch weitgehend sichere positive Nominalverzinsungen? Sicher insofern, weil die ÜB der Lebensversicherer in D in der Regel jährlich nur Anpassungen in der Größenordnung von 0,25% oder weniger vorgenommen haben und weil noch nie ein EUR Zinsgarantien ausgefallen ist.
Kommentar von Philipp Hansert  am  13.02.2022 20:19
Kein Problem Herr Andi,

ich stehe zu meinem Wording mit dem "abknapsen", denn für gute Arbeit oder ein gutes Produkt bezahle ich gerne. Die Berechnungsmethoden der Höhe sogenannter Garantiezinsen, dass das Ergebnis schön aussieht sind mir bekannt. Ich denke dass das Garantiezinsversprechen der Versicherer eine Mogelpackung ist, hat sich mittlerweile auch zur Genüge rumgesprochen. Wir ändern es nicht.

Bei der langen Laufzeit einer Sparphase und der Regression zum Mittelwert sind 40% Einbruch in einem Jahr für Altersvorsorgezwecke m.E. überschaubar, diesen Sachverhalt würde ich bei dieser Thematik doch nicht so ganz außer Acht lassen wollen.
Ich für meinen Teil frage mich eher wie hoch wohl die Toleranz eines Versicherungsnehmers sein wird, wenn man aufzeigt wie teuer Riester-Renten erkauft und durch die Förderung subventioniert sind.
Vielleicht ist das aber auch eine weitere Expertise der Versicherer.
Kommentar von Andi  am  09.02.2022 13:52
@Herr Hansert:

Auch wenn ich eigentlich maximal vom Vertrieb unserer Produkte entfernt bin, wundert mich Ihr Wortschatz schon sehr: "eine Provision von einem ... Verbraucher abzuknapsen"?
Was ist denn eine Provision: Das ist die Entlohnung für die Arbeit der Beratung und der Vertragsvorbereitung. Ich weiß nicht, ob Sie kostenlos arbeiten - zumunten möchte ich es zumindest weder Ihnen noch anderen.

Eine Aktienrente kann für manche das richtige Instrument sein (wobei da meistens nur bis zum Rentenbeginn gedacht wird, aber man braucht ja eine lebenslange Auszahlung, aber das nur am Rande). Nicht jeder verkraftet aber die Tatsache, dass dieses Rentenkapital auch mal schnell in einem Jahr 40% verlieren kann. Daher sind Lösungen für die individuelle Risikotoleranz jedes Bürgers nötig und hier kommt die Expertise der Lebensversicherer wieder im Spiel, die seit teilweise 150 Jahren zeigen, dass sie das können. Dass Riester-Kunden zum Beispiel beim Fonds-Sparplan (viele Anbieter konnten die Garantie nicht mehr halten oder mussten prozyklisch umschichten) oder klassischen Sparplan weniger gut aufgehoben waren als bei einer LV gehört auch zu den Erkenntnissen der letzten 20 Jahre!
Ich erfreue mich bei meinem Riester Vertrag jedenfalls an jährlich 3,25% Garantiezins, transparenten Kosten von im letzten Jahr etwa 0,3% auf das mittlere Vermögen sowie staatliche Förderung + Steuervorteile (und das sogar ohne Bonus eines Versicherungsmitarbeiters).
Kommentar von Philipp Hansert  am  23.01.2022 10:50
Herr Kleinlein bringt es wieder einmal auf den Punkt. Es ist einfach hanebüchen das immer noch ein paar Versprengte glauben, das schon lange gescheiterte Riester-Konzept wie auch immer schön zu reden um auf Teufel komm raus noch irgendwo eine Provision von einem(r) irregeleiteten Verbraucher*in abzuknapsen.
Warum schafft man das ganze weltfremde, umständliche Potpourri aus bAV, Rürup und Riester welches im Zuge der Agenda 2010 auf die Straße gebracht wurde nicht endlich ab und führt die bereits angedachte billige, aktienbasierte Rente ein?
Die Anschubfinanzierung hierfür, kann aus der konsequenten Rückforderung des CumEx Schadens geleistet werden.
Kommentar von Andi  am  07.01.2022 10:45
Stephan bringt es sehr zutreffend und unterhaltsam auf den Punkt.

Noch ein inhaltlicher Fehler hier unabhängig davon wie sinnvoll so ein MONATLICHER Cap für eine Altersvorsorge ist: Es ist eben MONATLICH, und nicht jährlich begrenzt, dass der Kunde 3,5% Performance mitnimmt, theoretisch also 42% p.a. (was wiederum aber natürlich unrealistisch ist, weil der Markt nie 12 von 12 Monaten im Jahr so steigen wird). Natürlich kann man keine voll Partizipation erwarten, denn dafür müsste man eine Optionsprämie von jährlich ca. 7-10% (je nach aktueller impliziter Vola der Derivatemärkte) hinlegen, zur Verfügung stehen aber nur ca. 2-3% Gesamtverzinsung.
Da der Kunde aber ja nicht an negativen Verläufen eines Jahres beteiligt ist, ist die Partizipation deutlich unter 100% völlig in Ordnung und fair.

Und selbstverständlich wird diese recht komplexe "Cliquet-Option" bei Investmentbanken in der Regel eingekauft vom Versicherer. Sinnvoller und transparenter wäre es eigentlich, Plain-Vanilla-Call-Optionen zu verwenden, dann wäre man immer noch mit ca. 30% an der positiven Performance des Aktienmarkts beteiligt und die Jahre mit Verlusten spart man sich - insgesamt für einen risikoaversen Kunden aber eine gute Sache, die ihn langfristig (wegen der besseren Performance in den negativen Jahren) über 50% der Börsen-Performance mitnehmen lässt ohne nominales Verlustrisiko!
Ist nur dem Kunden nicht so einfach zu erklären, dass er jedes Jahr dann logischerweise eine andere Partizipationsquote erhalten muss. Deshalb wäre mehr Finanzbildung auch im natürlichen Interesse der Versicherer, um gute Lösungen auch auf die Straße zu bringen.

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