Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
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„Ihr macht doch die Aktion gegen Riester, oder?“ fragen die einen. „Du willst doch, dass das mit Riester endlich aufhört!“ erklären mir andere. Und dann wird auch noch immer wieder behauptet, ich würde mich für „Stoppt Riester!“ starkmachen.
Stimmt alles nicht.
Weder bin ich gegen Riester noch will ich Riester stoppen und erst Recht möchte ich kein Ende von Riester. Walter Riester ist ein honoriger Politiker, dem ich alles Gute wünsche, der nicht nur sehr nett und gastfreundlich, sondern auch ein zuweilen kluger Politiker ist und in seiner Zeit als Bundesminister auch hehre Absichten hegte.
Bevor ich aber zu sehr ein Loblied auf den ehemaligen Arbeitsminister singe: Er hat sich leider von der Finanzindustrie zu sehr über den Tisch ziehen lassen – böse Zungen sagen gar, sie hätte ihn dann später gekauft und für ihre eigenen Zwecke als Altersvorsorge-Maskottchen für Selfies mit Vermittlern eingesetzt. Um ganz genau zu sein: Als Walter Riester die nach ihm benannte Altersvorsorge entwickelt hat, hat er sich von der Versicherungswirtschaft so einlullen lassen, dass die damalige Rot-Grüne-Koalition die Riester-Rente gebar. Man beachte den Zusatz „Rente“.
Und das ist genau das entscheidende Wörtchen – die „Rente“. Es wäre alles vermutlich deutlich besser gegangen, wenn sich Walter für eine Riester-Vorsorge und nicht nur eine Riester-Rente stark gemacht hätte. Der Unterschied? Bei der Riester-Rente müssen die Sparbemühungen am Schluss immer in eine Rente münden. Und in der deutschen Privatwirtschaft dürfen nur Lebensversicherer solche Renten anbieten. Damit war von vornherein klar, dass bei jeder Riester-Rente immer eine Lebensversicherung mitverdient.
Das Konzept der Riester-Rente ist also darauf ausgelegt, in jedem Fall den Versicherungsunternehmen das Geschäft zuzuschieben. Und die Versicherer müssen sich darum gar nicht bemühen, denn das steht ja so im Gesetz. Es wurde zwar so getan, als könne man auch bei einer Bank oder Fondsgesellschaft einen Vertrag abschließen. Am Schluss ist man aber immer in den Fängen der Versicherer – so sieht es das Gesetz vor. Klar, es gibt wenige Ausnahmen. Bei der selbst genutzten Immobilie kann man vor den Versicherern fliehen (ist kompliziert und steuerlich aufwendig) oder man hat sowieso sehr wenig gespart, dann wird man auch freigelassen und bekommt das angesparte Geld auf einen Schlag (dann hat man aber eben auch wenig gespart und hat nicht viel davon).
Das Problem bei der Riester-Rente ist also nicht „Riester“, sondern die „Rente“. Natürlich gibt es jetzt diejenigen die sagen, man dürfe doch alten Menschen nicht selber die Entscheidung über das freiwillig angesparte Geld überlassen. Denn diese alten Leute würden ja nicht vernünftig mit Geld umgehen können. Alte Menschen würden alles auf einmal verprassen und dann der Allgemeinheit auf der Tasche liegen. Weil es ja selbsterklärend ist, dass Menschen, die in ihrem Arbeitsleben finanziellen Verzicht übten und finanzielle Vernunft zeigten, jetzt auf einmal zu Finanz-Idioten mutieren, nur weil sie 67 Jahre alt werden.
Ich persönlich glaube, dass man auch älteren Menschen zutrauen kann, vernünftig mit Geld umzugehen. Ich glaube, dass man auch alte Menschen nicht dazu zwingen sollte, unbedingt bei einer Lebensversicherung eine teure Rente zu kaufen. Das Problem sind die Versicherer, das Problem ist der Zwang, eine Rente zu kaufen. Deshalb bin ich auch sofort dabei, wenn es darum geht, zu fordern: „Stoppt die Riester-Rente!“ und „Beendet die Riester-Rente!“.
Und genau das haben wir auch zum zwanzigsten Jahrestag der Riester-Rente gemacht! Zusammen mit den Chefs vom vzbv und der Bürgerbewegung Finanzwende, mit Klaus Müller und Gerhard Schick, habe ich vor dem Kanzleramt das Ende der Riester-Rente gefordert.
„Stoppt die Riester-Rente!“ Aber dem Walter, dem will ich nichts Böses.
PS: Wenn auch Sie das Ende der Riester-Rente fordern, dann unterschreiben Sie doch unsere Petition, die wir zusammen mit vzbv und der Bürgerbewegung Finanzwende auf den Weg gebracht haben. HIER können Sie einfach unterschreiben.
Hintergrund zu unserer Aktion „Stoppt die Riester-Rente“:
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