Wir geben Einblicke in die Versicherungswelt - von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zinszusatzreserve.
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…oder wie Millionen Kund*innen enteignet wurden um die Rechenfehler der Versicherer auszugleichen.
Es war einmal….
… eine glückliche Welt mit blühenden Landschaften und gutverdienenden Menschen. Und auch die Zinsen flossen üppig und ließen alle von hohen Renditen träumen. Da kamen pfiffige Bänker*innen und wollten an das Geld der Menschen und versprachen: „Gebt uns euer Geld! Denn wir können noch mehr Zinsen für euch erzielen!“ Denn es dürstete die Bänker*innen nach Profit, sie wollten das Geld. Und sie versprachen sehr hohe Zinsen.
Aber da kamen dann auch pfiffige Versicherer und waren eifersüchtig auf das Geld. Und die Weisen und Klügsten der Versicherer überlegten sich, dass sie ja auch mit hohen Zinsen werben könnten. Nicht ganz so hoch wie die Bänker*innen, aber immerhin doch auch vier Prozent. „Gebt euer Geld doch besser uns! Ihr bekommt zwar nur vier Prozent, und das auch nur auf den Sparanteil, aber das garantieren wir Euch! Garantiert!“ So warben alsdann die pfiffigen Versicherungsvertreter*innen. Und sie waren erfolgreich und sie sammelten viel Geld ein. Milliarde um Milliarde floss in die Schatullen der Versicherer.
Und obwohl die Versicherer viele Gewinne machten, gaben sie den Kund*innen am Vertragsende nicht alles heraus. Besonders den einen Teil dessen, was sie erwirtschafteten, behielten sie ein: die Bewertungsreserven. Anfänglich wussten die Kund*innen nichts von diesem Geld und grämten sich nicht. Und umso mehr freuten sich die Versicherer, konnten sie sich doch satt an diesen Geldern laben, von denen die Kund*innen noch nicht einmal etwas ahnten.
Leise Stimmen warnten aber die Versicherer: „Was wollt ihr tun, wenn die Zinsen nicht mehr üppig fließen?“, denn sie konnten sich daran erinnern, dass die sprudelnden Zinsen erst für kurze Zeit so hoch waren und dass nur wenige Jahrzehnte zuvor die Zinsen sehr niedrig waren. „Was wollt ihr dann tun?“ Und die Weisen und Klügsten der Versicherer sagten: „Et is noch immer jut jejangen“. Und beruhigten sich gegenseitig, dass sie ja so klug und weise wären. Und weil sie so klug und weise waren, hatten sie sich auch einen ganz tollen Namen für ihren Beruf gegeben, denn sie nannten sich Aktuar*innen.
Und es kam wie es kommen musste. Die Schatullen waren gefüllt und quollen fast über vor Geld, aber die Zinsen ließen nach. Wo einst üppige Prozente Glück versprachen, waren es nun nur noch dürre Gelder, die als Zinsen flossen. Der Niedrigzins kam über die einst blühenden Landschaften! „Niedrigzins!“ Unter den Weisen und Klügsten der Versicherer, unter den Aktuar*innen, ist dieses Wort einer der übelsten Flüche!
Denn just als sich der Niedrigzins anschickte, sprachen ein paar Verbraucherschützer den Fluch der „Bewertungsreserven“ aus. Und mit der Hilfe der Knute der Richter und Büttel zwang dieser Fluch die Versicherer, den Kund*innen mehr Geld zu geben als zuvor. Denn nun mussten sie zusätzlich zu den mittlerweile kärglichen Erträgen auch noch die Bewertungsreserven zusätzlich auszahlen! Dies war zwar nur recht und billig, gehören die Bewertungsreseven doch den Kund*innen. Aber die armen Versicherer wurden nun gezwungen, auch einen Teil dieses Geldes an die Kund*innen zu geben.
Wie nun aber auch noch zusätzlich der Fluch der Niedrigzinsen über das Land kam, wussten sich die Weisen und Klügsten der Versicherungsunternehmen, die Aktuar*innen, nicht mehr anders zu helfen. Sie greinten und klagten, sie heulten und weinten bitterlich: „Wir haben zu viele Zinsen versprochen, jetzt wissen wir nicht mehr weiter!“ Obwohl sie Aktuar*innen sind, die Weisesten und Klügsten der Versicherer, wussten sie sich nicht mehr zu helfen und baten den Regenten und das Parlament um Hilfe. „Helft uns, denn wir haben zu hohe Zinsen garantiert!“
Und Regent und Parlament hatten ein Einsehen und sprachen ihren Zauber. „Wir verfügen, dass ihr zusätzliche Reserven bilden sollt, damit ihr damit dann diese Garantien zahlen könnt. Dann wird alles gut“ , verfügten sie. Das Grauen wurde aber so nur noch größer! „Wie sollen wir das bezahlen!“ klagten die Aktuar*innen und schüttelten sich vor Pein und Schmerz. Und Regent und Parlament hatten erneut ein Einsehen und sprachen den zweiten Zauber: „Wir verfügen, dass ihr einen großen Teil der Bewertungsreserven nehmen könnt, solange ihr diese Reserven bildet!“
Eigentlich durften Regent und Parlament das aber gar nicht tun. Denn eigentlich konnten sie ja nicht über Geld bestimmen, das nicht ihnen gehört, sondern den Versicherungskund*innen! Aber es war ein mächtiger Zauber, der sehr selten gesprochen wird – es ist der Zauberspruch der „Enteignung“, der mit Donnergrollen die Versicherungskund*innen um Milliarden betrog und noch immer betrügt.
Und so geschah es dann auch. Die Versicherer zahlen fortan nur noch ganz geringe Bewertungsreserven an die Kund*innen. Das, was sie einsparen, nehmen sie, um damit die Reserven zu füllen. Und diese Reserven nehmen sie, um die Zinsen zu begleichen, die sie vor langer Zeit garantiert haben. Und so kam es, dass die einen Kund*innen auf viel Geld verzichten müssen, damit die Garantien der anderen bezahlt werden können.
Ein ketzerischer Aktuar fragte dann seine Berufsgenoss*innen: „Also, wir nehmen den Kund*innen die Bewertungsreserven weg, damit wir die Garantien bezahlen können. Aber dann sind das gar keine echten Garantien, für die wir geradestehen! Denn die Kunden, die auf die Bewertungsreserven verzichten, bezahlen die Garantien der anderen Kunden! Und die Versicherungsunternehmen zahlen dann nichts mehr!“ Das machte die anderen Aktuar*innen aber wütend! Und sie schimpften mit ihm, denn natürlich hat er Unrecht:
„Wir zahlen viel! Für unsere Aktionäre! Für unsere Vorstände! Für unsere Vermittler! Und auch für dich, lieber Aktuarskollege!“ Und so hat auch der ketzerische Aktuar ein Einsehen, dass es richtig ist, wenn die Kunden enteignet werden, um die einst zu hoch einkalkulierten Garantien begleichen zu können. Irgendjemand muss ja zahlen, wenn sich jemand verrechnet!