Menu
Versicherungen verstehen

Am 8. März ist Weltfrauentag

Am 8. März ist Weltfrauentag

 08.03.2021  Versicherungen verstehen  2 Kommentare  Claudia Frenz

An diesem Tag widmen wir uns gerne dem Versicherungsschutz für Frauen. Denn Frauen sind immer noch mehrheitlich für die Care-Arbeit zuständig, das heißt für die Betreuung der Kinder und die Pflege von Angehörigen. Entsprechend haben sie meist eine andere Erwerbsbiografie als Männer, was bei der Altersvorsorge und dem Versicherungsschutz berücksichtigt werden sollte. Heute wollen wir diesen Tag jedoch einmal nutzen und uns dem Gendern widmen. 

Der BdV hat bereits vor einigen Jahren die gendergerechte Schreibweise eingeführt, wir nutzen zum Beispiel das Gender-Sternchen *.
Auch wir sind da sicherlich noch nicht perfekt unterwegs. Und werden regelmäßig von einigen unserer Mitglieder dafür scharf kritisiert. Aber die kontroversen Diskussionen in den letzten Monaten zeigen, dass dieses Thema auch gerade erst an Fahrt aufgenommen hat. Wir diskutieren dazu intern selbst regelmäßig und wollen uns hier weiterentwickeln. So ließen sich einige Bezeichnungen, wie zum Beispiel der Begriff Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung zwar gendergerecht schreiben, sie sind aber feststehende und damit rechtsverbindliche Begriffe, die deshalb in ihrer bisherigen Form belassen werden müssen.

Sprache ist lebendig

Aber eine Sprache ist ja lebendig und entwickelt sich stetig weiter. Wir sind sicher, dass sich in den nächsten Jahren insbesondere beim gendergerechten Schreiben und Sprechen noch einiges tun wird, sich viele Menschen aber auch erst daran gewöhnen müssen.

Die Diskussion aber und auch die Umsetzung ist erfreulicherweise bereits im Gange. So etwas geht halt nicht über Nacht, sondern ist ein Prozess. Auch wir mussten uns in der Anfangszeit erst an das Gendern herantasten und einen Weg finden, um Texte auch gendergerecht lesbar zu halten. Dabei gab es manch kuriose Ergebnisse und Stilblüten in unserem Gendereifer: Mitglieder*innen etwa gibt es nicht. Auch juristische Personen werden nicht gegendert, der Gesetzgeber heißt also auch weiterhin so. Rechtsbegriffe, die feststehen, sollen so genannt werden, wie sie in den Rechtsvorschriften stehen – er oder sie schließen also auch weiterhin eine Bauherrenhaftpflichtversicherung ab.
Geschmeidig sind die Texte zugegebenermaßen nicht immer. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Und auch im Radio oder in TV-Beiträgen hört man das Gendern immer öfter. Und das ist wichtig, denn nur so kann man Frauen sichtbarer machen und damit die Gleichstellung stärken. Das generische Maskulinum, das gerne angeführt wird, weil es (maskuline) Personen- oder Berufsbezeichnungen geschlechtsneutral gebraucht, also auch die weiblichen Berufsbezeichnungen mit meint, führt nach Meinung vieler Menschen nicht weiter, da mit dem Gebrauch automatisch ein männliches Bild vor Augen steht. Wie sich aus dieser kurzen Skizze schon sehen lässt: es ist kompliziert.

Des einen Freud, des anderen Leid

Wir werden auch weiterhin gendergerecht schreiben und uns den kritischen Rückmeldungen dazu stellen. Der Dialog und die Auseinandersetzung mit dem Thema sind in vollem Gange. Auch wenn das „Gendersternchen-Deutsch“ manch einem oder einer „tierisch auf den Geist geht“, wie uns gerade kürzlich ein Mitglied schrieb. So ist das in einem offenen Diskurs. Und das ist auch gut so!

Allen Frauen und Männern daher heute einen schönen Weltfrauentag!


PS Der BdV ist ein weltoffener Verein. Ich persönlich finde das toll und freue mich, dass ich hier arbeite. 1A mit *!
PPS Eine Alternative, die auch diskutiert wird, ist die Ablösung des generischen Maskuliniums durch das generische Femininum. Lesetipp: "Eine muss den Anfang machen". 


Kommentare
Kommentar von Friederike  am  12.03.2021 13:53
Gut gebrüllt Löwin!

Gendern mag für unsere Ohren albern klingen, liest sich sperrig, ist nie komplett richtig und ist insgesamt kompliziert - ja, das ist so.

Aber ob man es nun befürwortet oder dagegen ist, den Anlass dafür möchten wir doch alle beseitigen: die offensichtliche und versteckte Benachteiligung von Frauen. Gendern ist nur einer von vielen Wegen, darauf aufmerksam zu machen.

Also lasst uns die Gender-Diskussion als den Nebenschauplatz behandeln, der sie ist. Lasst uns statt dessen lieber unsere Energie darauf richten, das Grundproblem zu lösen: alle Menschen unabhängig von Ihrem Geschlecht gleich zu behandeln.
Kommentar von Christian Gülich  am  09.03.2021 14:41
Da der BdV sich in diesem Blogbeitrag zum Thema Weltfrauentag nicht nur hinsichtlich Versicherungen und Altersvorsorge, sondern in allgemein-politischer Art und Weise zum Thema gegenderte Sprache äußert und zur Diskussion auffordert, möchte ich auf diesen kürzlich von einer Kommentatorin der Tageszeitung DIE WELT verfassten Gegenstandpunkt verweisen (Rieke Hümpel am 24.2.2021).
So schreibt sie u.a.: "Thema verfehlt - Gendern schadet der Emanzipation eher. Ich möchte als Frau zumindest nicht permanent in meiner Geschlechterrolle angesprochen werden. Das ist nicht emanzipiert. Es klingt, als seien Frauen eine Opfergruppe, die besondere Ansprache benötigt. Ich bin aber überhaupt kein Opfer gewesen".
Weiter führt sie aus: "Aufsplittung und Sexualisierung durch die Sprache. Wenn ich an Schlittschulläufer auf einem See denke, so stelle ich mir Frauen, Männer und Kinder in Winterkleidung vor, die über das Eis gleiten... Wenn künftig von Schlittschuhläufern und Schlittschuhläuferinnen die Rede ist, sehe ich keine Menschengruppe mehr. Die Kinder fehlen. Die Diversen übrigens auch."
In ihrem Kommentar gibt sie viele Beispiele, wie die Sprache weiter verfälscht wird, und sie macht deutlich, dass das dahinter eine autoritäre Grundhaltung zum Ausdruck kommt. "In diesem Moment beginnt die eingeplanzte Sprachreform übrigens eine Eigendynamik zu entwickeln. Schwuppdiwupp wird die Gender-Sprache zur Waffe in der Hand von Bürokraten ... und sonstigen unfreien Geistern. Plötzlich wird der herkömmliche Sprachgebrauch verpönt, schnell ist man Nazi oder frauenfeindlich. Es ist erschreckend, wie anti-liberal die Debatte läuft."
Deshalb ist auch die Argumentation, bei Benutzung des generischen Maskulinums würde "automatische ein männliches Bild vor Augen" stehen, nicht überzeugend. Das passiert nämlich nur dann, wenn etwa das Wort "Schlittschuhfahrer" auf einem zugefrorenen See (wenn dort Männer, Frauen und Kinder gesehen werden können) gezielt feministisch uminterpretiert wird. Erst durch diese Uminterpretation kommt es zur angeblichen Exklusion von Frauen, die durch den traditionellen Wortgebrauch gar nicht gegeben ist.
Abschließend folglich die Gegenfrage: ist die Ablösung des generischen Maskulinums durch das generische Femininum wirklich mehr als reine Provokation? Ist das Matriarchat per se besser als das Patriarchat? Geht es nur um eine Umkehrung der Verhältnisse oder um eine wirkliche Verbesserung der Verhältnisse, dort wo Frauendiskriminierung noch tatsächlich vorhanden ist (z.B. Zwangsprostitution)?

Eigenen Kommentar abgeben
Name (Sie dürfen auch ein Pseudonym angeben)
E-Mail* (wird nicht veröffentlicht)
Ihr Kommentar*
 

Mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.

Mit Absenden eines Kommentars erklären Sie sich mit den rechtlichen Hinweisen und den Kommentarrichtlinien einverstanden.